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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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hervorkam.
    »Das ist ja der Baruch, o mein Gott!«
    Auch der schrie auf. »Attenweiler, du, bei dem Kroppzeug hier!?«
    Für Meinhard gab es nun kein Zögern mehr. Er stieß die anstürmenden Knechte wie Vogelscheuchen beiseite, griff sich den schmächtigen Baruch und schleppte ihn, obgleich der sich heftig wehrte, in den Wald.
    »Da steht mein Pferd. Ich rette Euch!«
    Coppekin war dies nicht entgangen, er ließ den Troß stehen und brach durchs Gebüsch. »Verdammter Verräter, ich hab es immer gewußt!«
    Coppekin war ein bärenstarker Kämpfer, doch die Empörung machte ihn blind. Meinhard verpaßte ihm einen furchtbaren Tritt in den Unterleib, und Coppekin ging brüllend zu Boden. Alarmiert von seinem Geschrei, kam Guntzo gerannt. Zuerst begriff er nicht, was hier geschah, doch als Meinhard mit dem Kaufmann beim Pferd angelangt war und er seinen Bruder wild fuchtelnd am Boden sah, warf er sich auf Meinhard und riß ihn zurück. Der ließ Baruch los, und nun standen sich Meinhard und der Hauptmann gegenüber.
    »Wolltest du etwa fliehen?« fragte Guntzo mit funkelndem Blick.
    »Ja.«
    »Dann bist du des Todes!« Guntzo hob das Schwert.
    Meinhard wich nicht zurück und machte keine Anstalten, sich zur Wehr zu setzen. »Willst du den Mann umbringen, dem du dein Leben verdankst?«
    Guntzo Köpcke kam ins Schwanken, doch jetzt war keine Zeit für Überlegungen. Hinter ihnen tobte der Kampf, dessen Ausgang ohne seine Hilfe fraglich war, zumal auch auf Meinhard nicht zu rechnen war. Guntzo mußte sich entscheiden. »Erschlagen kann ich dich nicht. Aber das Urteil deiner Brüder ist dir sicher: der Tod.«
    »Ich bin nicht länger euer Bruder, ich reite fort!«
    »Du hast dich für immer uns verschworen.«
    »Mein Herr ist Markgraf Ludwig, niemand sonst.«
    »Dann nimm dein Schwert und laß uns sehen, auf wessen Seite das Schicksal ist!«
    Nun blieb Meinhard nur noch der Kampf mit ungewissem Ausgang. Zwar führte er das Schwert geschickter, aber Guntzo war in allem weit skrupelloser. Sie hieben aufeinander ein, daß die Funken stoben, und hatten im Nu vergessen, was um sie herum geschah.
    So entging ihnen auch, daß von Potsdam her ein Trupp von Rittern und Reisigen herangesprengt kam. Die Ruppiner Grafen und die Spandauer Bürger hatten sich zusammengetan, um Guntzo Köpcke das Handwerk zu legen. Im Handumdrehen waren sie eingekreist und niedergeworfen.
    Nur Coppekin entkam. Er kroch durchs Gebüsch ans Wasser und verbarg sich im Schilf, bis die Nacht kam und er ungesehen ans andere Ufer waten konnte.
    Wie über alle brandenburgischen Städte, hatte Meinhard von Attenweiler vor Antritt seiner Reise auch über Spandau Informationen eingeholt. Von einer frühaskanischen Burg hatte er erfahren und der Nikolai-Kirche. 1239 hatten die beiden Markgrafen Johann I. und Otto III. das Benediktiner-Jungfrauenkloster gestiftet, und seit 1244 gab es das Hospital zum Heiligen Geist, in dem Arme, Reisende und Kranke aufgenommen wurden. Noch zu Waldemars Lebzeiten hatten sie mit dem Bau einer neuen Stadtmauer begonnen und ihre Zitadelle mit einem neuen Turm geschmückt. Statt nun aber von diesem Burgfried ins Land hinauszuschauen, lag er angekettet im Verlies der Zitadelle und wartete auf sein Verhör. Das einschlägige Gesetz hatte er im Kopf: So aber jemand nicht an wahrer Tat ergriffen, sondern wegen der vorstehenden glaubwürdigen Anzeigungen und Indizien zu Verhaft genommen worden, der solle um solche beschuldigte Tat samt den Umständen peinlich befragt und darauf an den Enden und bei den Personen, da solche Tat geschehen sein solle, fleißige Nachforschungen verwendet werden.
    Kaum hatte er seine Schüssel mit der dünnen Mehlsuppe ausgelöffelt, kamen die Knechte, um ihn in einen Raum des Palas zu führen, wo ihm ein hünenhafter Mann, der ›Peinlein‹, die Instrumente zeigte, die zu einer peinlichen Befragung nötig waren: die Daumenschraube, die Beinschraube, die Streckbank.
    Nach dieser drastischen Vorführung trat der Bürgermeister auf ihn zu. »Gestehe lieber gleich, daß du ein gemeiner Strauchdieb bist und dich dem Guntzo Köpcke aus freien Stücken angeschlossen hast!«
    »Nein, ich bin Meinhard von Attenweiler und ein Fremder hier. Guntzos Bande hat mich überfallen, nicht weit von Jüterbog entfernt, und sie haben mich gegen meinen Willen gezwungen, mit ihnen nach Lindow zu ziehen.«
    Der Bürgermeister, ein massiger Mann, lachte auf. »Gegen deinen Willen also! Und in Belzig hast du deinen Hauptmann mit Gewalt

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