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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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nun wirklich billig!« rief Fürst Albrecht aus, und selbst die Wohlwollenden unter den Anwesenden, Graf Waldemar an der Spitze, konnten nicht anders, als ihm zuzustimmen.
    Und Graf Waldemar von Anhalt wollte ihm offenbar noch eine letzte Chance geben. »Was war denn dein Lieblingsgericht?«
    Da vermochte Rehbock nur noch mit leeren Augen aus dem Fenster zu sehen, wo sich die Flügel der Bockwindmühle auch nicht mehr drehten. »Mal dieses und mal jenes …«
    »Das war's dann wohl!« Mit einem Ruck stand Albrecht auf und ging zur Tür, um sie Rehbock aufzuhalten. »Warte draußen, wir rufen dich, wenn wir uns besprochen haben.«
    Mit gesenktem Kopf verließ Rehbock den Raum. Draußen auf dem Flur, wenn auch in einiger Entfernung, wartete Henning von Nienkerken auf ihn.
    »Alles ist verloren«, sagte Rehbock matt und berichtete in knappen Worten vom Verhör.
    »Das macht doch aber gar nichts!« Henning von Nienkerken legte ihm tröstend den Arm um die Schultern. »Albrecht will die Wahrheit wissen, sicher, das ist so einer, aber den anderen, denen ist sie doch egal, die fragen doch nur, welchen Nutzen du ihnen bringen kannst. Mit dir als Markgraf Waldemar können sie den Wittelsbachern und den Magdeburgern und den Mecklenburgern die Mark Brandenburg und ihre Teile wieder entreißen – ohne dich aber könnten sie es nie. Also werden sie mehrheitlich beschließen, du habest die Prüfung bestanden und seiest der echte Waldemar.«
    »Aber ich habe mich an mein früheres Leben nicht erinnern können!«
    »Und!? Du hast einleuchtende Gründe dafür genannt. Außerdem: Vergiß nicht Narbe und Ring.«
    »Aber wenn der König mich prüft und mich als Betrüger entlarvt, dann fällt das auch auf sie zurück.«
    »Das ist weniger schlimm, als wenn sie – als deine legitimen Erben, bedenke dein Alter! – ganz Brandenburg verlören.« Henning von Nienkerken ließ sich in seinem Optimismus nicht beirren. »Und im Zweifelsfalle können sie alle bezeugen, dich – als sie selber Knaben waren – so genau beobachtet zu haben, daß sie dich jetzt mit Sicherheit als ihren Oheim wiedererkennen.«
    Rehbock fiel auf eine Bank. »Laß uns Wolmirstedt verlassen, ehe es zu spät ist.«
    »Und dann?«
    »Ich verzichte darauf, Markgraf Waldemar zu sein, ziehe wieder als Pilger durchs Land und warte darauf, daß der Herr mich heimholt.« Denn der Sünde Sold ist Tod; Gottes Gabe aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Und er bat den Herrn um Vergebung dafür, daß er sich angemaßt hatte, Markgraf Waldemar zu sein und zu meinen, dies sei der Wille des Herrn. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer; noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
    Da erschien Graf Waldemar von Anhalt auf dem Flur, kam auf Jakob Rehbock zugelaufen und schloß ihn in die Arme. »Mein Oheim! Du bist es, Waldemar! Wir haben uns schwergetan, an deine Echtheit zu glauben, aber nun sind wir uns sicher und bitten dich, uns unsere Zweifel zu verzeihen.«
    Von nun an nahmen die Dinge den Verlauf, den Henning von Nienkerken vorausberechnet hatte: Die sächsisch-anhaltinischen Fürsten behandelten Rehbock sehr ehrerbietig und verbanden sich mit ihm und Magdeburg, um ihm wieder zu seinen Rechten als Markgraf zu verhelfen. Henning von Nienkerken ließ nunmehr vom falschen Waldemar unterzeichnete Schreiben an mehrere Städte und Herren der Mark verfertigen, in welchen er ihnen Waldemars Vorsatz meldete, das Land wieder unter seine Herrschaft zu nehmen, und sie aufforderte, von Ludwig, dem fremden und unrechten Markgrafen, schleunigst abzulassen und ihn, Waldemar, als ihren rechten und natürlichen Erbherren anzuerkennen und wieder aufzunehmen. Zugleich schrieben sie an Ludwig und begehrten von ihm, daß er Land und Leute und seine fürstliche Würde gutwillig abtreten wolle. Er, Waldemar, sei nicht in die Fremde gegangen, um sein Land einem fremden Fürsten in die Hände zu geben. Er sei wiedergekommen, um dasselbe für sich und seine lieben Vettern, die Herzöge von Sachsen und Fürsten von Anhalt, wieder einzunehmen. Wolle er, Ludwig, ihm aber seine Erblande nicht abtreten, so würde die Not ihn zwingen, sein Fürstentum mit anderen Mitteln zurückzugewinnen.
    »Ich hoffe, Ludwig wird's für etwas halten, was Karl sich ausgebrütet hat«, sagte Henning von Nienkerken. »Und

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