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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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der Huldigung, die sie mir schon einmal gelobt und geschworen hätten, sich zu versammeln und mir endlich eine Antwort zukommen zu lassen.« Rehbock staunte über sich selbst, wie schnell er so etwas schon dahersagen konnte, und war richtig stolz auf sich. Markgraf zu sein, war wesentlich schneller zu lernen, als mit einer Bockwindmühle vernünftig Mehl zu mahlen oder die alten Steine an der Grabeskirche auszuwechseln.
    Auch Henning von Nienkerken war überrascht, daß sein Spiel so gut aufging. Entscheidend war, daß die Leute glaubten, der echte Markgraf stünde oder säße vor ihnen, dann lief schon alles wie von selbst. Und ob sie es glaubten, hing nur zum geringen Teil von Rehbock und seinem Verhalten ab. Zumeist reichten schon sein Pferd, sein Banner und sein Troß, um das Volk zum Jubeln zu bringen. Sie machten den Waldemar aus ihm, weil sie einen Waldemar wollten und brauchten, jedenfalls zu brauchen glaubten. Und wahrscheinlich, Henning von Nienkerken ging da noch weiter, hatten die Menschen auch Gott gemacht, weil sie ihn brauchten – und nicht Gott die Menschen, wie es in der Bibel stand.
    Von Gewicht war auch, daß der neue Waldemar inzwischen einen ganz beträchtlichen Stab von Hofleuten und Beamten um sich angesammelt hatte – als da waren die Herren:
    Dietrich Propst zu Coswig, sein Kanzler,
    Johann von Belitz, sein Hofnotarius,
    Konrad von Redern, sein Oberkämmerer,
    Alebrand, sein Kammermeister,
    Nikolaus Plonitz, sein Schreiber.
    Dazu kamen noch Graf Albrecht von Barby, die Ritter Henning von Nienkerken, Kunat von Kremmen und Werner von Anvord sowie die Herren Zorre, Bernhard von Plötzke und Otto Gans zu Putlitz, selbstverständlich auch Elisabeth, die Begine aus Berlin. Zumeist zogen auch der Erzbischof Otto von Magdeburg, die Grafen Waldemar und Albrecht von Anhalt und Ulrich von Lindow und die Herzöge Rudolf der Jüngere und Otto von Sachsen mit dem neuen Waldemar durch die Marken, und schon das allein imponierte den Leuten gehörig. Rehbock wußte es aus dem Römerbrief des Apostels Paulus: Jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.
    Den ersten großen Höhepunkt aber sollte es für Rehbock, so war es eingefädelt worden, in Kremmen geben. Dies war ein Städtchen, das nordwestlich Berlins auf einer Sandinsel, dem ›Kremmener Damm‹, im Rhinluch lag, und eine alte askanische Festung, seit 1324 mit Schloß und Vogtei Eigentum des Ritters Marquardt von Lauterbach. Hier nun im Schloß kam am 1. September eine illustre Gesellschaft von machtvollen Männern zusammen, die alle Anhänger König Karls und Gegner Markgraf Ludwigs waren: die Herzöge Albrecht und Johann von Mecklenburg, die zugleich auch Herren von Stargard waren, der Herzog Barnim von Pommern-Stettin, die Gesandten des Königs Magnus von Schweden, die Grafen Johann, Heinrich und Claus von Holstein, Graf Claus zu Schwerin und Johann und Nikolaus, die Herren zu Wenden. Dazu gesellten sich sämtliche sächsisch-anhaltinischen Fürsten und selbstverständlich auch Erzbischof Otto von Magdeburg.
    Mit all denen nun saß Jakob Rehbock am Tisch und lenkte ihre Reden wie von einem Thron herab. Henning von Nienkerken konnte es nicht fassen, wie er ihre Herzen, die doch durch Eigensucht versteinert waren, öffnete, wie schnell sie doch der Glorie erlagen, die mit dem Namen Waldemar verbunden war. Ein gewichtiger Name, schloß er, war eine herrliche Empfehlung und bahnte da Wege, wo andere steckenblieben.
    »Und so müssen wir uns alle zu einem gemeinsamen Bunde vereinigen«, beschwor Rehbock die Fürsten, »damit mir zum vollständigen und immerwährenden Besitze meines Landes verholfen wird, wenn Ludwig zurückkehrt, um Krieg zu führen. Noch widerstreben mir ja Berlin und Cölln und viele Städte des Landes Teltow, des Barnim, des Landes Lebus, der Uckermark und des Landes jenseits der Oder.« Fast hätte er hinzugefügt: da, wo meine Heimat ist.
    Und es gelang ihm wirklich, an diesem Tage Großes zu erreichen. Mit allen schloß er Bündnisse, die dann von den Schreibern fixiert wurden: Wir Albrecht und Johann, von der Gnade Gottes Herzöge zu Mecklenburg, Herren zu Stargard und zu Rostock, bekennen offenbar in dieser Schrift, daß wir uns mit dem edlen Fürsten Waldemar zu Brandenburg, zu

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