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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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meinen Sie mit ‚ und ’ Sir?«
    »Haben Sie schon ein Ergebnis?«
    Es war Lewis anzusehen, daß ihm diese Frage peinlich war. »Wie man’s nimmt, Sir.«
    »Könnten Sie sich vielleicht etwas deutlicher ausdrücken, Sergeant?«
    »Tja, also, wir haben nichts gefunden, Sir, ich meine, Ihre Maschine zu Hause war es nicht. Wenn man so will, ist das ja auch ein Ergebnis. Jetzt wissen Sie Bescheid.«
    »Wenn ich noch einmal zusammenfassen darf, Sergeant: Heute morgen hielten Sie es für möglich, daß ich eine gewisse Mitteilung getippt hätte, aber inzwischen wissen Sie nun, daß dies nicht der Fall war – ist das so richtig?«
    »Da fragen Sie besser den Inspector, Sir.«
    »Aber Sie haben doch eben selbst gesagt, daß dieser Brief …«
    »Wie kommen Sie darauf, daß es ein Brief ist?«
    »Der Schluß liegt ja nun wirklich nahe. Sie werden doch zugeben, daß man Schreibmaschinen benutzt, um Briefe darauf zu schreiben.«
    »Sicher, Sir.«
    »Wissen Sie, Sergeant, ich fühle mich schon beinahe wie ein Verdächtiger. Das muß an Ihnen liegen.«
    »Das tut mir leid, Sir. Aber in meinem Beruf sieht man erst mal jeden als verdächtig an. Das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Ich habe Ihnen jetzt gesagt, was zu sagen war. Ihre Schreibmaschine zu Hause ist jedenfalls nicht die, nach der wir gesucht haben, soviel steht fest. Aber das besagt natürlich nicht viel. Es gibt ja genug andere.«
    Das konnte Crowther schlecht bestreiten. Vor dem großen Erkerfenster, das den Blick frei gab auf den dichten, sattgrünen Rasen des Innenhofes, stand ein mit Büchern und Papieren vollgepackter Mahagonischreibtisch. Und inmitten des Chaos thronte unübersehbar – wie ein schwarzes Fossil – eine große alte Büromaschine.
     
    Auf seinem Weg zurück nach Kidlington fuhr Lewis durch die breite, von Bäumen gesäumte St. Giles Street. An der Gabelung hielt er sich rechts und nahm die Banbury Road. In einiger Entfernung sah er vor sich eine ziemlich große Frau in Mantel und dunklen Hosen, die in Fahrtrichtung kräftig ausschritt. Ab und zu trat sie kurz an den Straßenrand und signalisierte mit seitwärts gerecktem Daumen, daß sie mitgenommen werden wollte. Die Geste wirkte jedoch ziemlich mutlos. Sie hatte lange blonde Haare, die ihr bis halb über den Rücken reichten. Die sehen nicht gefärbt aus, dachte Lewis, als er schon fast auf gleicher Höhe mit ihr war. Er fühlte sich an Sylvia Kaye erinnert. So jung sterben zu müssen … In diesem Moment drehte sich das blonde Wesen zu ihm um. Lewis traute seinen Augen nicht. Das war gar keine Frau – das war ein Mann! Der prächtige Vollbart ließ keinen Zweifel zu. Lewis schüttelte den Kopf. Was war das nur für eine Welt … Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
     
    Morse hatte ein Gefühl der Erbitterung nicht unterdrücken können, als ihm das Labor – ungewöhnlich schnell und ausnahmsweise ohne jedes Wenn und Aber – mitgeteilt hatte, daß der Brief an Jennifer nicht auf Crowthers privater Maschine geschrieben worden war. Er hatte sich jedoch schnell wieder gefangen. Jetzt kam es vor allem darauf an, daß sein mit den polizeilichen Vorschriften nicht zu vereinbarendes Vorgehen nicht noch nachträglich aufflog. Deshalb hatte er Lewis losgeschickt, um mit Crowther zu reden. Als der Sergeant gegen eins von seinem Besuch im College zurückkehrte, ließ er sich von ihm Bericht erstatten. Er hörte zwar aus Gewohnheit genau zu, war aber nicht sonderlich gespannt.
    »Kein vergnüglicher Morgen, was, Sergeant?«
    »Nein, Sir. Um ehrlich zu sein, so etwas möchte ich nicht noch einmal machen.«
    Morse nickte verständnisvoll. »Immerhin – wir haben keinen Schaden angerichtet, Lewis, und sind wieder heil aus der Sache herausgekommen. Wegen Crowther habe ich mir sowieso keine großen Gedanken gemacht, der hat ja wirklich allen Grund, sich ruhig zu verhalten. Aber mit ihr – das hätte haarig werden können. Auf jeden Fall, vielen Dank, daß Sie sich dazu bereit erklärt haben«, sagte er herzlich.
    »Das ist schon in Ordnung, Sir. Wir haben es wenigstens versucht.« Lewis spürte seinen Groll schwinden.
    »Wie wär’s mit einem Bier?« schlug Morse vor. Sie waren wieder miteinander im reinen.
    Weder Morse noch Lewis, noch auch ihrem eigenen Ehemann war es merkwürdig vorgekommen, daß eine Frau von der Intelligenz und Gewandtheit Margaret Crowthers sich mit der Auskunft eines ihr unbekannten Mannes zufriedengegeben und ihm, ohne eine Legitimation zu verlangen, Zutritt zu ihrem Haus

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