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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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meinem Lande nichts anhaben werden. Das müßte reichen, wenn mich der König bitten sollte, mit ihm nach Rom zu ziehen, und ich weit weg von Magdeburg bin.«
    Das lobten alle, doch der Bürgermeister konnte nicht umhin, ihm noch eine andere große Sorge vorzutragen.
    »Aber wer schützt uns jenseits der Elbe wider die Gefahr aus dem Brandenburgischen, so Ihr in Italien seid?«
    Der Erzbischof hob ein wenig verärgert den Kopf. »Habt Ihr denn bislang auch ein jedes Mal Euren Bischof gerufen, wenn ein Schnapphahn eine Herde weggetrieben hat?«
    »Dafür, hoher Herr, reichen die Ritter aus, die in den Grenzburgen liegen. Nicht jedoch für die viel größere Gefahr, die uns von dort zu drohen scheint.«
    »Was meint der Mann damit?« fragte Otto seinen Kanzler.
    »Halten zu Gnaden«, nahm der das Wort, »aber an Brandenburg zu grenzen ist derzeit so, als wenn man in einem guten Hause wohnte, die Hütte nebenan aber in Flammen aufginge.«
    »Die brandenburgischen Wirren müssen endlich geschlichtet werden!« fiel der Bürgermeister ein.
    »Der Teufel mag den Märkern helfen!« rief Kurt von Alvensleben.
    »Oder ihr toter Markgraf«, lachte der Erzbischof.
    Jakob Rehbock bewegte sich mit seinem Troß, der inzwischen auf ein Dutzend angewachsen war, auf Magdeburg zu. Von Bärwalde aus war er in den Fläming zurückgegangen, um dort zu beginnen, wo die Bäuerin Riksa ihn mit Waldemar verwechselt hatte. Mit dem echten Ring am Finger war er vor sie hingetreten.
    »Du hattest recht, und ich bekenne jetzt, der echte Markgraf Waldemar zu sein. Einen toten Bettler haben wir damals in meine Gruft gelegt – und ich bin nach Jerusalem gezogen. Nun bin ich zurück, um mein Land zu erretten. Hier, sieh den Ring mit meinem Siegel.«
    Da war sie vor ihm niedergesunken und hatte Gottes Segen für sein großes Werk erfleht.
    Von Stund an hatten sie es in alle Dörfer, Burgen und Städte getragen, Bauern, reisende Händler, Gaukler, Sänger, Mönche und Ritter: »Markgraf Waldemar ist wieder da!« Wie ein Lauffeuer hatte es die Mark erfaßt, und es gab überraschend viele Leute, die auf seine Karte setzten. Zwei aber hatten sich als besonders nützlich erwiesen: Henning von Nienkerken, ein Ritter, und Elisabeth, eine Begine aus Berlin.
    Henning von Nienkerken hatte sich mit Friedrich von Lochen, dem Feldhauptmann Ludwigs, heftig überworfen und darauf mit den Wittelsbachern gebrochen. Er war klein, vorlaut und über alle Maßen pfiffig, sein Spott machte vor nichts und niemandem halt, und mit allem, was am Hofe Ludwigs geschah, war er bestens vertraut. Er kannte jeden, sorgte stets für gute Laune und hatte eine wahre Meisterschaft in der Kunst entwickelt, auf die Leute zuzugehen und sie für ihre Sache zu gewinnen, insbesondere die Ritter im Lande. Schnell faßten sie Vertrauen zu ihm – und damit auch zu Rehbock – oder dem alten Waldemar, wie sie glaubten.
    Nur einen Fehler hatte Henning von Nienkerken, und Rehbock kannte ihn genau: Er glaubte nicht an das Märchen vom heimgekehrten Waldemar, das den Bürgern und Rittern aufgetischt wurde, erst recht nicht an den frommen Schwindel von der Auferstehung aus der Gruft zu Chorin, der bei den Bauern und all jenen, die arm im Geiste waren, am kräftigsten verfing.
    Kurzum, Rehbock war sich ziemlich sicher, daß Henning von Nienkerken ihn für den falschen Waldemar hielt, für einen Hochstapler und Betrüger. Aber er sagte dies nie laut und nicht mal leise, so daß es gar nichts machte.
    Ganz anders war es mit Elisabeth: Die hielt ihn absolut für echt und himmelte ihn in einer Weise an, die ihm schon fast peinlich war. Sie war sich sicher, daß der Herr ihn geschickt hatte, um das Land aus dem Tiefschlaf zu wecken und zu einer neuen Blüte zu führen. Und so, wie sie ihn als Werkzeug Gottes sah, betrachtete sie sich selbst als Mittel zum Zweck, vom Herrn ausersehen, Waldemar zu dienen. Sie stammte aus der Uckermark und war das achte Kind einer adligen Familie, die nach den Überfällen der Litauer bettelarm geworden war. So hatte sie sich im Alter von achtzehn Jahren entschlossen, zu den Beginen zu gehen. Das waren Frauen, die, vom frommen Eifer getrieben, ihrer Herkunft entsagten und sich der Fürsorge für die Armen und Kranken widmeten. Sie lebten wie im Kloster, aber ohne das strenge Gelübde der Nonnen. Aufgekommen waren diese Gemeinschaften lediger Frauen im Gefolge der Kreuzzüge, die einen erheblichen Teil der europäischen Männer hinweggerafft und eine große Zahl von Witwen

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