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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hatte ich nicht gewußt. An diesem Argument kam ich nicht vorbei. Bis ich vorgestern morgen eine mir neue Erfahrung machte: ein Auto zu haben, bedeutet noch nicht unbedingt, daß man damit auch fahren kann. Eine leere Batterie wie bei mir, ein kaputter Anlasser, und schon muß man das Auto stehenlassen. Ich habe Jennifer, wie Sie wissen, nie geglaubt, aber jetzt sah ich auf einmal eine Möglichkeit, den Beweis anzutreten, daß ihr Argument nicht stichhaltig war. Wenn sich herausstellen würde, daß sie ihr Auto an dem fraglichen Mittwoch gar nicht benutzen konnte, weil es wegen einer Reparatur in der Werkstatt war … Ihre diesbezüglichen Nachforschungen bei Barkers waren leider vergeblich, Sergeant. Natürlich konnte sie es auch woanders hingebracht haben, das erschien mir aber unwahrscheinlich. Also wieder eine Sackgasse. Aber eben mit der Bemerkung über Ihre Reifenpannen, und daß Sie ja praktisch veranlagt seien, haben Sie mich auf eine ganz neue Idee gebracht, Lewis! Angenommen, Jennifer stellt am Mittwochabend, unmittelbar bevor sie zu ihrer Verabredung nach Woodstock losfahren will, fest, daß sie einen Platten hat. Das wird so gegen sechs, Viertel nach sechs, vielleicht auch halb sieben gewesen sein. Das heißt, in den regulären Werkstätten ist niemand mehr zu erreichen. Sie, Lewis, sind praktisch veranlagt, und – vor allem – ein Mann. Jennifer ist eine Frau. Würde sie es sich zutrauen, allein einen Reifen zu wechseln? Schwer vorstellbar. Sie läßt also ihren Wagen stehen. Ba r kers führt, wie ich weiß, keine Reifen. Sie benachrichtigt also am nächsten Tag einen der beiden Reifendienste, entweder den in Cowley oder den in Headington … Na, mal abwarten, wir werden ja sehen. Für Jennifer stellt sich jetzt das Problem, wie sie nach Woodstock kommt. Das Nächstliegende ist sicherlich, den Bus zu nehmen. An der Haltestelle trifft sie Sylvia Kaye, die ebenfalls auf dem Weg nach Woodstock ist, und läßt sich von ihr – sie hat es inzwischen, wie wir wissen, sehr eilig – überreden zu trampen. Sie stellen sich hinter dem Kreisverkehr an der Woodstock Road an die Straße, und siehe da: ein Auto hält. Am Steuer sitzt Crowther. Ein großer Zufall – und auch wieder nicht. Er will genau wie sie nach Woodstock, und es ist klar, daß er um diese Zeit dort vorbeikommen muß, wenn er pünktlich sein will.«
    »Und was geschah dann anschließend, Sir?«
    »Crowther hat uns geschildert, wie die Fahrt verlief.«
    »Und – haben Sie ihm geglaubt?«
    Morse gab nicht gleich eine Antwort, sondern dachte noch nach. Gerade, als er etwas sagen wollte, klingelte das Telefon. »Nein«, antwortete er, während er nach dem Hörer griff, »nein, ich habe ihm nicht geglaubt.« Lewis wartete gespannt. Er konnte nicht verstehen, was am anderen Ende gesprochen wurde, und Morse schwieg mit unbeweglichem Gesicht und hörte nur zu. Schließlich verabschiedete er sich: »Dann bedanke ich mich für Ihren Anruf. Wann würde es Ihnen passen? … Gut. Und noch einmal vielen Dank!« Er legte auf.
    Lewis sah ihn erwartungsvoll an. »Wegen Jennifer Coleby, Sir?«
    »Ja.«
    »Sie hatte tatsächlich Probleme mit ihrem Auto?«
    Morse nickte. »Das war der Reifen- und Batteriedienst in Cowley. Wir haben großes Glück. Der Chef hat netterweise nicht nur die Unterlagen durchsehen lassen, sondern auch noch rumgefragt. Einer der Mechaniker hat sich erinnert. Sie nehmen es dort mit den tariflichen Arbeitszeiten nicht so genau, und er war an dem Mittwoch noch da und mit dem Auswuchten von Reifen beschäftigt, als sie um Viertel nach sechs anrief. Sie hat gesagt, sie habe einen platten Vorderreifen. Sie wohne Nord-Oxford in der Charlton Road, ob er vorbeikommen könne, es sei dringend, sie wolle mit dem Wagen gleich noch wegfahren. Er konnte ihr aber nicht versprechen, vor sieben dazusein, und sie hat daraufhin erwidert, dann sei es zu spät.«
    »Wir machen Fortschritte, Sir.«
    »Ja, der Meinung bin ich auch. Kommen Sie, jetzt starten wir zu unserer Busfahrt.«
     
    Sie stiegen aufs Oberdeck und setzten sich ganz nach vorn. Morse schwieg, und Lewis war noch damit beschäftigt, die eben gehörte Neuigkeit zu verdauen. Sie fuhren ziemlich schnell und hielten unterwegs nur selten an. An der dritten Haltestelle knuffte Morse den Sergeant in die Rippen und wies mit einer Kopfbewegung nach draußen. Etwas abseits der Straße lag ein großes, altes Gebäude mit tief heruntergezogenem Reetdach. Im Garten standen, zusammengeklappt und

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