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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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schien ihn erstmals ernst zu nehmen. »Glaubt Ihr, ich hätte ihn auferstehen lassen?«
    »Um Ludwig zur Strecke zu bringen, scheint Euch alles recht zu sein.«
    »In der Tat.«
    »Wo habt Ihr einen Mann gefunden, der ihm so ähnlich ist?«
    »Wer kennt ein Gesicht nach achtundzwanzig Jahren noch genau? Und die Steinmetze, die seinen Kopf im Stein verewigt haben, waren alles andere als erhabene Meister.« Sie fixierte ihn mit ihren Augen, die eine Mischung von Vergißmeinnicht und Eisblumen waren. »Warum seid Ihr so sicher, daß ich Waldemars Schöpferin bin?«
    Jetzt war Meinhard endlich in der Lage, die Sache recht als Spiel zu nehmen. »Und warum seid Ihr so sicher, daß Ludwig mich schickt?«
    »Wer sonst?«
    »Karl zum Beispiel …«
    Das überraschte sie. »Der Luxemburger?«
    »Warum denn nicht?«
    »Ihr seid Ludwigs alter Freund.«
    »Und arm. Prag hingegen kann mir vieles bieten.«
    »Dann solltet Ihr im Auftrage Karls den falschen Waldemar …?«
    »Vielleicht …«
    »Er müßte ein Junker sein, ein Knappe, der mit dem Markgrafen früher viel umhergezogen ist«, sagte Matilde.
    »Oder ein Räuber, der einmal Ritter war. Und Coppekin hat die Verbindung hergestellt.«
    Die Gräfin ging zu ihrem Bett hinüber. »Ihr seid doch viel interessanter als es anfangs schien. Ist das in allem so?«

 

    KAPITEL 13
    1348 – Wolmirstedt, Tangermünde und Kremmen
    W olmirstedt, eine kleine Stadt mit Burg und Schloß, lag nördlich Magdeburgs am Rande der Letzlinger Heide, und Jakob Rehbock war sich sicher, nie zuvor etwas von Wolmirstedt gehört zu haben. Die Ritter des Erzbischofs hatten ihn eher als Gefangenen denn als Freund und Fürsten hergebracht. Und die Räume, die man ihm im bischöflichen Schloß zugewiesen hatte, waren nicht eben prunkvoll zu nennen. Doch angesichts der Tatsache, daß er vor nicht allzu langer Zeit noch in einer Erdhöhle gelebt hatte, kamen sie ihm paradiesisch vor. Dennoch war seine Hochstimmung verflogen.
    »Sie mißtrauen mir noch immer«, sagte Rehbock, als er allein mit Henning von Nienkerken war. »Trotz des Ringes, trotz der Narbe …«
    Der schmächtige Mann sah aus dem Fenster, wo sich in geringer Entfernung die Flügel einer Windmühle drehten. »Nun, sie haben Angst, einem Betrüger aufzusitzen … Sie sagen, daß sich eine solche Narbe, wie du sie hast, jeder beibringen kann – selber mit dem Messer … Und was den Ring betrifft, da hört man die Berater Ottos flüstern, daß der alte Markgraf vielleicht mehrere davon hatte – und sich einer der Kämmerer nach seinem Tode bedient haben könnte.«
    Rehbock fuhr hoch und simulierte mühsam unterdrückte Wut. »Ich, ein Kämmerer!«
    Henning von Nienkerken lachte und zeigte aus dem Fenster. »Andere wieder meinen, jeder hergelaufene Müller könnte ja behaupten, der alte Waldemar zu sein.«
    Rehbock sank in seinen Sessel. Sah man ihm nach fast dreißig Jahren den Müller immer noch an, spürten das die Leute womöglich instinktiv? Wenn ja, dann war das schlimm für ihn, denn die Müller standen insgesamt in keinem guten Ruf. Man sagte ihnen nach, daß sie ihre Mahlsteine mit sogenannten Diebslöchern versahen, aus denen das Mehl der Bauern in die eigenen Säcke rann. Was ihn am meisten quälte, war allerdings die Frage, ob die Magdeburger wirklich von einem Müller gesprochen hatten oder ob Henning von Nienkerken dies nicht nur gesagt hatte, um ihn aufs Glatteis zu führen. Wieder fragte er sich, ob es nicht das Klügste wäre, dem Berater und Begleiter ganz einfach die Wahrheit zu sagen. Hör zu, ich bin der Müller Jakob Rehbock, aber so wie die Dinge stehen, habe ich gute Chancen, als Markgraf Waldemar mein Glück zu machen – und du mit mir. Sollte er oder sollte er nicht? Nein, er ließ es bleiben, denn jeder Mitwisser war eine Gefahr. Freundschaften hielten nicht ewig – und Henning von Nienkerken war einer der Spötter, vor denen die Bibel vielfach warnte: Tue von dir den verkehrten Mund und laß das Lästermaul ferne von dir sein.
    »Wir sollten uns jetzt auf das vorbereiten, was die Fürsten dich alsbald fragen werden«, sagte Henning von Nienkerken in die Stille hinein, die nach seinem letzten Satz entstanden war.
    »Was soll mir denn passieren!« rief Rehbock aus. »Ich weiß, daß ich Waldemar bin.«
    »Aber die anderen müssen es glauben. Und das tun sie nur, wenn du die richtigen Antworten auf jene Fragen weißt, die sie heute morgen festgehalten haben: deine anhaltinischen Neffen Waldemar und

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