Der letzte Druide (German Edition)
unterwegs angeboten.
"Nichts Gutes. Er ist der Fürst des Bösen, der Herr der Unterwelt. In seiner Schwarzen Bastion irgendwo draußen über dem Meer zieht er die Fäden seiner Macht, schmiedet er alle Ränke. Er ist durch und durch böse, und es geht das Gerücht, er habe nie wirklich gelebt, sei ein Untoter, ein Geschöpf ohne Herz und Seele und damit unverwundbar." Kala betrachtete Bastian prüfend. "Lir war ihm an Macht stets ebenbürtig. Aber eines Tages muss etwas geschehen sein, das Arawn ein Übergewicht verschaffte. Vielleicht", sie deutete auf das goldene Schwert, "liegt es an ENBARR. Ohne das Schwert fehlt Lir das wichtigste Instrument seiner Macht."
"Und warum holt er es sich dann nicht?“, fragte Bastian. "Ich würde es ihm sofort geben!"
Kala winkte ab. "Lir lebt hier nicht mehr. Keiner hat ihn seit jenen Tagen gesehen."
Ich habe ihn gesehen! wollte Bastian schreien. Aber er beherrschte sich. In ihm war eine jähe Gewissheit, dass es besser war, in dieser Sache zu schweigen. Noch.
"So", sagte Kala, "jetzt esst aber erst mal etwas. Sonst fallt ihr mir noch vom Fleisch. Und wer soll dann Arawn den Garaus machen?"
Da hatte sie recht, dachte Bastian, und langte kräftig zu.
"Wenn ihr euch nicht zu lange bei mir aufhaltet", sagte Kala nach dem Essen, während dem Bastian ihr kurz geschildert hatte, warum sie Saramoon suchten, "könnt ihr den Wunderwald bis zum Einbruch der Dunkelheit erreichen. Aber ich kann euch nur nochmals warnen, auch wenn ihr Lirs Schwert bei euch zu tragen scheint: Der Wald ist ein Ort ohne Wiederkehr!"
Bastian nickte nur grimmig. Das hatten sie nun schon oft genug gehört. Doch ihr Entschluss stand fest.
Wenig später brachen sie auf. Sie dankten Kala, die sich nach anfänglichen Missverständnissen als patente Kameradin herausgestellt hatte, für das Essen und die nützlichen Informationen .
Die Kräuterfrau lächelte nur und winkte sie fort.
Wieder vergingen Stunden des einsamen Marsches. Nur zweimal kreuzte ihr Weg mit dem anderer Menschen. Einmal war es ein Hirte, der seine Schafherde durch die winterliche Kälte trieb; das andere Mal war es ein Bauer mit seiner Frau, die auf einem ochsengezogenen Karren an ihnen vorbei rollten. Aber keiner sprach sie an, und als Bastian dem Bauern die Frage zurief, ob dies der richtige Weg zum Wunderwald sei, tat dieser, als habe er ihn nicht gehört, gab dem Ochsen die Peitsche und trieb ihn schneller voran.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit zeigte Patzer aufgeregt nach vorn. Sie hatten einen kleinen Hügel erklommen und schauten nun hinab in eine weitläufige Ebene.
Und dort stand der Wald.
"Sieht ganz harmlos aus", spottete Patzer. "Wie ein Wald halt."
Der Zwerg lachte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder.
Bastian verstand diesen Heiterkeitsausbruch nicht ganz, doch er wollte ihn auch nicht dämpfen.
"Trotzdem übernachten wir besser hier oben auf der Anhöhe. Man soll das Schicksal nicht unnötig herausfordern. Irgendetwas wird schon dran sein, wenn sich alle vor diesem Ort fürchten."
"Klar, alles Hasenfüße", fand Patzer eine einfache Erklärung .
Bastian konnte sich nur wundern über dieses plötzliche Selbstbewusstsein seines Gefährten.
Sie suchten eine geschützte Stelle, von der aus sie freie Sicht hinunter auf die Ebene hatten, sammelten Holz, entfachten ein wärmendes Feuer und richteten sich für die Nacht ein.
Nachdem sie etwas von ihrem Proviant gegessen hatten, legte sich Bastian zum Schlafen. Das Los hatte entschieden, dass Patzer die erste Wache übernehmen musste.
Es war stockdunkel, als der Zwerg ihn wachrüttelte. Er war vollkommen außer sich und stammelte unverständliche Worte. Dann zog er Bastian zum Rand der Anhöhe und zeigte nach unten.
Im selben Moment riss die Wolkendecke über ihnen auf, der Schein des Mondes drang durch und tauchte die Umgebung in zwielichtiges Halbdunkel.
"So war es vorhin schon mal", erklärte Patzer in nun verständlichem Tonfall. "Der Mond zerriss die Finsternis, und ich konnte den Wald sehen..."
Der Wald.
Bastian lenkte den Blick dorthin, wo die Bäume stehen mussten, wo sie gestanden hatten, als er sie das letzte Mal gesehen hatte.
Der Mondschein ließ vieles, was dort unten geschah, nur erahnen. Doch eines war klar: Einen Wald gab es in der Ebene vor ihnen nicht mehr!
"Was hat das zu bedeuten?“, jammerte Patzer.
"Wo ist dein Mut, dein Selbstvertrauen von heute Nachmittag?“, fragte Bastian leise. Ein Gefühl sagte ihm, dass allzu lautes Reden
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