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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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gewährt hatte. Dies war um so seltsamer, als Margaret vor ihrer Heirat Sekretärin gewesen war und die Maschine, von der Lewis eine Schriftprobe hatte bringen wollen, eigentlich ihr gehörte, und sie gerade an diesem Morgen zwei Briefe darauf geschrieben und also sehr genau gewußt hatte, daß sie völlig in Ordnung war. Tatsächlich hatte sie Lewis, als er vor ihr an der Tür gestanden und sich als Schreibmaschinen-Mechaniker ausgegeben hatte, kein Wort geglaubt. Fast hatte er ihr leid getan, so nervös war er gewesen. Sie hatte ihn hereingelassen, weil sie überzeugt war, sie könnte den Lauf der Dinge doch nicht aufhalten. Als sie gehört hatte, wie er die Schubladen von Bernards Schreibtisch aufzog, hatte sie sich einen flüchtigen Augenblick lang gefragt, was er wohl suchen mochte, aber im Grunde interessierte es sie schon nicht mehr. Als er ging, hatte sie mit einem erschöpften, freudlosen Lächeln die Tür hinter ihm geschlossen. Sie wußte in diesem Moment, daß die beiden Briefe, die sie heute morgen getippt hatte, nicht mehr lange bei ihr in Verwahrung bleiben würden. Der eine war an ihren Mann gerichtet, der andere war adressiert an: Inspector Morse c/o Thames Valley Police H. Q., Kidlin g ton. Aber vorher brauchte sie noch völlige Sicherheit.
     
    Morse arbeitete den Nachmittag über an seinem Schreibtisch. Die Männer von der Spurensicherung waren mit Crowthers Wagen fertig und hatten ihm ihren Bericht geschickt. Sie hatten nichts entdeckt, was ihm weitergeholfen hätte. Auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz hatte man ein langes blondes Haar gefunden – gefärbt. Ansonsten keine weiteren Spuren, weder von Sylvia Kaye noch von ihrer dunkelhaarigen Begleiterin. Es gab noch einige andere Berichte, die aber ebenfalls keine wesentlichen Neuigkeiten enthielten. Mittwoch hatte er einen Gerichtstermin. Es wurde Zeit, daß er sich darauf vorbereitete. Er holte sich die Akte des zur Verhandlung anstehenden Falles und ging noch einmal seine eigenen Notizen durch. Er war dankbar, daß er es zur Abwechslung einmal mit gesicherten Fakten zu tun hatte. Als er auf die Uhr sah, stellte er überrascht fest, daß es schon fünf war. Der Nachmittag war in Windeseile vergangen. Aber morgen war ein neuer Tag … Ob dies Gefühl von Gelassenheit damit zu tun hatte, daß er morgen abend Sue Widdowson sehen würde?
    Er griff zum Telefon und rief Lewis an, der gerade nach Hause gehen wollte. Ja, natürlich könne er noch bleiben und vorbeikommen. Er würde nur vorher gern seiner Frau Bescheid geben, damit sie nicht erst die Kartoffeln aufsetzte.
    »Ich habe mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, was Sie mir heute mittag gesagt haben. Daß Crowther im College noch eine Schreibmaschine hat. Ich denke, die sollten wir ebenfalls überprüfen. Oder?«
    »Wie Sie wollen, Sir.«
    »Ich nehme an, Sie sind dafür, daß wir uns diesmal nach den Vorschriften richten?«
    »Ich denke, das wäre das beste, Sir.«
    »Selbstverständlich, Lewis. Ganz, wie Sie wollen.«
    Morse kannte den Rektor des Lonsdale College persönlich und rief ihn gleich an. Lewis, der inzwischen hereingekommen war, hörte mit Befriedigung, daß Morse sich offenbar wirklich an seine Befugnisse halten wollte. So ganz hatte er vorhin noch nicht daran geglaubt. »Wie viele Schreibmaschinen werden Sie denn im College haben? … Ja. Ja, ich verstehe … Doch so viele? Aber es ließe sich machen? … Das wäre natürlich eine große Hilfe. Wenn Ihnen das entgegenkommt, um so besser … Nein, nein, es ist mir durchaus recht … Ende der Woche würde reichen, ja. Sehr schön. Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Wenn ich Ihnen jetzt noch kurz erklären darf, worauf es mir ankommt …«
    Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, lächelte er befriedigt. »Das ist mal ein kooperativer Mann, Lewis.«
    »Blieb ihm ja kaum etwas anderes übrig.«
    »Das kann schon sein. Trotzdem erspart er uns eine Menge Zeit und Arbeit.«
    »Doch wohl eher mir als Ihnen.«
    »Aber Lewis, mein Freund, sind wir etwa kein Team?« Der Sergeant brummelte etwas vor sich hin, nickte dann aber. »Er hat mir versprochen, daß wir bis Freitag von jeder Maschine im College eine Schriftprobe vorliegen haben. Was sagen Sie dazu?«
    »Hoffentlich auch von Crowthers Maschine.«
    »Na, selbstverständlich.«
    »Ich frage mich, wieso wir nicht gleich …«
    »Sie meinen, es wäre einfacher gewesen, sich von vornherein nur Crowthers Maschine anzusehen? Das stimmt. Aber bis jetzt besteht gegen ihn nur

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