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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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elf Minuten waren in beiden Untersystemen des Sternenimperiums die wichtigsten Industrieknotenpunkte und weit über neunzig Prozent ihrer dezentralisierten Werften ausgelöscht, zusammen mit beinahe fünfeinhalb Millionen Technikern und Militärangehörigen – und allzu oft auch deren Familien.
    Nach jedem Maßstab, den man nur anlegen wollte, war das der vernichtendste Überraschungsangriff in der gesamten Geschichte der Menschheit – und er war noch nicht vorbei.
    »Bringen Sie sie hart backbord, Chief! Fünfzig Grad! Jetzt! «
    »Fünfzig Grad, aye, Sir!«, bestätigte Chief Petty Officer Manitoba Jackson, und HMS Quay gierte scharf.
    »Bringen Sie sie auf ...« – Lieutenant Commander Andrew Sugimatsu, der Kommandant der Quay , warf einen Blick auf sein Manövrierdisplay – »... fünfhundertzehn Gravos und legen Sie sie auf die Seite. Wenden Sie sämtlichen Trümmern, die uns entgegenkommen, den Bauch zu!«
    »Schiff rollen, auf Fünf Eins Null Gravos gehen, aye, Sir.« Jacksons Stimme klang nicht ruhig, vielmehr tonlos und wie betäubt, als würde in seinem Verstand neben dem puren Schock auch die Erkenntnis reifen, mit was für einer Katastrophe sie es hier zu tun hatten.
    Sugimatsu warf ihm einen scharfen Blick zu. Der CPO war schon fast seit Sugimatsus Geburt im Dienste der Navy, allerdings hatte er seine gesamte bisherige Dienstzeit als Teil einer hochausgebildeten Spezialisteneinheit verbracht, die sich ausschließlich mit den Belangen der Schlepper im Heimatsystem befasste. Ein echtes Gefecht hatte er noch nie erlebt – anders als Sugimatsu. Und hier musste Jackson nun mitansehen, wie all die Leute abgeschlachtet wurden, die er seit Jahrzehnten kannte, mit denen er die ganze Zeit über zusammengearbeitet hatte. Bei jeder Katastrophe natürlichen Ursprungs hatte der Lieutenant Commander sich fest darauf verlassen, dass Jackson auf keinen Fall die Nerven verlieren würde. An sich war der CPO die Ruhe in Person. Doch an dem, was sie hier miterleben mussten, gab es nichts ›Natürliches‹. Dankbar rief sich Sugimatsu ins Gedächtnis, dass CPO Leslie Myerson, Zweiter Rudergänger der Quay , eine echte, kampferfahrene Veteranin war.
    »Sir«, erklang eine weitere Stimme auf der anderen Seite der kleinen Brücke des Schiffes, »uns werden schon bald eine ganze Menge Trümmer entgegenkommen.«
    »Das weiß ich durchaus, Truida«, erwiderte Sugimatsu. Kurz blickte er zu Lieutenant Truida Verstappen hinüber, seinem Ersten Offizier. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Stimme trotz dieser Umstände unvorstellbar ruhig und gefasst geklungen hatte. Und sie hatte ihrem Vorgesetzten auch nicht widersprechen oder sich beklagen wollen. Es war lediglich eine sachlich völlig korrekte Aussage.
    »Das Problem ist«, fuhr er fort, »dass alles, was uns entgegenkommt, auch auf den Planeten zuhält. Und wenn ich mich nicht gewaltig täusche, sind wir die Einzigen vor Ort, die diese Trümmer abfangen könnten.«
    Einen Moment lang blickte Verstappen ihm in die Augen. Dann nickte sie. Mit seinen Worten hatte er genau das bestätigt, was sie bereits vermutet hatte. Sie wusste, was der Lieutenant Commander plante.
    »Traktorstrahler bereit«, wies Sugimatsu sie an. »Mit dem Keil alleine können wir unmöglich dieses ganze Zeug erwischen, also werden wir noch einmal rollen müssen und die größeren Trümmer, die an uns vorbeigekommen sind, abfangen, bevor sie die Atmosphäre erreichen.«
    »Wir haben nur sechs Traktorstrahler«, merkte Verstappen leise an.
    »Dann müssen wir eben hoffen, dass es auch nur sechs Trümmer gibt, die groß genug sind, um den Eintritt in die Atmosphäre zu überstehen«, erwiderte Sugimatsu grimmig.
    Noch während er es aussprach, wusste er, dass ihnen dieses Glück niemals beschieden sein würde. Nicht nach so etwas .
    Die Quay legte sich auf die Seite und beschleunigte heftig, um sich zwischen die Trümmer von HMSS Vulcan und dem Planeten Sphinx zu schieben. Wie Sugimatsu schon angemerkt hatte, war die Quay das einzige Schiff, das von seiner derzeitigen Position aus in der Lage wäre, diese lawinenartige Wellenfront aus Trümmern abzufangen, die schon bald den Planeten erreichen würde. Ein Großteil der Bruchstücke mochte ja klein genug sein, um beim Eintritt in die Atmosphäre vollständig zerstört zu werden, aber das galt eindeutig nicht für alle Überreste der Station. Einige davon waren zweifellos massive Brocken aus Panzerstahl, ursprünglich darauf ausgelegt, sogar direkten Treffern

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