Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
verwandelst dich. Es hat schon angefangen.“ Panisch musterte sie ihn.
„In was?“
Oh ihr Götter. „In eine von uns.“
Kaum hatte sie die Worte vernommen, da wusste sie auch schon mit Sicherheit, dass er die Wahrheit sagte. Obwohl sie es bisher nicht genau erklären konnte, fühlte sie sich innerlich anders. Als ob die immer gegenwärtige, ständig an ihr nagende Dunkelheit, die sie so lange gespürt hatte, plötzlich von Licht erfüllt war.
Sie warf Declan einen Blick zu, und ihr Herz hämmerte schmerzhaft. Er wirkte niedergeschlagen, als würde er darauf warten, dass mit ihren nächsten Worten das Fallbeil niedersauste. Dass sie ihn anschrie, aber weswegen? Weil er ihr das Leben gerettet hatte?
Alexia ging zu ihm und nahm ihn in die Arme, zog ihn fest an sich. Sie legte ihre Lippen an sein Ohr, holte tief Luft, sog seinen einzigartigen und berauschenden Duft ein.
„Danke, dass du mich gerettet hast“, flüsterte sie.
Er erschauerte. Seine mächtigen Schultern verkrampften sich. Doch dann schlossen sich seine Arme um sie, und sie vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge. Er atmete erleichtert aus, als hätte er seit seiner Beichte den Atem angehalten.
Sie zitterte vor Freude, vor Glückseligkeit, lächelte und umarmte ihn fester. Er strich ihr über den Kopf, und sie drückte sich an ihn. Mit der anderen Hand berührte er ihren Bauch, die Hitze der Handfläche drang sogar durch den Stoff des Pullovers.
Große Göttin, das war es, wonach sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte. Und nun durfte sie es tatsächlich erleben. Eine echte Verbindung mit einem anderen, wahrhaftig und nicht unter Kontrolle zu halten. Nun gab es nichts mehr, das sie voneinander fernhalten konnte. Sie waren nicht länger dazu bestimmt, ihr Leben getrennt und als Feinde zu verbringen, sondern sie hatten jeden Grund, zusammen zu sein. Sie konnten zusammen sein.
Alexia lächelte. Ihr Blick glitt zu einem Spiegel, in dem sie sich selbst sah. Zuerst hätte sie sich beinahe nicht wiedererkannt. Sie wirkte nicht länger deprimiert, einsam oder traurig. Die Frau, die sie da anstarrte, glühte vor Selbstvertrauen, Leben und Liebe.
Liebe.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihm das noch gar nichtgesagt hatte. Solche Worte hatte sie noch nie ausgesprochen.
„Declan.“ Sie trat einen Schritt zurück. Er hob den Kopf, seine kobaltblauen Augen betrachteten sie mit einer Intensität, die ihr den Atem raubte. „Ich …“, begann sie.
„Schsch.“ Sein Finger an ihren Lippen brachte sie zum Schweigen. Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht. Dann strich er ihr über die Wange und küsste sie.
„Versprich mir, dass du es mir später sagst.“
Alexia lächelte. „Das verspreche ich.“
Declan folgte Alexia durch das Gewirr der Katakomben, obwohl er fest davon überzeugt war, selbst den Weg finden zu können. Wenn sie ihre tierische Gestalt angenommen hatten, konnten alle Drachen die Gedankenübertragung benutzen. Doch seine Verbindung zu Alexia war eine Vereinigung zweier Mischlinge, sie wurde zwar mit jedem Tag stärker, sodass er sich schon fragte, ob er eines Tages tatsächlich ihre Gedanken lesen könnte; sie war aber noch nicht ausgereift.
Alexia führte sie in eine breite Höhle, nicht unähnlich derjenigen, wo Lotharus die Zeremonie der Thronbesteigung so grausam missbraucht hatte. Bei der Erinnerung brannte ein Feuer in Declans Kehle. Noch bekämpfte er seinen Zorn. Er würde ihm jedoch schon bald nützlich sein. Sie kauerten sich hinter ein paar Felsen, und Declan konnte durch eine Spalte in den Steinen blicken. Er bemerkte, dass sie sich in einer Art Amphitheater befanden. Auf dem Boden unter ihnen schien es eine Bühne mit Sitzplätzen davor zu geben. Der Platz hier oben, wo er sich mit Alexia versteckte, glich mehreren Logen, die anderen waren alle mit einem Trupp Soldaten besetzt.
„Das müssen mindestens zweihundert sein“, hörte er sich selbst sagen.
„Aber wir müssen nur einen von ihnen ausschalten“, erwiderte Alexia und nickte nach unten.
Auf der leicht erhobenen Bühne hatte nun Lotharus auf etwas Platz genommen, das Declan für den Thron der Königin hielt,und richtete das Wort an seine Soldaten. Obwohl er keine Krone trug, um seine Position an der Spitze der Horde zu unterstreichen, erregte der Stab, der an der Seite des Throns lehnte, Declans Aufmerksamkeit. Er sah aus wie ein Stab, den er in einem der uralten Texte gesehen hatte. Genauer, in der Schriftrolle, die Doc ihm gezeigt hatte und in der
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