Der Letzte Askanier
ist?«
Rehbock schloß die Augen und versuchte sich an das zu erinnern, was Henning von Nienkerken ihm eingebleut hatte. »Erzbischof Peter von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier, König Johann von Böhmen und Polen und … und … ich als Markgraf von Brandenburg.«
»Einer fehlt mir noch!« Herzog Rudolfs Augen funkelten.
Dadurch kam Rehbock auch auf den: »Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg.«
»Ja, richtig.«
Graf Waldemar von Anhalt sah ihn freundlich an. In ihm würde er wahrscheinlich seinen warmherzigsten Fürsprecher haben. »Welche Stadt in Pommern habt Ihr im Krieg gegen König Erich von Dänemark lange Zeit belagert?«
Rehbock atmete auf, denn auch das hatte der wackere Henning von Nienkerken vorausgesehen. »Die Stadt Woldegk im Lande Stargard.« Das war so schnell herausgeschossen, daß im bange wurde, die Befrager könnten ihn durchschauen. Und da Albrecht zu Anhalt schon recht finster guckte, tat er fortan so, als müßte er lange nach einer Antwort suchen. »Woldegk, nein, das war noch anders … Wartet einmal … Da war eine Burg, mehr ein festes Schloß … Ich habe den Namen vergessen … Fürsten … Fürsten … Fürstenhagen, ja!«
»Und wer war dabei?«
»Mein Gott, das alles muß im Winter 1315 geschehen sein, wie soll ich das noch wissen?« Wieder machte er eine kunstvolle Pause, obwohl er die Namen der Beteiligten fehlerlos hersagen konnte. »Der Günzel von Bartensleben wahrscheinlich, der Marschall Redeko, die Ritter von der Schulenburg … Denen habe ich die Bede eines Dorfes verkauft …«
Die sächsisch-anhaltinischen Fürsten nickten allesamt, zumal er auch über das nächste Ereignis sicher Auskunft geben konnte: die Schlacht gegen Heinrich von Mecklenburg, genannt der Löwe, bei Gransee im Jahre 1316.
»Das war im dichtesten Getümmel …« Rehbock hielt es nicht mehr auf dem Stuhl, er sprang auf, um den anderen zu zeigen, wie es damals gewesen war. »Das Pferd hatte man mir abgestochen, unterm Leibe weg. Es brach zusammen, und ich lag unter ihm. Da waren zwei Mecklenburger bei mir, rissen mir den Helm vom Kopf und wanden mir das Schwert aus der Hand. Gefangen war ich, und sie führten mich fort.«
»Es wäre ein schönes Lösegeld geworden. Höher als bei wem?«
»Weiß ich nicht …«
»Als bei Jochen von Werle. Den habt Ihr doch kurz zuvor für 10.000 Mark Silbers bei König Erich und Herzog Heinrich auslösen müssen.«
»Ja, richtig …« Rehbock nahm den kleinen Fehler nicht weiter tragisch, denn es schien ihm, daß er dadurch nur noch glaubwürdiger wirkte. »Aber laßt mich weiter erzählen … Ich wurde ja gerettet. Die Grafen von Regenstein, von Wernigerode und von Mansfeld stürzten herbei und brachen sich mit ihren Schwertern eine blutige Bahn. Und einer aus Gransee zog mich unterm Pferd hervor. Bei Burchard von Mansfeld auf dem Pferd hab ich dann gesessen und fliehen können.« Damit fiel er erschöpft in den Sessel zurück.
Das war so überzeugend, daß selbst der Fürst, der ihm am kritischsten schien, Albrecht zu Anhalt, beifällig nickte. »Auf diesem Felde ist er sattelfest, unser Pilger aus Jerusalem. Aber mit Verlaub, meine lieben Verwandten, das könnte ein jeder von uns lernen – und ich hab einen seiner Ritter herumschleichen sehen, der alles über den alten Markgrafen Waldemar in Erfahrung zu bringen suchte …«
Das traf Rehbock wie der Blitz, und er begann instinktiv zu beten. Herr, Gott, du bist meine Zuflucht für und für. O Herr, hilf!
Aber es schien nichts zu nützen, denn nun begann Albrecht nach Fakten zu fragen, von denen niemand anders wissen konnte als Waldemar selber, und die auch nirgendwo festgehalten worden waren.
»Sag mir, lieber Oheim, was du mir im Jahre vor deinem Tode … ich meine: bevor du als Pilger nach Jerusalem gegangen bist, als Geschenk mitgebracht hast nach Dessau?«
Da konnte Jakob Rehbock nur raten beziehungsweise hoffen, daß es der Fragende auch nicht wußte und nur bluffte, um ihn aufs Glatteis zu führen. »Ein Pferd?«
Albrecht lachte auf – höhnisch, wie es Rehbock schien. »Nein: diesen Sarazenendolch!« Er zog ihn hervor, und es war ein sehr kostbares Stück. »Kannst du dich deiner eigenen Prunksucht nicht mehr erinnern?«
»Der schon, aber …« Rehbock blieb nur noch eins: auf sein Gedächtnis hinzuweisen, das in den schweren Jahren sehr gelitten hatte, und er wiederholte die Begründungen, die er zuvor schon bei Henning von Nienkerken angebracht hatte.
»Das ist doch
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