Der letzte Druide (German Edition)
stöhnte er, "hatte ich einen Traum... einen kalten, kalten Traum..."
Bastian war etwas irritiert. "Wie geht es dir?“, fragte er. "Du scheinst einen Schock zu haben."
"Kalt", sagte Rolf, als habe er ihn gar nicht verstanden. Er richtete sich etwas auf, sank aber sofort wieder kraftlos nieder.
Bastian wandte sich an Hendrik. Natürlich hatte er auch kalt, aber bei Rolf schien sich jeglicher Gedanke nur noch um Kälte zu drehen. Das war doch nicht normal. "Hendrik", sagte er eindringlich. "Hörst du mich?"
Hendriks Augen waren offen. "Müde", flüsterte er kaum verständlich. "Kalt und müde..."
"Das war die Hexe!“, rief Patzer und fuchtelte wild mit den Armen. "Jede Wette, das ist Lihous Werk!"
Bastian dachte nach. Sein Zwergenfreund konnte Recht haben. Er selbst verstand einfach zu wenig von Magie und Zauberei, um es mit letzter Sicherheit beurteilen zu können. Aber Patzer hatte wer-weiß-wie-lange in der Hexenfestung gelebt. Er mochte Bescheid wissen...
An diesem Punkt seiner Überlegungen wurde Bastian bewusst, wie wenig er eigentlich bisher über Patzer wusste. Eigentlich so gut wie gar nichts. Vielleicht war es sogar bloßer Zufall oder Schicksal gewesen, dass sich der Zwerg im Turm auf seine Seite geschlagen hatte. Er misstraute ihm auch nicht, aber Tatsache blieb, dass er über die Vergangenheit des Zwerges nichts wusste. Wie war er überhaupt in die Festung gelangt? War er dort geboren worden? Und seine Eltern, was war mit ihnen? Welche Aufgabe hatte er im Dienste des Bösen zu verrichten gehabt? Bastian konnte sich nicht vorstellen, dass Lihou ihn stillschweigend geduldet hätte, wenn er sich nicht in ihrem Sinne aus irgend einem Grund als 'nützlich' erwiesen hätte...
"Woran denkst du?“, riss ihn Patzer aus den Gedanken.
An dich, wollte Bastian schon erwidern, aber da wurde die Tür kraftvoll aufgestoßen, und ein rotbärtiger Mann in Begleitung einer kugelrunden, schüchtern im Hintergrund bleibenden Frau betrat die Kammer.
Bastian erkannte sofort in ihm den Bärtigen wieder, den er nach der Torpassage kurz gesehen hatte.
"Na, wie geht's euch?“, polterte der Mann los. Aber es klang nicht böse, sondern freundlich besorgt.
"Die armen Kinder", rief die kleine, kräftige Frau hinter seinem Rücken.
"Haben Sie uns gefunden?“, fragte Bastian, und wunderte sich nicht im geringsten, dass er den Mann und die Frau verstand und sie ihn. Genau so war es ja auch in der Festung gewesen. Hexen, Menschen und Trolle schienen alle eine einzige Sprache zu sprechen... oder steckte auch hier eine Art Zauber dahinter?
"Ich habe euch gefunden", bestätigte der Mann. "Ich heiße Rednek, das ist meine Frau Myrna. Ich bin Fischer. Wir leben hier mit unseren beiden Söhnen Pyter und Gryf. Ihr werdet sie kennenlernen, aber Pyter ist leider krank, und Gryf schläft noch. Sie wissen noch nichts von euch. Genau wie ich." Er schwieg kurz und deutete dann auf Patzer. "Und so einen wie den da, habe ich noch nie gesehen ."
Bastian nickte. "Das glaube ich. Er ist gewöhnungsbedürftig, aber ein guter Freund und Kamerad! Er hat mir in Lebensgefahr beigestanden."
"Aha", brummte Rednek und schielte zu Patzer, der sich bei Bastians Lobesworten in die Brust geworfen hatte und mindestens zwei Zentimeter gewachsen war. "Lebensgefahr, so, so. Bliebe die Frage, wo ihr überhaupt hergekommen seid. Euren zwei Freunden dort scheint es ja nicht so besonders zu gehen..."
"Richtig", sagte Bastian bekümmert. "Wir wissen auch nicht, was sie haben. Die Hexe hatte sie gefangen..." Bastian brach abrupt ab. Er wusste ja noch nicht zweifelsfrei, was er von Rednek und seiner Frau zu halten hatte.
Aber der Fischer hatte genau hingehört.
"Hexe?“, echote er. "Los, ihr beiden, kommt mit runter in die Küche. Während ihr mir alles ausführlich berichtet,
kümmert sich Myrna um eure Freunde. Einverstanden?“, Bastian wechselte einen Blick mit Patzer. "Einverstanden", erklärte er dann.
Ein Verbündeter konnte in ihrer Situation nicht schlecht sein, und Bastian hatte mindestens so viele Fragen an den Fischer zu stellen, wie dieser von ihnen wissen wollte...
Ein knisterndes Feuer verbreitete wohlige Behaglichkeit in der halbdunklen Stube, die kaum größer war als Bastians Zimmer zuhause. Die offene Feuerstelle war gleichzeitig der Herd, über dem an einem schwenkbaren Balken ein rußgeschwärzter Topf hing, in dem es hörbar brodelte und rumorte. Durch den Raum zog unwiderstehlicher Fischgeruch, auf eine Art, die Bastians
Weitere Kostenlose Bücher