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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Wand der Kabine und blieb noch ein paar Minuten. Schließlich wischte er sich den Mund mit Toilettenpapier und spülte es runter. Als er auf wackligen Beinen zu den Waschbecken ging, stand der andere Mann immer noch da und band sich eine Krawatte um. Bosch sah ihn im Spiegel an, erkannte ihn jedoch nicht. Er beugte sich über das Becken und wusch sich Gesicht und Mund mit kaltem Wasser. Dann trocknete er sich mit Papierhandtüchern ab. Während der ganzen Zeit schaute er sich nicht einmal im Spiegel an.
    »Vielen Dank fürs Fragen«, sagte er beim Rausgehen.
    Es sah aus, als hätte Irving sich nicht bewegt, seitdem Bosch gegangen war.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Bosch setzte sich und holte seine Zigaretten heraus.
    »Entschuldigen Sie, aber ich muß rauchen.«
    »Das haben Sie doch vorhin schon.«
    Bosch zündete eine Zigarette an und atmete tief ein. Dann stand er auf und ging zu einem Abfalleimer in der Ecke. Er nahm einen alten Kaffeebecher heraus, um ihn als Aschenbecher zu benutzen.
    »Nur eine«, sagte er. »Danach können Sie die Tür öffnen und lüften.«
    »Das ist eine schlechte Angewohnheit.«
    »Atmen in dieser Stadt ist das auch. Wie ist er gestorben? Was war die Todesursache?«
    »Die Autopsie war heute morgen. Herzversagen. Es war einfach zuviel für sein Herz.«
    Bosch machte eine Pause. Er spürte seine Kraft zurückkehren.
    »Erzählen Sie mir den Rest.«
    »Das ist schon alles. Es gab nichts. Keine Beweisstücke am Körper. Oder im Auto. Alles ist abgewischt worden. Wir haben nichts gefunden.«
    »Was ist mit seinen Kleidern geschehen?«
    »Sie waren im Kofferraum. Das half aber nicht weiter. Der Killer hat allerdings etwas behalten.«
    »Was?«
    »Seine Dienstmarke. Das brutale Schwein hat sie mitgenommen.«
    Bosch nickte nur und wandte seine Augen ab. Sie schwiegen beide lange. Bosch konnte die Bilder nicht loswerden und er nahm an, Irving hatte das gleiche Problem.
    »Also«, sagte Bosch, »nachdem Sie sahen, was man mit ihm gemacht hatte, die Folter und all das, haben Sie sofort an mich gedacht. Das ist wirklich ein Vertrauensbeweis.«
    »Hören Sie zu, Bosch, Sie haben zwei Wochen vorher sein Gesicht durch eine Glasscheibe gedrückt. Außerdem hatten wir einen nachträglichen Bericht von ihm, daß Sie ihn bedroht haben. Was …«
    »Ich habe ihn nicht bedroht. Er …«
    »Das ist mir egal. Er hat den Bericht geschrieben. Darum geht’s. Ob es stimmt oder nicht, auf alle Fälle fühlte er sich bedroht von Ihnen. Was hätten wir tun sollen? Es ignorieren? Einfach sagen: ›Harry Bosch? O nein, unser Harry Bosch kann das unmöglich getan haben.‹ Und damit hat’s sich. Machen Sie keine Witze.«
    »Okay, Sie haben recht. Vergessen Sie’s. Hat er zu seiner Frau nichts gesagt, bevor er ging?«
    »Nur daß jemand angerufen habe und er eine Stunde weg müsse. Zu einem Treffen mit einer sehr wichtigen Person. Er erwähnte keinen Namen. Der Anruf kam Freitag um neun Uhr abends.«
    »War das der genaue Wortlaut?«
    »Ich glaube ja. Warum?«
    »Wenn er es so ausgedrückt hat, hört es sich an, als ob zwei Leute mit der Sache zu tun hatten.«
    » Wieso? «
    »Es hört sich an, als ob eine Person ihn angerufen hätte, um das Treffen mit einer zweiten Person, der VIP, zu vereinbaren. Wenn die VIP selbst angerufen hätte, hätte er sicher seiner Frau erzählt, daß Soundso, dieses hohe Tier, ihn gerade angerufen habe und ihn jetzt treffen wolle. Verstehen Sie?«
    »Ja. Aber der Anrufer hätte den Namen einer bekannten Person ohne deren Wissen als Köder benutzen können.«
    »Das stimmt. Aber ich glaube, was gesagt wurde, muß überzeugend genug gewesen sein, um Pounds abends allein aus dem Haus zu locken.«
    »Vielleicht war es jemand, den er kannte.«
    »Vielleicht. Aber dann hätte er seiner Frau den Namen gesagt.«
    »Richtig.«
    »Hat er irgend etwas mitgenommen? Aktentasche, Papiere, irgend etwas?«
    »Das wissen wir nicht. Seine Frau war im Fernsehzimmer. Sie sah ihn nicht weggehen. Wir sind das alles mit ihr durchgegangen und haben das ganze Haus durchsucht. Ohne Ergebnis. Seine Aktentasche war in seinem Büro auf dem Revier. Er hat sie nicht einmal mit nach Hause genommen. Wir haben nichts, was uns weiterführt. Ehrlich gesagt, Sie waren unser bester Kandidat und jetzt sind Sie entlastet. Das führt zu meiner Ausgangsfrage zurück. Könnten Ihre Privatermittlungen etwas mit seinem Tod zu tun haben?«
    Bosch konnte sich nicht überwinden, Irving zu sagen, was seinem Gefühl nach mit

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