Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Sie ist soliebreizend, ganz wie deine Großmutter. Erinnerst du dich an sie?“
„Aber natürlich.“ Alexia konnte kaum folgen, weder dem eiligen Schritt ihrer Mutter noch ihrem seltsamen Gerede. Mit wachsendem Unbehagen lief sie hinter ihr her.
Am Brunnen der Göttin blieb die Königin stehen. „Sie sagte, dass sie über den Berg fliegen müssen, dann über den Fluss bis jenseits des Meeres. Siehst du?“ Sie zeigte auf das andere Ende des Brunnens, wo das Modell der Stadt Davna Vremena in Wasser getaucht lag. „Weit, weit weg, wo sie ihnen nichts tun kann.“
„Sie?“ Alexia blickte von dem Brunnen zu ihrer Mutter und wieder zurück. Was hatten die Länder aus der früheren Zeit, von denen ihre Großmutter so viele Geschichten erzählt hatte, mit Declan oder seinen Eltern zu tun? „Mutter, was redest du da? Lotharus und du, ihr habt die Drachen getötet.“
Catija wirbelte herum und packte Alexias Arme mit ihren kalten Händen. „Meine Tochter, hör mir zu: Es gibt noch einen weiteren Abschnitt der Prophezeiung, von dem Lotharus nichts weiß. Der abgerissene Teil der Schriftrolle“, flüsterte sie eindringlich. „Der Kristall ist der Schlüssel, aber er kann nicht derjenige sein, der das Tor öffnet.“
„Das Tor?“ Alexia gab sich alle Mühe, die verworrenen Worte ihrer Mutter zu verstehen. Aber die Königin gab keine weiteren Erklärungen mehr. Sie drückte ihre Tochter nur fest an sich, bis sich ihre Nasen berührten. Klar und leuchtend waren ihre Augen, als Catija ihre Tochter anschließend ansah.
„Du musst dafür sorgen, dass man sich um sie alle kümmert. Du musst dafür sorgen, dass er am Leben bleibt.“
„Wer?“, fragte Alexia. Doch in ihrem tiefsten Innern wusste sie bereits, wen ihre Mutter meinte.
„Was geht hier vor?“
Als sie Lotharus’ Stimme vernahm, blinzelte die Königin verwirrt. Obwohl Alexia ihn gehört und das Rascheln des Laubs vernommen hatte, das sein Erscheinen ankündigte, ließ sie ihre Mutter nicht aus den Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht.Aber sie kam nicht darauf, was es sein könnte. „Was ist mit dem abgerissenen Teil der Schriftrolle?“
Doch die Königin ließ sie los und wandte sich wieder dem Brunnen zu.
„Das reicht jetzt“, erklang Lotharus’ autoritätsgewohnte Stimme hinter ihr. Alexia ignorierte ihn.
„Mutter, was ist mit dem König und der Königin?“
„Ich sagte, es reicht!“
Kräftige Hände packten ihre Schultern und rissen sie zurück. Alexia zuckte zusammen, als er ihren Rücken fest an sich presste und den Kopf senkte, um ihr zischend ins Ohr zu flüstern: „Hör mit diesen Fragen auf, Alexia!“ Langsam schlossen sich seine Finger um ihre Kehle. Seine Fingerspitzen malten Kreise an ihrem Hals, zunächst ganz sacht, dann fester, als wollte er sie erwürgen.
„Du willst doch bestimmt deine arme, kranke Mutter nicht aufregen. Bei ihrem geschwächten Zustand muss man sich schon fragen, ob sie so etwas überleben würde.“
Vor Abscheu drehte sich ihr der Magen um. „Was willst du überhaupt hier?“, fragte sie erbost.
Endlich ließ er ihren Hals los und stellte sich an die Seite der Königin. „Ich wollte eigentlich nach unten gehen, um mich um unser kleines … Problem zu kümmern.“
Declan, schoss es ihr durch den Kopf.
Du musst dafür sorgen, dass er am Leben bleibt.
Alexias Herz raste.
„Aber als ich hier im Garten Stimmen hörte, wollte ich mal nachschauen, ob alles in Ordnung ist.“
Alexias Blick wanderte von ihrer Mutter zu Lotharus. Sie wusste nun, was sie tun musste, und zum ersten Mal brachte sie auch den Mut dazu auf. „Nein, es ist nicht alles in Ordnung.“ Alexia holte tief Luft und hob das Kinn. „Ich werde eine Versammlung der Gründer dieser Kolonie einberufen und den Antrag stellen, dass meine Nachfolge auf den Thron um einen Tag vorgezogen wird.“
Obwohl er ganz ruhig blieb, mahlten seine Kiefer. „Wie bitte?“
„Zusätzlich werde ich um deine Ablösung vom Posten des Obersten Ratgebers bitten und meine Mutter in den Samostan verbringen lassen, wo niemand Zutritt zu ihr hat bis zu ihrer völligen Genesung, was immer das auch für eine Krankheit sein mag, für die du verantwortlich bist.“
Lotharus’ Augen flammten wütend auf, als er einen Schritt auf sie zumachte. „Du willst sie in den Tempel der Frauen bringen lassen?“, höhnte er. „Du dummes Ding, für wen hältst du dich?“
Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie, dass nicht Furcht durch ihre Adern raste, sondern
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