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Der letzte Aufguss

Der letzte Aufguss

Titel: Der letzte Aufguss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Fl…?« Er schaffte es nicht, den Satz zu
beenden.
    Â»Ich bin Vegetarierin.«
    Â»Aber du isst doch wohl Fisch? Und Geflügel?«
    Â»Ich esse keine Tiere.«
    Für Pit war es ein Charakterfehler, kein Fleisch zu essen. Seine
gesamte Lebensphilosophie beruhte auf Fleisch. In ihm waren die Gene der
steinzeitlichen Jäger aktiv. Es gab Menschen, die Fleisch nur aßen, wenn man
nicht mehr sah, dass es von einem Tier stammte. Die Sichtvegetarier. Pit
dagegen liebte es, wenn man sah, dass Tier auf dem Teller lag. Eisbein,
Kotelett, ganze Hähnchen.
    Wie konnte er sich in eine Frau verlieben, die Fleisch von ihrem
Teller verbannte?
    Was stimmte nicht mit ihr? Was stimmte nicht mit ihm?
    Was stimmte nicht mit der Welt?
    Pit drehte sich um und verließ das Haus.
    Der Professor freute sich darauf, wieder in seine Heimstatt zu
kommen, wo ihn Ruhe und ein herrlicher Ohrensessel empfingen.
    Doch heute war alles anders.
    Heute empfing ihn Professor Töler an der Haustür, aus allen Poren
nach Minze stinkend. Wahrscheinlich hatte er sein Haus aus gepressten
Minzsteinen errichtet und mit Minzblättern tapeziert, bevor er den
Minzfaserfußboden verlegt hatte.
    Â»Mein lieber Professor Bietigheim, was für ein Glück, dass ich es
bin, der Ihnen die freudige Nachricht überbringen darf.«
    Â»Erwarten Sie ein Kind?«
    Â»Bewundernswert, mein lieber Kollege. Selbst jetzt, da Ihre Karriere
eine so unerwartete Wendung vollzieht, ist Ihnen noch zu Scherzen zumute.«
    Bietigheim war dieses blöde Geschwätz leid. Er wollte an Töler
vorbei in sein Haus gehen und hinter sich donnernd die Tür zuknallen – doch
Töler ließ ihn nicht.
    Â»Mein Leben nimmt jetzt erst einmal eine Wendung in mein Haus«,
erklärte Bietigheim. »Und genau wie beim wissenschaftlichen Fortschritt
erweisen Sie sich dabei als Hindernis.«
    Â»Sehen Sie, mein lieber Bietigheim, Sie unterliegen einem Irrtum.
Aber das bin ich ja von Ihnen gewohnt. Dies ist nicht länger Ihr Haus. Es ist
für den Leiter des Instituts für Kulinaristik vorgesehen. Und dieser bin nun –
vorerst kommissarisch, doch das ist eine reine Formalie – ich. Sie dürfen also,
und das ist die gute Nachricht, vor allem für die Universität Cambridge, umgehend
zurück in Ihr geliebtes Hamburg.« Töler überreichte ihm die Schreiben des
Masters vom St Johnʼs College und der Universitätsleitung mit einem
nonchalanten Lächeln. »Mit sofortiger Wirkung! Das wird Sie sicherlich freuen,
so müssen Sie nicht als Lame Duck bis zum Trimesterende hier herumtreiben. Ich
habe freundlicherweise dafür gesorgt, dass Ihre persönlichen Habseligkeiten
bereits in Müllsäcken verstaut wurden. Sie stehen hinten bei den Tonnen. Morgen
in aller Frühe kommt die Müllabfuhr. Oh, wie ich höre, braucht man mich.«
    Zu hören gewesen war nichts, doch Töler wollte sich die
Retourkutsche ersparen und schloss blitzschnell die Tür. Was er nicht wusste:
Benno von Saber war schon ins Haus eingedrungen. Bietigheim ging mit dem Mund
ganz nah an die Tür und rief laut: »Benno! Brav sein! Nicht den netten Onkel
umrennen! Oder ihn beißen, ja?«
    Kurze Zeit später war ein Plumpsen zu hören, dann ein kurzer
Aufschrei, bevor ein Foxterrier aus dem geöffneten Küchenfenster sprang und zu
Bietigheim raste. Wenigstens auf Benno war Verlass.
    Doch Bietigheim war nicht zum Lachen zumute, denn das, was hier
passierte, war der wissenschaftliche Super-GAU. Die Auswirkungen würden
weltweit zu spüren sein.
    Nach einer Weile tauchte Pit in der Pretoria Road auf. Schon bald
bemerkte er, dass Bietigheim nicht ansprechbar war. Während Pit probierte, die
Haustür aufzusperren, und bemerken musste, dass die Schlösser sämtlich
ausgetauscht worden waren, öffnete ein Universitätslakai diese einen
Spaltbreit, der von einer Sicherheitskette begrenzt wurde, und informierte ihn
über die neuen Mietverhältnisse. Bevor Pit die Tür eintreten konnte, verschwand
Tölers Helfershelfer wieder. Von innen wurden vier Schlösser verriegelt.
    Nachdem Pit einige Male mit den Fäusten gegen die Tür gedonnert hatte,
nahm er Benno auf den Arm, führte den Professor zu seinem Auto, setzte ihn auf
den Beifahrersitz, drapierte Benno auf Bietigheims Schoß und fuhr los.
    Zu ihrem neuen Zuhause.
    Eigentlich hatte Pit es am Morgen für sich selbst angemietet, auch
um dort

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