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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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darum wird er wohl klein beigeben, denn Karl wird ihm als Gegner übermächtig erscheinen.«
    Nunmehr schrieben auch der Erzbischof von Magdeburg und die Fürsten von Anhalt an die Stände der Mark und forderten sie auf, ihren alten Herrn wieder anzunehmen. Auch Waldemar schrieb an die Alten des Landes, die edlen Herren und Ritter, und erinnerte sie an die Treue, die sie ihm einstmals geschworen hatten.
    »Was ist mit Ludwig?« fragte Rehbock.
    Henning von Nienkerken zuckte mit den Schultern. »Er ist, wie man hört, nach Kärnten gegangen und sieht dich nicht als Gefahr für sich. Die Sache sei zu plump, soll sein Feldhauptmann geäußert haben, der Friedrich von Lochen, als daß sie nicht jedermann durchschauen würde. Du würdest eh keine Anhänger finden.«
    »Warten wir ab, was Tangermünde bringt.«
    So zogen dann die vereinigten Heerhaufen der sächsisch-anhaltinischen Fürsten und des Erzbischofs Otto von Wolmirstedt aus, das an der Grenze der Altmark lag, zur Elbe hin, den letzten Askanier an der Spitze.
    Tangermünde, an der Mündung der Tanger in die Elbe gelegen, war mit seiner mächtigen Burg eine wichtige Stadt. Als sie es in der Morgensonne liegen sahen, überkam Rehbock ein eisiges Frösteln. Zwar konnte er ganz leidlich reiten, aber in der eisernen Rüstung, die er nun zu tragen hatte, fühlte er sich eingeschlossen und erdrückt wie ein Frosch in einer Faust. Jede Bewegung erforderte gigantische Kräfte, und wie er da noch mit dem Schwert ausholen sollte, war ihm rätselhaft. Henning von Nienkerken hatte zwar auch dieses ein wenig mit ihm üben können, und die nötige Kraft hatte er als früherer Müller vom Säckeschleppen auch, aber seine Geschicklichkeit war so gering, daß seine Klinge nicht mal die Kiefernäste traf, die direkt vor seiner Nase hingen. Kam es zur Schlacht, war es bald aus mit seinem Waldemar, das wußte er, denn der geringste Knecht der Tangermünder Bürgerwehr konnte ihn mit einem schnellen Lanzenstich erledigen.
    Henning von Nienkerken lächelte. »Keine Angst, ich bin ja immer in der Nähe.«
    Es kam aber nicht zum Kampf, denn kaum waren sie vor den Wällen Tangermündes aufgezogen, da öffnete man ihm und den Seinen die Tore und holte ihn mit der Geistlichkeit, mit Kreuzen, Fahnen und Glockengeläut in die Stadt und freute sich seiner Wiederkunft.
    Rehbock dankte Gott, und die Worte des Propheten Haggai waren ihm im Ohr. Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, denn des ersten gewesen ist, spricht der Herr Zebaoth; und ich will Frieden geben an diesem Ort, spricht der Herr Zebaoth.
    So unterwarfen sich innerhalb weniger Tage nach Tangermünde auch Stendal, Salzwedel, Gardelegen und andere altmärkische Orte. Nur bei einzelnen Schlössern, so Sandow, Kameren, Jerichow, Klitz, Schollene, Ploth und Plauen, sah man sich genötigt, mit List, aber auch Gewalt ans Ziel zu kommen, insgesamt aber war dies ein Kinderspiel.
    »So müßt' es weitergehen«, sagte Henning von Nienkerken, doch die übrigen Teile der Mark zeigten sich noch unentschlossen, und die Absage an Ludwig schien einigen gefährlich. War Waldemar der echte, so hatte er ein größeres Recht auf die Mark als Ludwig, und der ihm geschworene frühere Eid brach den späteren, den sie auf Ludwig geschworen hatten. Wenn Waldemar aber unecht war, dann … Vielfach holte man die Waffen aus den Kammern, um ihn aufzuhalten. Die Städte, um guten Rat verlegen, beschlossen, am 12. August in Brandenburg an der Havel einen Landtag auszuschreiben, vor dem Waldemar Rede und Antwort stehen sollte.
    Rehbock hörte es mit wenig Freude, daß nun noch eine dritte Prüfung folgen sollte.
    »Macht nichts«, kommentierte Henning von Nienkerken das Schreiben der Städte. »Da müssen wir durch. Ich werde sehen, daß der Erzbischof und andere dich begleiten.«
    Im altstädtischen Rathaus zu Brandenburg nahmen sie dann Rehbock gehörig in die Mangel, Graf Ulrich von Lindow allen voran, doch wesentlich andere Fragen als den Fürsten in Wolmirstedt fielen ihnen auch nicht ein.
    »Wer von den askanischen Fürsten stand im Kriege 1315 auf der Seite von Waldemars Feinden?« fragte Ulrich von Lindow.
    »Ja, wer?« Rehbock konnte sich nur noch an wenige von denen erinnern, die Henning von Nienkerken ihm genannt hatte. König Erich von Dänemark, klar, dann König Byrger von Schweden, Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg und Markgraf Friedrich der Gebissene von Meißen. Die nannte er, dann konnte er nur noch murmeln: »Ich hab's

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