Der letzte Druide (German Edition)
um das Nötigste zum Leben zu erhalten.
Der Fischer atmete ruhig und gleichmäßig. Das Rudern schien ihn kaum anzustrengen.
Im Osten tasteten sich erste Sonnenstrahlen über den Horizont. Als Rednek das Boot endlich an Land zog und befestigte, war es bereits hell. Der schmale Strand lag verlassen da. Hie und da hatte die Flut nutzloses Strandgut über Nacht angeschwemmt; verfaulte Holzplanken, leere Flaschen und ähnlichen Unrat, das meiste stammte von größeren Schiffen, deren Route dicht an der Insel vorbeiführte .
Rednek achtete nicht darauf. Noch nie hatte das Meer etwas wirklich Brauchbares freigegeben.
Er legte den Kopf in den Nacken und spähte die schroffen Felsen hinauf. Das tat er immer bei seiner Ankunft, obwohl das Haus von diesem Punkt aus nicht zu sehen war. Ein gewaltiger, spitz aufragender Felsendorn versperrte die Sicht darauf. Nur ein schmaler, vielfach gewundener Pfad führte dorthin.
Rednek seufzte, packte den hölzernen Trog mit Fischen aus dem Bauch des Bootes und stapfte durch den unter seinem Gewicht nachgebenden, feinen Sand. Sonst half ihm sein Sohn Pyter, doch darauf musste er wohl noch die nächsten Tage verzichten.
Rednek hatte das Ende des Strandes und damit den Beginn des Felspfades noch nicht erreicht, als ihm vor Schreck der Fischtrog aus den Händen glitt. Er stieß einen unartikulierten Schrei des Erstaunens aus und riss Mund und Augen soweit auf, wie es nur ging.
Direkt vor ihm, keine fünf Schritte entfernt, schälten sich die Umrisse von vier Gestalten aus dem Nichts!
Bin ich besoffen? dachte Rednek und rieb sich die Augen. Aber das Bild blieb.
Er kniff sich selbst in den Arm, fühlte den Schmerz wie einen Schlangenbiss und wusste endgültig, dass er nicht halluzinierte .
Das war kein Traum, keine Fata Morgana. Doch was war es?
Drei Kinder und ein Zwerg. Der Zwerg in bunter Harlekintracht, die Knaben nur mit Lendenschurz und Mokassins bekleidet. Einer trug zudem ein golden schimmerndes Kurzschwert am Hüftgürtel...
Rednek versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Da sah er, wie Bewegung in den Jungen mit dem Goldschwert kam. Er erhob sich unsicher aus dem Sand und blickte dann direkt in Redneks verwunderte Augen. Er machte einen nicht weniger verwirrten Eindruck als der Fischer.
"Hilf uns - bitte", sagte der Junge mühsam.
Dann fiel er in Ohnmacht.
Als Bastian zum zweiten Mal erwachte, war es später Mittag. Er lag auf einem harten Lager, und ihm war kalt, obwohl die Sonne warm durch ein kleines Fenster auf ihn herab schien.
Neben ihm kauerte Patzer.
Bastian richtete sich etwas auf, stützte sich auf den Ellenbogen ab und sah sich neugierig um. Links von ihm lagen Rolf und Hendrik in der kleinen Dachkammer. Auch sie waren auf ein provisorisches Strohlager gebettet.
"Wo sind wir?“, wandte sich Bastian an seinen Zwergenfreund. Dunkel erinnerte er sich an ein rotbärtiges Gesicht, das sich kurz nach ihrem Durchgang durch das
Tor
über ihn gebeugt hatte. Mehr wusste er nicht mehr.
"Bei allen Zeitgeistern", jammerte Patzer. "Ich bin erst mal froh, dass wir überhaupt noch atmen... Ich dachte, das Steindings zermalmt uns - und du fragst mich, wo wir sind! Woher soll ich das wissen? Bin auch eben erst wach geworden."
"Schon gut", winkte Bastian ab. Er richtete sich langsam auf. Sein ganzer Körper war ein einziger Muskelkater. Schließlich merkte er, dass das goldene Schwert fehlte. ENBARR war verschwunden!
Er machte Patzer darauf aufmerksam, aber der wusste ebenso wenig, wo es geblieben war. Bastian brauchte lange, um den Schreck zu verdauen. Tief in ihm warnte eine Stimme, von welcher immensen Bedeutung das Schwert für alles war, was noch kommen sollte.
Suche es
, wisperte es in ihm.
Finde es!
Zunächst musste er aber nach seinen Freunden sehen. Schon einmal hatte er sie besinnungslos zurückgelassen. Das war in der Festung der Hexe gewesen. Und das wäre um ein Haar ins Auge gegangen.
Patzer begleitete ihn zu den beiden Bewusstlosen.
Sie schienen zu schlafen, wie Bastian und der Zwerg es vor wenigen Minuten auch noch getan hatten. Noch immer trugen sie nichts außer Lendenschurz und primitivem Schuhwerk. Sie atmeten flach und gleichmäßig.
Bastian rüttelte gleichzeitig an Rolf und Hendrik. Patzer unterstützte ihn dabei nach besten Zwergenkräften.
Nach einer Weile öffneten die Freunde ihre Augen.
"Kalt... mir ist so kalt", klagte Rolf. Er blinzelte benommen. Sein Blick wechselte von Bastian zu Patzer und wieder zurück. "Mann",
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