Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Ivan kniff die Augen zusammen.
„Was glaubst du denn? Ihn verhört, natürlich.“
Seine dunklen Brauen erschienen über dem Rand der Brille.
„Nun, du wirst oberirdisch verlangt“, erklärte er, wandte sich ab, um nach dem zu suchen, weswegen er eigentlich hierher geschickt worden war.
„Oberirdisch?“
„Genau.“ Er legte sich zwei Armbrüste auf die Schultern. „Da draußen geht etwas vor, das du dir unbedingt ansehen musst.“
8. KAPITEL
A lexia trat hinaus in die stürmische Nacht. Sie atmete die frische, klare Meeresluft tief ein, um sie von dem abgestanden Gestank der Höhlen zu reinigen. Wenn diese Luft mir doch auch den Verstand durchpusten könnte, dachte sie deprimiert. Sie zog den Mantel um die Schultern zusammen und folgte dem Pfad zum Rand der Klippe, von der Ivan gesprochen hatte.
Etwa dreißig Meter tiefer toste der Ozean so laut gegen die Felsen, dass kein anderes Geräusch zu hören war. Alexia klemmte eine widerborstige Locke hinters Ohr und trat zu den Kundschaftern, die am Hang der Klippe warteten.
„Was ist los, Soldat?“
Ohne sich zu ihr umzudrehen, reichte Markov ihr ein Fernglas. Alexia blickte hindurch, in dieselbe Richtung, in die der Soldat blickte. Sie hatte kein simples Fernglas in der Hand, sondern ein hoch technisiertes, elektronisches Gerät. Der Monitor flammte auf, und sie erkannte einige Gestalten, die sich knapp vierzig Meter entfernt an einer Klippe entlangbewegten. Ihr Blut gefror.
„Drachen“, stellte der Soldat überflüssigerweise fest.
„Das sehe ich auch.“
„Was, glaubt Ihr, machen die da?“
„Offensichtlich suchen sie nach etwas.“ Alexia bemühte sich, möglichst unbesorgt zu klingen, als sie ihm das Fernglas wieder zuwarf.
„Oder nach jemandem.“
Oder beides, dachte sie.
Was, bei der Großen Göttin, sollte sie nur tun? Ihr Verstand sprang von einer Möglichkeit zur nächsten. In beinahe allen Fällen wäre das Ergebnis ein Massaker. Sie brauchte mehr Zeit, um nachzudenken. „Informiert mich, wenn sie entweder verschwinden oder näher kommen“, teilte sie dem kleinen Spähtrupp mit und wandte sich ab.
„Ihr geht einfach wieder?“, fragte ein anderer der Kundschafter verwirrt.
„Ohne etwas zu tun?“, stimmte Markov ein.
Alexia warf einen Blick zurück. „Gibt es denn ein Problem?“
Markov schob das Kinn hin und her. „Verzeiht, Prinzessin“, stieß er durch zusammengebissene Zähne hervor. „Aber die sind da direkt vor uns. Wenn Ihr ein paar unserer besten Armbrustschützen herbeiruft, können wir sie wie Fliegen vom Himmel holen.“
„Ja, das könnten wir.“ Sie drehte sich wieder um. „Aber dann würden wir nie herausfinden, aus welchem Grund sie da sind. Außerdem wissen wir nicht, ob nicht viel mehr von ihnen ihren Platz einnehmen würden, worauf wir nicht vorbereitet wären.“ Sie schrie beinahe. „Oder sie finden dann irgendwann die hintere Treppe zu unserer Höhle und treffen nicht auf euch, sondern auf unsere Frauen und unsere Jungen.“
Markov schüttelte seinen massigen Schädel und ließ ein empörtes Schnauben hören. „Lotharus scheint recht zu haben, was Euch betrifft.“
Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Was hast du gesagt?“
Markov drehte sich zu ihr um. Trotz der dunklen Sonnenbrille konnte sie den Spott in seinen Augen erkennen. „Ihr seid nicht entschlossen genug für eine Herrscherin.“
Alexia fletschte ihre hervorschießenden Reißzähne. „Wenn du diese Richtung einschlagen willst, Soldat, gibt es nur noch einen möglichen nächsten Schritt.“ Ihre Klauen wurden länger, und die Waffe an ihrer Hüfte schien schwerer zu werden. „Ich warne dich nur einmal. Diesen Schritt wirst du nicht gehen wollen.“
Sein Gesicht war fleischig und widerlich und jetzt fletschte auch er die Reißzähne. „Wollen wir wetten?“
Alexia wartete gar nicht erst ab, bis die letzte Silbe von seinen Lippen tropfte. Ihr Fuß schoss vor, ihr Stiefelabsatz bohrte sich in seine Nase. Sein Kopf wurde zurückgerissen, und er brüllte laut auf. Der zweite Soldat wollte sich auf sie stürzen. Alexia ging blitzartig in die Hocke, riss ihm mit einem seitlichen Trittdie Beine unterm Leib weg, sodass er mit dem Rücken auf die Felsen knallte.
Ohne eine Sekunde zu zögern, riss sie dem blutenden Markov seinen eigenen Dolch aus dem Holster und rammte ihn in seine Brust. Er ließ die gebrochene Nase los und versuchte, nach dem Griff des Dolchs zu greifen. Die Brille fiel ihm aus dem Gesicht.
Alexia verzog
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