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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Körper von Zeit zu Zeit besuchen, bis sie dann endgültig ins Reich des Totengottes Osiris kam. Als Grabbeigaben waren reiche Schätze üblich, um den Verstorbenen ein angenehmes Leben im Jenseits zu ermöglichen. //
    Stimmen aus der Tiefe
    Mit in die Hände gestütztem Kopf hatte der Mann in Tuareg-Blau auf halber Höhe der Pyramide auf den Steinen gesessen. Er fühlte sich schwach, müde. Dann ging sein Blick lange über die Wüste hinweg in Richtung Westen, wo sein Heimatland war. Von dem Falken, der ihn die letzten Tage begleitet hatte, war nichts zu sehen. Das ist ein schlechtes Zeichen, dachte Tulu und wurde noch trauriger. Er beschloss, sofort wieder abzureisen. Was sollte er hier in diesem fremden Land?
    Einige Schritte entfernt bemerkte er eine Öffnung. Tulu trat näher. Ein dunkler Gang tat sich dort auf, ein kühler Luftzug wehte ihm entgegen. Er lauschte, denn ihm war, als höre er Stimmen aus der Tiefe des Grabmals.
    Ihn schauderte. War dies das Zeichen, dass Kunturu gestorben war? Oder hatte die Traurigkeit seine Sinne vernebelt?
    „Tuuluu – koomm –, große Schätze warten auf dich ...“
    „Wer seid ihr und was wollt ihr?“
    „Tuuluutaamaas ...“
    Er konnte sich nicht wehren, folgte der Stimme und machte einige Schritte in das Dunkel.
    Da stieß ein Schatten aus dem Blau des Himmels herunter. Der Schrei des Raubvogels durchschnitt die Luft!
    „Eftigh!“
    Der Wüstenfalke ließ sich am Eingang zur Gruft nieder. Scharf und bewegungslos fixierte er Tulu.
    „Bringst du schlechte Nachrichten?“
    Der Falke rührte sich nicht. Tulu verstand: Eftigh wollte ihn davor warnen, auf keinen Fall das Grabmal zu betreten. Das war kein guter Ort.
    Ein Ort des Todes.
    „Danke, Eftigh!“
    Als der Falke sich erhob und pfeilschnell im strahlenden Licht des Nachmittags verschwand, blickte Tulu ihm erleichtert nach. Wäre Kunturu gestorben, hätte es ihm der Botschafter mitgeteilt. Nein, er lebte, er nahm Anteil an der Reise seines Sohnes. Nachdenklich, doch nun ohne die traurige Schwermut, die ihn tagelang gefesselt hatte, stieg Tulu von dem Grabmal herab. Er suchte die Herberge auf, die ihm die Salzhändler genannt hatten und wo er sie nun wiedertraf. Hier wurden die Geschäfte der Karawanen abgewickelt. Schreiber saßen an Tischen im Hof und notierten die aus- und eingehenden Waren auf Papyrus-Blättern. Ihr Schreibwerkzeug bestand aus einer Schieferplatte mit zwei Vertiefungen. Die eine enthielt Tinte, die andere einen Holzbehälter für Pinsel in verschiedenen Größen.
    //ANFÄNGE DER SCHRIFT IN ÄGYPTEN//
    //////////////////////////////////
    Auch wenn die frühen Schriftzeichen wie geheimnisvolle Zaubertexte aussehen, sie sind es meist nicht. Es handelt sich häufig, wie bei den Sumerern einige Jahrhunderte zuvor, um einfache Buchhaltungen mit einer Zahl von Ochsen, Schweinen, mit einer Fuhre Holz oder Getreide, mit einer Anzahl von Stoffballen oder Salzplatten. Die Schreiber, wie auch in anderen Kulturen des Altertums hoch angesehene Bürger, fertigten Handelsverträge aus, schrieben Preislisten, beschrieben Jagd, Landwirtschaft und Handwerk. Die Anfänge der Schrift, in Sumer wie in Ägypten, entstanden aus den Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens heraus. Lieder, Gebete, Gedichte, Epen – kurz, Literatur – kamen erst später hinzu. //

    Eine Kartusche mit dem Namen des Königs Ramses II. (um 1279–1213 v. Chr.)
    Szenen der Weisheit und
    Größe des Sonnengottes
    An einem zentralen Platz des Ortes, von dem aus man die große Pyramide sehen konnte, lagen die Werkstätten der Steinbildhauer. Tulu sah, dass etliche Wände und Pfeiler mit ihrer Kunst verziert waren. In Stein geritzt, geschlagen und mit Ocker und Oxydfarben bemalt, waren es Szenen, die von der Größe und Weisheit der Söhne des Sonnengottes zeugten. Auch zahlreiche Darstellungen von Bauern und Hirten bei der Feldarbeit und beim Viehtreiben waren zu erkennen. Sie kündeten von der guten Herrscherzeit der Pharaonen, deren Namen frühere Künstler hier verewigt hatten. Manche Herrscher waren in Streitwagen hinter geflügelten Pferden dargestellt. In steinernen Schriftbildern wurden die Siege der Könige über die Feinde Ägyptens verherrlicht.
    Tulu sah einem Steinmetz zu, der Buchstabenzeichen in eine über drei Manneslängen breite Tafel aus farbigem Kalkstein schlug. Er erkannte den Künstler an seiner hohen Gestalt und seiner olivfarbenen Hautfarbe.
    „Bist du aus einem Volk der Wüste?“
    „Ja. Meine Vorfahren kamen einst in

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