Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Pounds geschehen war. Es waren nicht die Schuldgefühle, die ihn zurückhielten, sondern der Wunsch, seine Mission für sich zu behalten. In diesem Moment begriff er, daß Rache etwas für Einzelkämpfer war, etwas, was man nicht laut aussprach.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich habe Pounds nichts gesagt. Er wollte, daß ich gefeuert werde. Das wissen Sie. Der Typ ist tot, aber er war ein Arschloch, und er wollte mich kleinkriegen. Also hat er seine Ohren offengehalten. Ein paar Leute haben mich letzte Woche gesehen. Vielleicht hat er so von meinen Aktivitäten gehört und ist dann in etwas hineingestolpert. Er war kein guter Detective. Vielleicht hat er einen Fehler gemacht. Ich weiß es nicht.«
    Irving sah ihn mit reglosen Augen an. Bosch konnte sich denken, daß er überlegte, wieviel daran wahr war und wieviel erlogen. Bosch sprach zuerst.
    »Er sagte, er würde eine sehr wichtige Person treffen.«
    »Ja.«
    »Chief, ich weiß nicht, was McKittrick Ihnen über unser Gespräch gesagt hat, aber Sie wissen sicher, daß einige wichtige Leute damals … Umgang mit meiner Mutter hatten. Sie haben ihre Leiche gefunden.«
    »Das stimmt. Aber ich hatte nichts mit den Ermittlungen zu tun. Nur ganz am Anfang.«
    »Hat McKittrick Ihnen von Arno Conklin erzählt?«
    »Nicht heute. Aber damals. Ich fragte ihn einmal, wie die Ermittlungen liefen, und er antwortete mir, ich solle Arno fragen. Arno schirme jemanden ab.«
    »Arno Conklin war zum Beispiel eine wichtige Person.«
    »Aber jetzt? Er ist ein alter Mann, falls er noch lebt.«
    »Er lebt noch. Und etwas sollten Sie nicht vergessen, Chief, wichtige Personen umgeben sich mit wichtigen Personen. Sie sind nie allein. Conklin mag alt sein, aber es gibt vielleicht jemand, der es nicht ist.«
    »Was versuchen Sie mir zu sagen, Bosch?«
    »Daß Sie mich in Ruhe lassen sollen. Ich muß weitermachen. Ich bin der einzige, der es kann. Halten Sie mir Brockman und Konsorten vom Leibe.«
    Irving schaute ihn lange an und Bosch sah, daß er nicht wußte, was er tun sollte. Bosch stand auf.
    »Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben.«
    »Sie erzählen mir nicht alles.«
    »Es ist besser so.«
    Als er durch die Tür auf den Korridor trat, fiel ihm etwas ein. Er ging zurück in den Konferenzraum.
    »Wie komme ich nach Hause? Sie haben mich mit hierher genommen.«
    Irving griff zum Telefon.

35
    B osch öffnete die Tür zum Dezernat für Interne Ermittlungen im vierten Stock und sah niemand hinter dem Schalter. Er wartete ein paar Momente, ob Toliver erscheinen würde. Irving hatte ihm den Auftrag gegeben, Bosch nach Hause zu fahren. Der junge Detective ließ sich jedoch nicht blicken. Wahrscheinlich war es wieder eines ihrer Spielchen. Bosch wollte nicht um den Schalter herumgehen und nach Toliver suchen. Also rief er laut seinen Namen. Hinter dem Schalter befand sich eine Tür, die einen Spalt offenstand, und er war sich ziemlich sicher, daß Toliver den Ruf hören konnte.
    Aber derjenige, der dann durch die Tür trat, war Brockman. Er starrte Bosch lange an, ohne etwas zu sagen.
    »Toliver soll mich nach Hause fahren«, sagte Bosch. »Mit Ihnen will ich nichts mehr zu tun haben.«
    »Oh, das ist zu schade.«
    »Holen Sie Toliver.«
    »Nehmen Sie sich in acht vor mir, Bosch.«
    »Jaja, ich halt’ die Augen auf.«
    »Möglich, aber Sie werden nichts merken.«
    Bosch nickte und schaute an ihm vorbei zur Tür, durch die Toliver jeden Moment kommen mußte. Er wollte die Situation entschärfen und nach Hause. Einen Moment lang überlegte er, ob er ein Taxi nehmen sollte. Im Berufsverkehr würde es ihn jedoch fünfzig Dollar kosten. So viel hatte er nicht bei sich. Außerdem gefiel ihm die Vorstellung, von einem DIE-Typen nach Hause chauffiert zu werden.
    »He, Killer.«
    Bosch schaute zu Brockman. Allmählich hatte er es satt.
    »Wie ist das, mit einem anderen Killer zu ficken? Muß was Besonderes sein, wenn Sie deswegen extra nach Florida fliegen.«
    Bosch versuchte die Ruhe zu bewahren, aber sein Gesicht verriet ihn. Er begriff plötzlich, von wem Brockman sprach.
    »Wovon reden Sie?«
    Brockmans Gesicht leuchtete schadenfroh auf, als er Boschs überraschten Blick sah.
    »Oh, oh! Sie hat es Ihnen nicht gesagt? Na, so was.«
    »Was gesagt?«
    Bosch hätte am liebsten über den Schalter gegriffen und Brockman rübergezogen, aber er konnte – wenigstens äußerlich – die Ruhe bewahren.
    »Ich sag’ Ihnen was. Meiner Ansicht nach stinkt Ihre Geschichte und ich werde es beweisen.

Weitere Kostenlose Bücher