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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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das?“
    „Ich beginne zu ahnen, dass ich den Weg ganz durchlaufen muss, ehe ich freikomme. Eine Etappe ist die Wüste, wie ich weiß.“
    „Wer hat dir das gesagt?“
    Ihre Stimme war kaum noch zu verstehen.
    „... Neue Wegstrecken, neue Gestalten ... ist der Geist dieses Spiels ...“
    „In welcher Gestalt?“
    „Du wirst ... finden ... leb wohl ... leb wohl ...“
    Notausstieg aus der Simulation? Freiwillig? Wer drehte da bloß an der Schraube, verdammt?
    Mond, bleibe! Aber Mond ging unter, die sieben Schwestern verblassten.
    „Verfluchter Geist!“ Hat es je einen gegeben, der sich so sehr zurück in die virtuelle Welt sehnte?
    Skip! Skip! Blip!!
    Skip!! My heartbeat skips!!
    Neues Kapitel, neue Gestalt
    Pandora: „Was machst du für einen Radau, Tamas! Stell dein Mikro leiser!“
    Tamas: „Pandora! Verdammt noch mal, wo warst du?“
    Pandora: „Ich habe dir bereits erklärt, dass ich noch andere Sachen zu tun habe.“
    Tamas: „ScheißeMann, ich brauch den Code! Ich muss zurück. SOFORT!“
    Pandora: „O. k., du gehst zurück ins Spiel. Aber nicht dahin, wo du denkst. Hier dein Code. Mach was aus diesem neuen Level!“
    Tamas: „Ich fange mit einem neuen Avatar an! Neues Level, neue Gestalt, das ist der Geist des Spiels, oder?“
    Pandora: „Ja, deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
    Tamas: „Ich will in die Wüste. Als Tuareg. Geht das?“
    Pandora: „Sicher, wenn du es willst. Aber warum?“
    Tamas: „Interessiert mich eben. Außerdem muss ich mal wieder in eine andere Haut schlüpfen. Das ist schließlich das Tolle an der virtuellen Welt.“ Während Tamas mit Pandora chattet, stylt er einen neuen Avatar: neue Augen, neuer Mund, schmales Gesicht, Klamotten, alles steht zur Verfügung und kann zusammengefügt werden.
    Pandora: „Direkt zum Verlieben, dein neues Outfit als Wüstensohn.“
    Tamas: „Spar dir den Kommentar, Pandora. Gib mir den Code für das nächste Level.“

Level 6
    Der Sohn der Wüste

    //etwa 550 Jahre v. chr.//

Reale Zeit: Mittwoch, 27. Oktober, 23.30 Uhr
Realer Ort: Tamas’ Keller
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    Virtuelle Zeit: etwa 550 Jahre v. chr.
    Virtueller Ort: Wüste, Fessanberge,
    heutiges libyen
    Der König des Wüstenvolkes ist krank
    Kunturu, der König der Garamanten, war schwer krank geworden. Selbst die Ärzte und Magier, die man aus Ägypten herbeigerufen hatte, wussten keinen Rat mehr. Man hatte ihn von der Hauptstadt Garama in seine Sommervilla in den Fessanbergen gebracht. Dort wehte meist ein kühler Wind, der die Hitze ein wenig milderte. Im Schatten der dicken Mauern hechelte eine Meute von Löwenhunden. Fast schien es, als wüssten sie um das nahe Ende ihres Herrn. Sie waren ausgebildet, um mit den Adligen des Hofes die Raubtiere zu jagen, sie einzukreisen und zu stellen. Dann warteten sie, bis der König auf seinem von zwei Pferden gezogenen Streitwagen heranfuhr und den Löwen mit seinem Speer erlegte. Doch Jagden hatte es schon lange keine mehr gegeben. Auch Spielleute und Gaukler wurden nicht mehr in den inneren Teil der Villa gelassen. Niemand wagte mehr, laut zu reden.
    „Ruft meinen Sohn“, befahl der König mit schwacher Stimme. Man schickte nach Tulu, der wie jeden Tag mit seinem Lehrer Tifinag im Schatten des Olivenhains über seinen Schriften und Zeichnungen saß.
    Tulu war ein schlanker, hochgewachsener junger Mann. Er trug einen Burnus und einen blauen Turban wie die meisten von seinem Volk der Garamanten, die später die Tuareg genannt werden. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, seine Haut schimmerte hellbraun wie die Farbe noch nicht ganz reifer Walnüsse. Sein Blick war ernst, seine Augen dunkel wie die Schatten in der Dämmerung.
    Mit seinem Lehrer diskutierte er über die Herkunft ihres Volkes und die Zeichen aus einer fernen, fast vergessenen Vergangenheit.
    „Einst waren wir stolze Bezwinger der Wüste“, sagte Tulu. „Wir hatten Macht und Wissen. Die Bilder an den Felswänden künden von einer Blütezeit unseres Volkes. Sieh her.“
    Er legte Tifinag Zeichnungen vor. Sie waren auf Beschreibstoff aus Zyperngras gemalt, der aus Ägypten an den garamantischen Hof importiert wurde.
    „Ich habe diese Zeichnungen gemacht, als ich einige Monde in den Galerien der Felsenhöhlen mancher Wüstentäler verbracht habe“, erklärte Tulu. „Die Darstellungen dort stammen aus einer lange vergangenen Zeit und zeigen Giraffen, Elefanten, Flusspferde, Krokodile. Sie künden von einer Ära, als die alten Flusstäler

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