Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
zulassen.
Er ergriff ihre Hände, setzte sein beruhigendes Lächeln auf, das er immer für sie bereithielt. „Teuerste, du und Alexia, ihr seid die einzige Familie, die ich habe. Niemals würde ich zulassen, dass meine Liebsten irgendeiner Gefahr ausgesetzt werden oder dass einem von euch ein Leid geschehen könnte. Diese Horde bedeutet mir alles.“ Er beugte sich vor und deutete einen Handkuss an. „Aber du bedeutest mir sogar noch mehr.“
Die Lügen, die er ihr auftischte, hinterließen einen schlechten Nachgeschmack in seinem Mund. Aber trotzdem perlten sie ihm ganz leicht von den Lippen, und Catija, die ebenso rührende wie erbärmliche Catija, nahm ihm wie üblich jede einzelne ab. Zunächst verschwand der Zorn aus ihren schwarzen Augen. Dann wurden ihre Gesichtszüge weich, und ihre Schönheit, von derdie Historiker ihres Volkes berichteten, oder genauer, früher einmal berichtet hatten, wurde wieder erkennbar. Sein Lächeln wurde breiter, zauberte auch in ihr Gesicht ein Lächeln. Hätte sie gewusst, worüber er sich freute – sie hätte sein Lächeln gewiss nicht erwidert.
Lotharus breitete die Arme aus, in die sie sich willig sinken ließ. Er umarmte sie, lehnte das Kinn auf ihre Schulter, küsste ihren Halsansatz. Sie ließ ein leises Stöhnen hören und klammerte sich fester an ihn.
Diese Weibchen, dachte er. So leicht zu beschwichtigen, so naiv in ihrer schwachsinnigen Vorstellung davon, was Liebe ist. Das machte es ihm so einfach, seinen Plan zu verfolgen, beinahe absurd einfach. Manchmal sagte ihm sein Bauchgefühl, er solle vorsichtiger sein, misstrauisch und ständig auf der Hut.
Aber das war nicht nötig.
„Nun, warum begeben wir beide uns nicht zu Tisch und lassen uns eine Mahlzeit munden?“ Lotharus blickte zu dem Wachposten neben der Tür. Dann machte er eine schnelle Kopfbewegung. Ivan nickte und machte sich sofort auf zum Kerker.
Die Königin war schließlich nicht die Einzige, die wissen wollte, wo Alexia steckte. Denn er brauchte sie beide, damit sein Plan funktionieren konnte.
12. KAPITEL
Z unächst hatte Declan Schwierigkeiten, in dem engen, niedrigen Durchgang voranzukommen. Dann tat sich ein ganzes Labyrinth von Korridoren vor ihm auf, in denen er fast aufrecht gehen konnte, anstatt auf allen vieren kriechen zu müssen. Vierbeinige Wesen huschten vor ihm hin und her, Spinnweben klebten an seiner schweißnassen Stirn und an seinem Rücken. Er musste sich zwingen, an das zu denken, was vor ihm lag, und zu verdrängen, was er hinter sich gelassen hatte.
Aber dauernd hatte er Bilder von Alexia vor Augen, Erinnerungen an ihre süßen Lippen und ihren weichen Körper plagten ihn. Vor allen Dingen konnte er nur hoffen, dass sie sich von dem Kampf da draußen fernhielt, dem er mit aller Macht zustrebte. Dass er nicht gezwungen sein würde, gegen sie zu kämpfen. Oder, noch schlimmer, vielleicht sogar mit ansehen müsste, wie einer der Seinen sie mit seinen Klauen zerriss.
Der bloße Gedanke brachte ihn zum Taumeln. Er wollte auch nicht gezwungen sein, einem der Seinen etwas anzutun, um sie zu beschützen. Und schon gar nicht wollte er darüber nachdenken, zu was für einer Art Herrscher ihn so etwas machen würde oder was für Gefühle das eigentlich waren, die er in seinem Herzen für eine Vampirprinzessin hegte.
Declan entdeckte einen Riss in der Wand, quetschte sich durch den Spalt und fand sich irgendwo mitten in der steilen Klippe wieder. Frische Meeresluft und Regen bedeckten seine Haut. Unter ihm toste der Ozean. Jede Pore seines Körpers jauchzte vor Begeisterung über die wiedererlangte Freiheit. Eine Sekunde lang erlaubte er es sich, die Glückseligkeit der frischen Luft zu genießen, bevor er die Klippe hinaufkletterte. Endlich erreichte er die Felsbänke, auf denen sich der Kampf abspielte, und konnte seinen Augen kaum trauen.
Der grauviolett gefärbte Himmel war in Flammen getaucht. Markerschütternde Schreie der Drachen überlagerten jene, die von den Soldaten weiter unten heraufdrangen.
Es war genauso, wie er befürchtet hatte. Über den Katakomben war eine kompromisslose Schlacht im Gange. Der Gestank des Todes hing schwer in der Luft; auf beiden Seiten mussten schon viele gefallen sein. Die Felsbänke über der Höhle glänzten vom Regen und Blut der Getöteten und Verwundeten. Mindestens die Hälfte seiner ganzen Drachenlegion flankierte den Himmel. Wie Geier umkreisten sie die Vampirsoldaten, immer wieder stieß einer aus der Truppe herab, um mit Klauen oder
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