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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Miene konnte man erkennen, wie es um ihn stand. Starker Wind war aufgekommen. In der Takelage des Seelenverkäufers heulte er jämmerlich, weiße, ständig höher werdende Schaumkronen bedeckten die Meeresoberfläche. Der Wind wurde zum Sturm. Die Zephyr wurde hin und her geworfen.
    „Ihr Götter, steht uns bei!“, schrie der Kaufmann. Wellen schlugen über die Reling. Das Heulen des Sturmes wurde immer stärker. Es war, als seien sämtliche Ungeheuer des Meeres freigelassen worden. Die Gebete der Passagiere, die sich an Bretter, Kisten, den Mast und aneinanderklammerten, riss der Sturm von ihren Lippen.
    „... meine Kinder!“, hörte man jemanden rufen. Das Segel riss mit hässlichem Laut von oben nach unten und hing in Fetzen.
    „Rudert, rudert, ihr Schwächlinge! Wollt ihr, dass uns die Fische fressen, ihr Mörder!“, schrie Karakis seine Leute an. „Mehr, fester, Saubande, wofür bezahle ich euch!“
    Eine gewaltige Welle donnerte heran und riss die Hälfte der Mannschaft über Bord. Die Ruderpinne barst mit lautem Krachen. Das Schiff wurde vollends zum Spielball der Wellen. Es konnte bald nicht mehr gesteuert werden. Säcke und Kisten, die im Mittelteil gestapelt waren, wurden aus ihrer Verankerung gerissen. Das Schiff lag auf der Seite und drohte, jeden Augenblick zu kentern. Die Passagiere schrien in Todesangst. Karakis brüllte sinnlose Befehle, die niemand mehr ausführen konnte.
    Merkwürdigerweise wurde Tulu nicht von der schrecklichen Panik erfasst. Im Gegenteil, je höher die Wellen wurden, je lauter der Sturm heulte, desto ruhiger wurde er. Er musste sogar lachen bei dem Gedanken, dass er ausgerechnet mit einem Schiff namens Zephyr in den Tod gehen würde, Zephyr , der Sage nach der schöne Jüngling, die Windgottheit. Was hatte er ihm getan?
    Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf, während sich im Orkan das erste graue Morgenlicht über dem Meer zeigte. War es meine Bestimmung, in diesem Meer jämmerlich zu ersaufen?, dachte Tulu. War das der Sinn meines Lebens? Noch niemals hatte er über derartige Fragen nachgedacht. Mit so vielen guten Gaben war der Sohn des Königs ausgestattet. Das Schreiben hatte er schnell gelernt, die Zeichen der Wüste wusste er von Kindesbeinen an zu deuten, die Laute der Tiere, den Lauf der Gestirne, die Namen der Götter, die Sprachen der verschiedenen Stämme – all das lernte er leicht. Jedermann am Hofe Kunturus hatte ihm, dem ältesten Sohn, eine prächtige Zukunft prophezeit. Das wird ein würdiger Nachfolger des Königs, hieß es.
    Doch hatte ihm irgendjemand etwas über den tieferen Sinn des Lebens gesagt? Hatte sein Lehrer je mit ihm darüber gesprochen, wozu er auf der Welt war? Nun im Angesicht des Todes kamen ihm diese Gedanken. Doch nun war alles zu spät.
    „Verzeih mir, Vater, dass ich deinem Wunsch nicht entsprechen konnte! Leb wohl, Mondmädchen! Die Sterne waren mir nicht wohlgesinnt!“
    In diesem Augenblick erfasste eine letzte ungeheure Welle das Schiff. Es überschlug sich und zerbarst, als es von der Brandung auf das Land geschleudert wurde, in mehrere Teile.
    Kurzer Prozess
    Aus den Dünen stürzten Strandgutsammler herbei, um so schnell wie möglich die Güter, die der Orkan auf das Land geworfen hatte, in Sicherheit zu bringen. Sieben Mitglieder der Mannschaft sowie der Kapitän hatten überlebt. Auch drei Passagiere waren auf den Strand geworfen worden. Zwei lagen tot im Sand, ein schlanker junger Mann mit dunkler Hautfarbe hatte überlebt. Es war Tulu, der zusammen mit den anderen Überlebenden von Strandwächtern festgenommen und den Behörden übergeben wurde. Weder Karakis noch jemand aus der Mannschaft hatte in dem Orkan bemerkt, dass die Zephyr auf die Pinieninsel Samos im östlichen Teil des Mittelmeeres zugetrieben war. Häfen und Küsten dieses bedeutenden Handelszentrums waren streng bewacht. Kundschafter hatten berichtet, dass sich Teile der persischen Flotte näherten, um die Insel zu überfallen. Piraten und Schmuggler waren verdächtige Personen. Ihnen wurde kurzer Prozess gemacht. Nach dem Kriegsrecht, das jetzt galt, wurde jeder zum Tode verurteilt, der den Frieden des Landes störte oder ihm schweren Schaden zufügte. Karakis war den Behörden bereits bekannt: Vor anderthalb Jahren war er auf seinem Segler nur mit knapper Not den Wachschiffen vor der Küste der Potami-Bucht entgangen. Dort hatte er eine Ladung Diebesgut, bestehend aus 50 Ballen feinsten Leinentuches, ausgeladen, das er Piraten abgekauft hatte.
    „Tod

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