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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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auf einen Zettel geschrieben, der neben einem Bild von einer Sonne und einem Elefanten mit vier Rüsseln an einer Pinnwand steckte. Das Wort Archiv war zweimal unterstrichen.
    Was für ein Archiv?, hast du dich gefragt.
    Ihr dachtet, ihr würdet alles wissen, dabei ist euch nicht einmal die Hälfte der Wahrheit vertraut.
    Adresse, Telefonnummer, Namen.
    Daarson & Pierce in Edinburgh.
    Der Keller verwirrt euch. Es gibt keine Katakomben, es gibt keinen Tunnel und auch keine Leichen. Alles an diesem Haus ist anders. Du fühlst dich sehr an den Morgen in Norwegen erinnert.
    Und aus dieser Erinnerung heraus passiert es.
    Der Name Hakonson macht plötzlich Sinn.
    Du kennst ihn, du hast ihn schon einmal gesehen.
    Während deine Männer den Sprengstoff im Haus der Kormorane legen, kehrst du zum Wagen zurück und fährst dein Notebook hoch. Es dauert vier Minuten, dann siehst du die Fakten. Es erschüttert dich, das ist genau die richtige Beschreibung: Du bist erschüttert. Erik Hakonson ist einer der Wissenschaftler in dem Haus der Narwale gewesen, das ihr vor vierzehn Jahren an der norwegischen Küste ausgelöscht habt. Sein Name steht in dem Logbuch.
    Aber niemand kann das überlebt haben, denkst du.
    Um ganz sicherzugehen, setzt du die Quelle auf Hakonson an. Du willst seine Krankenakte, den Familienstand, einfach alles. Im selben Atemzug fragst du die Quelle nach Informationen zu Daarson & Pierce und dem Archiv in der Culmer Street.
    Die Maschinerie setzt sich in Bewegung.
    Von Cork aus fliegt ihr weiter nach Edinburgh. Bei eurer Ankunft erwartet euch eine Suite im Barbaros Hotel und die knappe Antwort von der Quelle:
    Prof Dr Erik Hakonson: 1968 in Harstad geboren, Mikrobiologe, verlässt Norwegen 1998, seitdem an der Freien Universität Berlin, Wohnsitz in Berlin.
    Dr Natalia Hakonson (Dupois): 1970 in Marseille geboren, Genetikerin, seit 1999 mit Erik Hakonson verheiratet. Wohnsitz unbekannt.
    Markus Hakonson: 1995 in Oslo geboren und 1999 von den Hakonsons adoptiert. Wohnsitz beim Vater.
    Die Quelle hat die Krankenakte von Erik Hakonsen beigelegt. Du hast die Antwort jetzt schwarz auf weiß. Erik Hakonson wurde 1997 einen Tag vor Weihnachten mit Erfrierungen und einer Schusswunde in der Hammerfest-Ambulanz aufgenommen. Das Krankenhaus ist zwanzig Kilometer von dem Haus der Narwale entfernt. Die Akte erwähnt den Jungen mit keinem Wort, aber du bist dir sicher, dass sein Name jetzt Markus ist.
    Du liest die Information über das Archiv in Edinburgh.
    Daarson & Pierce waren Anwälte gewesen und hießen mit vollen Namen Gunther Daarson und Anthony Pierce. Ihre Firma gab es seit hundertsiebzig Jahren, und da endet die Geschichte auch schon, denn die beiden Männer und ihre Nachfahren existieren nur auf dem Papier. Das Archiv in der Culmer Street 45 dagegen ist echt. Es liegt im dritten Stockwerk eines Sandsteingebäudes, das sich seit 1840 im Besitz von Daarson & Pierce befindet.
    Es ist an der Zeit, dass du mit Leopold sprichst.
    Der Freitagmorgen bricht unspektakulär an. Vor elf Stunden seid ihr in Edinburgh gelandet. Du hast Cipoti und Desser auf das Archiv in der Culmer Street angesetzt. Sie beobachten das Haus rund um die Uhr und filmen jeden, der auch nur an der Nummer 45 vorbeiläuft.
    Du duschst, rasierst dich und nimmst den Fahrstuhl nach unten. Dein Anblick im Wandspiegel erschreckt dich nicht. Ab einem bestimmten Alter erwartet man keine Überraschungen mehr.
    Leopold sitzt in der Hotelbar und sieht mitgenommen aus. Seitdem du ihn vor drei Tagen kontaktiert hast, ist auch er keinem Bett mehr nahe gekommen. Ihr seid definitiv zu alt für die Jagd. Genau wie die Söldner hält sich Leopold mit Aufputschmitteln wach, dazu jede Stunde eine von seinen Zigarren, damit die Hände was zu tun haben. Niemand weiß, woher du die Kraft nimmst. Keine Medikamente, nicht einmal Kaffee lässt du an dich heran. Deine Droge ist die Jagd selbst.
    »Ich sage, wir stürmen das Archiv«, sagst du zur Begrüßung und setzt dich.
    »Das geht nicht, Lazar.«
    »Was?!«
    Du wärst beinahe wieder aufgestanden. Du kennst diesen Mann seit vierzig Jahren und jetzt zieht er das erste Mal die Bremse.
    »Das ist kein Haus in einem verlassenen Küstengebiet«, sagt er. »Es liegt im Herzen von Edinburgh. Du kannst da nicht einfach reinmarschieren und alle töten. Außerdem wissen wir nicht einmal, was dieses Archiv für eine Bedeutung hat.«
    Du siehst ihn sprachlos an.
    »Auch die Beziehungen der Bruderschaft haben ihre Grenzen«, schiebt

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