Der letzte Druide (German Edition)
tot sein müssen Sie reagierten auch auf keine äußeren Reize mehr, aber ihre Herzen schlugen spürbar, wenn auch etwas verlangsamt, weiter. Sie lebten auf unerklärliche Weise. Pyter, Redneks zweiter Sohn, war inzwischen gesundet und hatte ebenso wie Gryf Freundschaft mit ihnen geschlossen. Es gab keine Zwischenfälle. Rednek und seiner Familie schien es nichts auszumachen, die Jungen auch noch den ganzen nahen Winter über zu beherbergen, aber Bastian fühlte genau, dass es so nicht mehr lange weitergehen konnte. Sie befanden sich in einer Sackgasse. Etwas musste unternommen werden, um Rolf und Hendrik, den beiden eineiigen Zwillingen, zu helfen. Einen Doktor, nach dem man hätte schicken können, gab es weit und breit nicht, das hatte Bastian bald herausgefunden. Einmal hatte Rednek einen weisen alten Mann erwähnt, einen Zauberkundigen. Doch der Fischer hatte mitten im Satz plötzlich aufgehört zu reden und war durch nichts zu bewegen gewesen, weitere Auskünfte zu geben. Es war, als fürchtete er sich. Nicht um sein eigenes Leben, sondern um das seiner jungen Gäste. Bastian lag in dieser Nacht lange wach. Seit er das Schwert von Rednek zurückerhalten hatte, trug er es ständig bei sich, selbst im Schlaf. Es hatte nicht wieder zu ihm gesprochen. Dennoch spürte er weiterhin die tiefgreifende Beziehung zwischen ihm und ENBARR. Es ging auf Mitternacht zu. Im Haus war es zu dieser Zeit immer völlig still. Rednek brauchte heute nicht aufs Meer hinauszufahren; er schlief ebenso wie alle anderen einen verdienten Schlaf. Die Zwillinge lagen, von Myrna in dicke, warme Decken gewickelt, am anderen Ende der Kammer. Sie atmeten lautlos und rührten sich nie. Patzer schlief neben Bastian. Sein Harlekinkostüm leuchtete im fahlen Mondlicht, das durch die Dachluke auf ihn fiel. Sein Stupsnäschen war keck nach oben gereckt, schien sich in den silbernen Strahlen räkeln zu wollen. Bastian beobachtete ihn eine Zeitlang. Noch immer gab der Zwerg ihm Rätsel auf. Immer, wenn Bastian ihn auf seine Vergangenheit ansprach, tat er, als könne er sich an nichts erinnern. Das erweckte natürlich den . Verdacht, dass er etwas zu verbergen hatte. Auch über sich selbst dachte Bastian in diesen Nächten viel nach. Längst war sein traumhaftes Empfinden ganz realen Gefühlen gewichen. An den Goldenen Krieger, der ihm das Stigma auf die Stirn gezaubert hatte, das später mit dem Stein aus Lihous Tresor zu ENBARR verschmolzen war, konnte er sich nur noch vage erinnern. Doch die Worte des Unbekannten wirkten in ihm nach, und so wusste er, dass das Abenteuer mit der Rückeroberung des Steins noch lange nicht abgeschlossen war. Das wahre Finale würde erst in der direkten Konfrontation mit Arawn stattfinden, ahnte Bastian. Und er hoffte, dass er den Zeitpunkt selbst wählen konnte. ' Zuvor wollte er aber auf jeden Fall einen Weg gefunden haben, um seinen Zwillingsfreunden die Gesundheit zurückzugeben . Ein weiterer, immer wiederkehrender Gedanke beschäftigte sich mit seinen Eltern und denen von Rolf und Hendrik. Was hatten sie unternommen, als sie ihr Verschwinden bemerkten? Sicher die Polizei benachrichtigt, dachte Bastian, aber ebenso sicher hatte die ihnen nicht helfen können. Vielleicht wurden sie schon für tot gehalten. Der Gedanke benagte Bastian überhaupt nicht, zumal, wenn er an den Zustand seiner Freunde dachte. Irgendwie kam er sich richtig schäbig vor, seinen Eltern solche Sorgen zu bereiten. Er hätte wenigstens eine Nachricht hinterlassen können... Ein Geräusch schreckte ihn auf. Sofort blickte er zu Rolf und Hendrik, in der Hoffnung, sie hätten sich bewegt, wären aus ihrer Erstarrung erwacht . Aber das war es nicht. Die Zwillinge rührten sich nicht. Das Geräusch kam von unten, wo Rednek, Myrna, Pyter und Gryf schliefen. Bastian konzentrierte sich. Es waren Schritte. Mehrere Menschen liefen unten herum, gaben sich nicht einmal besondere Mühe, leise zu sein, so als wären sie alleine im Haus. Irgendwann verstummten die Schritte und eine Tür schlug zu. Bastian wurde es klamm ums Herz. Obwohl es dafür keine stichhaltigen Beweise gab, vermutete er hinter dem nächtlichen Lärm nichts Gutes. Er schälte sich vorsichtig aus der Wolldecke und erhob sich von seinem Lager. Dabei weckte er ungewollt Patzer. "Was ist denn?“, murmelte er schlaftrunken. "Pssst", machte Bastian. "Sei leise. Ich wollte dich nicht wecken. Da unten passiert was, und ich will wissen, was es ist." Patzer stellte keine unnötigen Fragen. "Ich bin
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