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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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bist der wahre Herr. Und noch immer ist die Kirche entweiht.« Darauf forderte er vom neuen Landesherren zur Sühne eine Menge Geld.
    »Herr!« rief da Peter von Rode empört. »Mehrmals sind wir mit vollen Taschen und Säckeln nach Avignon gezogen, um uns loszukaufen von unserer Schuld, und allein dem Bischof in Brandenburg mußten wir siebenhundertfünfzig Mark Silbers zahlen! Unsere Kassen sind leer! Zudem haben wir den Brüdern des Erschlagenen in Neustadt-Eberswalde schweres Blutgeld gezahlt und der Propstei Bernau fünfhundert Mark Entschädigung. Dazu das Kreuz an dieser Stelle hier. Und jährlich zahlen wir ein Pfund am Sankt-Julianen-Tage, daß sie Vigilien und Seelenmessen lesen für den Erschlagenen. Herr Markgraf, macht nun ein Ende mit der Gier der Pfaffen. Solang er lebte, war dieser Nikolaus bei ihnen unbeliebt, nun aber ist er ihnen ein fetter Braten, eine Silbergrube.«
    »Platz da!« rief Rehbock und schob den Abt zur Seite. »Keinen Pfennig sollt Ihr mehr von den Berlinern bekommen! Zieht Euch in Scham die Kapuze übers Gesicht und reitet wieder heim nach Bernau!«
    Nach dem Kirchenbesuch ging es ins Rathaus zurück, wo es viel zu klären gab. Da hörte er zuerst aufmerksam und gnädig die Leute an. Die einen tröstete er, den anderen gab er guten Rat, immer von Nienkerken assistiert. Einige aber wies er streng zurück, weil er ihre Klage für ungebührlich hielt.
    »Eine Menge Streit gibt es auch mit unseren Müllern«, hörte er, schon recht ermattet, den Schultheiß sagen. »Drum habe ich sie einbestellt.«
    »Was?« Rehbock fuhr zusammen. »Damit will ich nichts zu tun haben!« War das etwa eine Falle?
    »Warum denn nicht?« fragte Peter von Rode.
    »Wie?« Er tat, als hörte er schwer. Und er glaubte auch, Nienkerken verstohlen schmunzeln zu sehen.
    Tile von Brugge nahm das Wort. »Viele Berliner beschweren sich über die Pächter der Mühlen am Mühlendamm, als da sind die Herren Strobant, Ronnebom, Dannewitz und Helmsuver, wie sie draußen vor der Türe warten.«
    Rehbock sah zu Boden. Und in den wäre er am liebsten versunken. Ob er sich schon verraten hatte? Er hatte das Gefühl, daß es ihm von der Stirn abzulesen war: Da steht der nächste Müller vor euch. Jakob Rehbock. Also sind es Strobant, Ronnebom, Dannewitz, Helmsuver und Rehbock. Siedendheiß wurde ihm und so schwindlig, daß er sich setzen und an der Tischkante festhalten mußte.
    »Was ist Euch?« fragte denn Nienkerken auch.
    »Bringt mir einen Becher Wein.«
    Als er getrunken hatte, ging es wieder. Und er war schlau genug, so zu tun, als verstände er nicht im geringsten, worum es hier ging. Der Knochenhauer Balzer Brodowin wurde gerufen, ihm die Sache aus der Sicht der Bürger vorzutragen, und die Müller kamen hinter ihm hereingestolpert.
    »Wir müssen unser Korn dort mahlen lassen, aber die Müller drücken uns alle.«
    »Wie das?« Rehbock gab sich so naiv, daß er schon Angst bekam, auch damit aufzufallen.
    »Die Müller und die Mühlknappen messen sich mehr an, als Rechtens ist.«
    »Wie?«
    »Sie nehmen sich mehr vom Mehl, als ihnen zusteht. So müssen wir, außer dem Pfennig fürs Mahlen, von jedem Scheffel die Mahlmetze geben. Und noch Abzüge dazu, das heißt, die Knappen fahren noch mit dem Streichbrett über das Maß, und das Mehl, das abfällt, ist ihres. Die geringen Leute leiden sehr darunter, denn das Korn ist doch das ihre.«
    »Laßt doch den Markgrafen mit so geringen Sachen zufrieden!« rief Tile von Brugge und wollte den, der sich da seiner Ansicht nach so frech beschwerte, schnell beiseite schieben.
    »Laßt ihn!« sagte Rehbock und war nun nicht mehr unsicher, sondern ein gerechter Fürst, wie er im Buche stand.
    »Die Geschlechter haben doch die Mühlen von Euch gepachtet«, fuhr Balzer Brodowin fort. »Also müßt Ihr die Sache entscheiden, denn der Rat hilft uns darinnen nicht.«
    »Was meint ihr dazu?« Fragend sah Rehbock die Müller an.
    Der eine, Ronnebom, lächelte: »Zu Gnaden, Herr Markgraf, wir wollen's mit den Mahlgästen schon ausmachen in Gütlichkeit. Das sind zu geringe Dinge für einen Fürsten.«
    »Was euch gering ist, den armen Leuten ist es groß Ding.«
    »Die Mühlknappen streichend für sich selber ab«, sagte der Ronnebom.
    »Man muß den Schelmen auch was gönnen«, lachten da Fritz Dannewitz und Konrad Helmsuver.
    Rehbock sah seine Berufsgenossen fragend an. »Was zahlt ihr den Knechten denn an Lohn?«
    »Kaum etwas!« schrie da Balzer Brodowin dazwischen. »Sie sind aufs

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