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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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die großen Fremdlinge, aber Evrald marschierte einfach an ihnen vorüber, und Athanor folgte ihm, als sei es selbstverständlich.
    Unter dem Portal blieb der Händler jedoch stehen, um mit großer Geste in die weite Halle zu deuten. »Dies ist der wahre Schatz unseres Königreichs. Hier bewahren wir das Andenken an alles, was je von Bedeutung war.«
    Athanor blickte in den geordneten Wald gewaltiger Pfeiler und kam sich vor wie ein Zwerg. Ihre Anzahl konnte er auf den ersten Blick nur schätzen. Jeder einzelne war so dick, dass es mehrerer Männer bedurft hätte, um ihn zu umfassen. Ihre Höhe blieb in der Dunkelheit ebenso verborgen wie die Decke, denn nur zwergenhohe bronzene Kohlebecken spendeten rötliches Licht. Es spiegelte sich im polierten grauschwarzen Marmor der achteckigen Pfeiler und ließ die darin eingelegten goldenen Schriftzeichen glänzen.
    Eine Bibliothek aus Gold und Stein. Schriften für die Ewigkeit. Athanor konnte die Zeichen zwar nicht lesen, aber ihre Fülle war überwältigend genug.
    »Ja, da staunt Ihr, was?«, prahlte Evrald. »Glaubt Ihr immer noch, dass die Geschichten übertrieben sind, Herr Davar?«
    Der lächelte großmütig. »Keineswegs, Meister Evrald. Dieser Halle fehlt etwas Eleganz, aber sie ist zweifellos die gewaltigste Ansammlung von Gold, die ich je gesehen habe.«
    Eleganz? Ich reiß ihm gleich die spitzen Ohren aus! »Steht hier wirklich alles geschrieben, was in der Vergangenheit geschehen ist?«, fragte Athanor hastig, um abzulenken.
    »Natürlich nicht«, antwortete sein Freund gönnerhaft. »Wir beschränken uns auf die wichtigen Ereignisse und jene Zwerge, die Großes vollbracht haben. Es gibt vier Reihen, seht Ihr?«
    Nachdem sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, sah Athanor, dass die Halle in der Breite tatsächlich nur vier Pfeilern Platz bot. Wie weit sie sich in die Länge erstreckte, blieb dagegen immer noch ungewiss.
    Evrald stieg die fünf Stufen des Portals hinab und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Ihre Schritte hallten in der Stille besonders laut wider. »Die Reihe ganz links umfasst die Pfeiler der Krieger«, erklärte der Zwerg. »Auf ihnen halten wir die Namen jener fest, die im Kampf gegen unsere Feinde gefallen sind. Hier, links der Mitte, seht Ihr die Pfeiler der Helden. Um auf diesen Tafeln verewigt zu werden, muss man kein Krieger gewesen sein, aber eine tapfere Tat vollbracht haben. Wie Uota, die ganz allein ihre Brüder aus einem eingestürzten Stollen barg. Hätte sie erst Hilfe geholt, wären sie längst tot gewesen.«
    »Sie steht hier gleichberechtigt neben Drachentötern und Königen?«, wunderte sich Athanor.
    »Ihre Geschichte dient unseren Kindern ebenso gut als Vorbild wie die des großen Trollschlächters Arnrik. Was soll daran falsch sein?«
    »Hm, ja, es ist nur … Waren die Taten dieses Arnrik nicht sehr viel bedeutsamer?«
    »Dafür hat man ihm ja auch eine Statue gewidmet. Kommt! Ich zeige sie Euch.« Evrald ging durch den Pfeilerwald voran und deutete im Vorübergehen auf die verbliebenen beiden Reihen. »Rechts der Mitte stehen die Pfeiler der Könige. Auf ihnen wird festgehalten, was unter der Herrschaft eines jeden Königs unter diesem Berg geschah. Und dahinter seht ihr die Pfeiler der Meister. Dort findet Ihr alle, die auf dem Gebiet ihres Handwerks oder ihrer Kunst Herausragendes geleistet haben.«
    Sie näherten sich einer Wand der Halle. Mit goldenen Ornamenten geschmückte Bögen wölbten sich hier über doppelt mannshohen Nischen. Vor manchen stand nur eine Art Altar, auf dem ein Gegenstand lag – ein seltsamer Stein, ein Helm, ein Fetzen Stoff. Aber in den meisten ragte eine überlebensgroße Statue auf. Zwergenkrieger reckten triumphierend ihre Waffen, hatten die Lippen zum Siegesschrei geöffnet oder blickten finster auf Athanor hinab. Einer stand auf dem Schädel eines besiegten Drachen. Die Axt eines anderen, auf den Evrald zuging, steckte im Kopf eines niedergestreckten Trolls.
    »Arnrik«, verkündete der Händler mit sichtlichem Stolz. »Er war ein Urahn meines Großvaters mütterlicherseits. Noch immer erzählt man sich, wie er einen Angriff aus der Tiefe abwehrte und nennt ihn den Trollschlächter.«
    Athanor spürte einen Funken Neid. Einst hatte er davon geträumt, durch seine Taten unsterblich zu werden. Nun gab es niemanden mehr, der sich ihrer erinnern würde, aber wenn er ihre Folgen bedachte, war es auch besser so. Er würde sterben und vergessen werden, und seine Feigheit mit ihm.
    »Sie

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