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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Cölln.«
    »Und auch auf Eures, Herr Markgraf! Das trinke ich im Namen der Städte Euch zu.« So sprach der Schultheiß und trank aus kleinerem Becher.
    »Was ist das für ein Tag heute?« fragte Rehbock, an sein Gefolge gewandt.
    »Es ist am Tage von Sankt Mauritius«, sagte Henning von Nienkerken.
    »Das ist ein guter Tag, mein' ich, Herr Markgraf von Brandenburg, wo die zwei Städte Euch anerkennen.« Tile von Brugges Ton wurde nun fast dreist. »Ein glücklicher Tag für Euer Gnaden, wo die zwei größten Städte der Marken sich für Euch erklären. Denn in welche Waagschale sie ihre Stimme legen, das hat in diesen Landen immer den Ausschlag gegeben.«
    Rehbock runzelte die Stirn. »Es dünkt mich, es sei auch für Berlin ein Glück, seinen rechtmäßigen Landesherrn wiederzusehen.«
    »Das ist es!« sagte Peter von Rode mit Feuer in der Stimme. »Und der Tag soll verzeichnet werden in unseren Chroniken. Und aus dem einen Tag mögen viele Tage und aus den Tagen viele Jahre werden!«
    Da bedankte Rehbock sich und sprach seine Zufriedenheit darüber aus, daß es in Berlin und Cölln so ordentlich und friedlich sei, und die Ratsmannen baten ihn zu einem Rundgang durch die beiden Städte.
    Als sie den Neuen Markt erreichten, fuhr Rehbock zusammen, denn am Galgen hing ein Mann. Man erklärte ihm, daß das ein Geheimschreiber sei, den man gehängt hatte, weil er einer schönen Bürgerin mitten auf der Straße Unziemliches ins Ohr geflüstert habe: Ob sie mit ihm ins Bad gehen wollte und …
    Rehbock fand die Strafe wenig christlich, wurde aber dahingehend belehrt, daß die geistlichen Herren diese durchgesetzt hätten.
    »Und was brennt da hinten vor der Kirche?«
    »Da werfen die Stadtknechte die Wappen und Schilder der Bayernherrschaft ins Feuer«, verriet man ihm.
    »Wer hat das angeordnet?« fragte er.
    »Das ist unser Beschluß«, bekannte der Ratsmann Heineke von Aken.
    »Nur das Volk sollte sich von Lust und Laune und vom Zorne leiten lassen«, tadelte Rehbock den Rat. »Kluge Leute aber nicht.«
    »Herr! Wir tun es aus Liebe zum Haus Askanien!« rief Heineke von Aken.
    Und Peter von Rode fügte hinzu: »Das Haus Wittelsbach hat hier nimmer regiert; drum weg mit seinen Zeichen. Es ist viel Böses unter ihnen geschehen, denkt an die Litauer, denkt an die Räuberbanden, denkt an den Verfall der Ordnung!«
    »Es hat regiert«, sagte Rehbock. »Es hatte die Herrschaft von König und Kaiser, drum war's in gutem Rechte. Nur habe ich das bessere Recht und komme auch, weil Ludwig seines nicht zu nutzen wußte. Aber was war, ist dennoch gewesen.« Wieder berauschte er sich an seiner eleganten Rede. »Und das Böse vertilgst du nicht dadurch, daß du es leugnest. Du vertilgst es durch das Gute, das du bewirkst.« Das waren Worte, die er Elisabeth abgelauscht hatte.
    Ganz Berlin war inzwischen zusammengeströmt, und als sie zur Marienkirche wollten, mußten ihm Knechte und Weibel mühsam eine Gasse bahnen.
    Sie kamen schließlich an ein aus Granitstein gehauenes Kreuz, an dem eine Lampe hing. Rehbock wußte nicht, was es damit auf sich hatte und suchte unauffällig die Nähe Nienkerkens. »Was ist damit?« flüsterte er.
    »Da haben sie 1325 den Propst von Bernau erschlagen, weil sie dachten, der stünde auf Seiten der Litauer, die hier mordend eingefallen sind und viele Brandenburger verschleppt haben, weit hinter die Weichsel.«
    In diesem Augenblick trat ein Priester aus der Kirchenpforte, in vollem Ornat, begleitet von Meßdienern, die Kerzen trugen und Räucherfässer schwenkten.
    »Das ist der Abt von Bernau!« rief Tile von Brugge, der Schultheiß. »Dieser Gervinus. Was will der denn hier!?«
    Der Abt hob beide Arme und schritt dem Markgrafen so dreist entgegen, daß Ratsmannen, Troß und Bürgern fast der Atem stockte.
    »Ich wünschte, daß ich dich freudig begrüßen könnte und Heil rufen dem Lande, das seinen rechten Fürsten wieder schaut. Aber nein, ich bin hier, um Wehe zu schreien. Hemme deine Schritte, erlauchter Markgraf, und sieh dich vor, wohin du trittst!«
    »Was soll das?« fragte Rehbock böse.
    »Dies ist die Blutstätte, wo ein heiliger Mann, der Märtyrer Nikolaus, unter schändlichen Mörderhänden fiel. An diesem Steine verröchelte er. Und wende deine Augen nach rechts. Dort häuften sie Holz und Reisig an, um seinen Leichnam zu verbrennen.«
    »Das war frevelhaft, aber ist wohl abgetan«, sagte Rehbock knapp.
    »Nein, denn Ludwig richtete als Ketzer und ist der Sohn eines Ketzers. Du aber

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