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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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ohne dass jemand eine Nachricht hinterließ.
    Sie warf die Sachen auf die Couch. »Mal sehen, ob davor jemand angerufen hat.« Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie betete, weder ihr Vater noch Roman möchten das gewesen sein. Sie konnte diesen beiden Männern nicht ewig ausweichen. Doch solange ihr nicht klar war, was sie selbst für sich vom Leben erwartete, gab sie sich alle Mühe, ihnen aus dem Wege zu gehen.
    Sie drückte auf den Startknopf des Anrufbeantworters und hörte sich die erste und einzige Nachricht an. »Hallo, Charlotte. Ich bin’s.« Romans Stimme traf sie wie ein Schlag in den Magen und nahm ihr alle Luft zum Atmen. Sie sank auf den nächsten Stuhl.

    »Ich rufe nur an, um …«
    Stille folgte darauf, und sie hielt den Atem an und wartete, dass er weitersprechen würde. Sie wusste nicht, was sie eigentlich hören wollte.
    »Ich rufe an, um auf Wiedersehen zu sagen.«
    Ein unglaublicher Schmerz überkam sie und ergriff jeden Teil ihres Körpers. Sie wartete, dass er noch mehr sagte, aber es folgte nur noch das Klicken beim Abschalten. Sie saß da in fassungslosem Schweigen, die Kehle wie zugeschnürt, ein Gefühl in der Brust, als würde sie ihr zusammengedrückt.
    Das war es dann also. Er war ins Unbekannte aufgebrochen, wie sie es immer erwartet hatte.
    Ihr drehte sich der Magen um und sie glaubte, sich übergeben zu müssen. Aber warum? Warum sollte es sie so aufregen, wenn Roman sich so verhielt, wie es ihm entsprach? Wie sie es erwartet hatte? Da sie unfähig war, das stickige Apartment und die quälenden Fragen länger zu ertragen, griff sie nach ihren Schlüsseln und rannte aus der Tür, ohne sich umzusehen.

Kapitel zwölf
    Charlotte betrat den Gemischtwarenladen um sieben Uhr morgens, genau zu der Zeit, wo Herb Cooper sein Geschäft öffnete.
    »Schon das dritte Mal diese Woche, dass Sie so früh hier sind. Haben sie einen neuen Zeitplan?«
    Sie lächelte. »Das könnte man so sagen.« Eine Woche nach Romans Abreise war sie überrascht, wie vielem eine kreative Person aus dem Weg gehen konnte. Niemand ging so früh zum Einkaufen, und sie hatte festgestellt, dass sie dann rein- und rausgehen konnte, ohne Smalltalk machen zu müssen – außer natürlich mit Herb oder seiner Frau Roxanne.
    »Na ja, das frische Brot ist noch nicht einmal ausgepackt, aber ich hole Ihnen einen Laib und hab’ ihn an der Kasse liegen, bis Sie zum Bezahlen kommen.«
    »Danke, Herb.«
    »Ich mach’ nur meine Arbeit. Sie halten die Frauen in unserer Stadt bei Laune, und wir Männer haben beschlossen, uns bei Ihnen dafür zu revanchieren.«
    Charlotte lachte. »Ich möchte kein frisches Brot ablehnen, aber ich glaube, Sie überschätzen hier meine Bedeutung.«
    Der ältere Mann nahm die Farbe seiner Tomaten an. »Nein, Madam. Sie halten ganz sicher unsere Frauen bei guter Laune. Der Höschendieb ist derjenige, der sie verrückt macht. Die Frauen, denen ihre gestohlen wurden, können
sie nicht schnell genug ersetzen, und die jüngeren hoffen, dass der Chandlerknabe sie nachts überrascht.«
    Charlotte hob die Augen zur Decke. Das war’s dann wohl mit dem Vermeiden dieses Themas.
    »Alles Wunschträume, das sage ich Ihnen. Ein Mann wie Roman Chandler hat Wichtigeres zu tun als Höschen zu stehlen. Aber erklären Sie das mal den Frauen.« Er schüttelte den Kopf, als gerade das Telefon klingelte und ihn unterbrach. »Wenigstens haben wir jetzt unsere Ruhe, wo er weg ist. Wer auch immer die Höschen stiehlt, weiß, dass er momentan kein Alibi hat, also hat er aufgehört.« Er griff nach dem Hörer. »Hier der Gemischtwarenladen. Was kann ich für Sie tun?«
    Charlotte floh, solange sie eine Chance hatte und atmete erleichtert auf. In den sieben Tagen, die Roman weg war, hatte sie eine seltsame Art von Respekt entwickelt vor der Fähigkeit ihrer Mutter, sich vom Kleinstadtleben zu distanzieren. Das war gar nicht leicht.
    Jeder in Charlottes Umgebung wollte etwas von ihr, ganz abgesehen von dem allgemeinen Geplauder mit Nachbarn. Beth wollte wissen, was los sei, warum Roman so plötzlich verschwunden wäre. Ihre Mutter wollte wissen, wann sie zu einem Familienessen komme. Rick wollte eine aktuelle Kundenliste und erfahren, ob sie irgendeinen Verdacht habe, und selbige Kundinnen wollten die bestellten Slips von ihr.
    Da Beth den Laden betreute, konnte Charlotte die Tage über häkeln. Ein anderes Wort für ausweichen, musste sie zugeben. Wenigstens würden ihre Kundinnen zufrieden sein, selbst wenn all die anderen,

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