Der letzte Kuss
auf das Thema Roman total diskret gewesen.
Aber die Zeiten hatten sich geändert, und Beth war jetzt mit einem anderen Mann verlobt. Roman gehörte zu ihrer fernen Vergangenheit, sodass Charlotte sich vornahm, heute Abend die Angelegenheit anzusprechen.
»Er sieht immer noch wirklich gut aus«, schwärmte Beth.
Schon änderte Charlotte ihre Meinung über eine offene Aussprache.
»Hey! Falls du immer noch an Roman interessiert bist, nimm ihn dir doch. Wenn es Dr. Implantat nichts ausmacht, dann mir auch nicht.«
»Lügnerin.« Beth warf ihre Serviette auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust, ein Lächeln auf den Lippen. »Ich habe gesehen, wie du ihn gemustert hast, ehe er
sich umdrehte und dich bemerkte. Und ich habe gesehen, wie du deinen Blick abwandtest, als hättest du ihn überhaupt nicht bemerkt.«
Charlotte rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her.
»Kommt die Frage zu spät, wen ich wo gesehen haben soll?«
»Du Feigling.«
»Wir haben alle unsere Schwächen, hör also auf, mich auf die Palme zu bringen. Ich muss jetzt übrigens auf die Toilette, wenn du mich bitte entschuldigen würdest.«
Charlotte machte sich schnell davon, ohne einen Blick in Roman Chandlers Richtung zu werfen. Aber sobald sie den schmalen Korridor erreicht hatte, der zu den Toiletten führte, wischte sie ihre feuchten Handflächen an ihrem hauchdünnen Rock ab.
Fünf Minuten später hatte sie ihre Lippen nachgezogen und sich all ihre Qualitäten in Erinnerung gerufen, sodass sie, wenn es denn absolut nicht zu umgehen war, mit Roman eine höfliche Unterhaltung führen konnte – mit Haltung und Unbefangenheit.
In ganz neuer Verfassung öffnete sie die Tür und prallte direkt auf Romans breite Brust. Der unglaubliche Geruch von moschusartigem Aftershave und männlicher Potenz hüllte sie ein. Und erregte sie. Sie hielt überrascht den Atem an.
Als sie einen unsicheren Schritt zurück machte, ergriff er mit beiden Hände ihre Unterarme. »Vorsicht!«
Vorsicht? Machte er Witze? Seine Hände auf ihrer nackten Haut fühlten sich warm, fest und nur allzu gut an. Sie blickte auf und in seine blauen Augen. »Das hier ist die Damentoilette«, sagte sie dümmlich. Sie seufzte. Das war’s
dann wohl mit Haltung, sprühender Konversation und Esprit.
»Nein, das hier ist der Korridor. Die Damentoilette ist hinter dir und die für Herren dort drüben.« Er grinste. »Ich weiß das schließlich. Ich bin hier praktisch aufgewachsen.«
»Ich muss an meinen Tisch zurück. Beth wartet auf mich. Beth Hansen, du erinnerst dich doch an sie, oder?« Charlotte verdrehte die Augen. Es wurde immer schlimmer.
Zu ihrem Ärger lachte er. »Na ja, wenigstens weiß ich jetzt, dass du dich noch an mich erinnerst.«
Sie tat nicht so, als verstünde sie ihn nicht, und konnte auch nicht lügen. »Ich war spät dran und in Eile, Beth wartete schon.« Sie hob ihre Hände, ließ sie dann wieder fallen.
»Du wolltest mich also nicht absichtlich ignorieren?«
Brennende Röte stieg ihr ins Gesicht. »Nein. Ich … ich muss gehen. Beth wartet auf mich. Schon wieder.«
Seine raue Hand streichelte ihre Wange, und während ihr das bewusst wurde, schoss ein Schauder durch ihren Körper, ein Zittern, das ihm unmöglich entgehen konnte. »Ich lasse dich erst an deinen Tisch zurück, nachdem du mir eine Frage beantwortet hast. Es ist jetzt zehn Jahre her, und die Anziehung zwischen uns ist immer noch so stark wie damals. Wann wirst du endlich aufgeben?«
Am Sankt Nimmerleinstag, kam ihr in den Sinn, aber sie presste die Lippen zusammen. Zum einen, weil sie es nicht wirklich meinte, zum anderen, weil er so eine harte Zurückweisung nicht verdient hatte.
Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Wann wirst du aufgeben, dich zu bemühen?«
Er grinste. »Am Sankt Nimmerleinstag.«
Es war klar, dass er ihre Gedanken nachgeäfft hatte! Sie lehnte sich an die Wand auf der Suche nach Halt und Schutz,
aber das nützte nichts, weil Roman einen Schritt nach vorn machte und ihren Körper zwischen Wand und seiner schlanken, harten, männlichen Gestalt einschloss.
Die Jahre schmolzen dahin, als er – beide Hände an die Wand gestützt – ihren Kopf einklammerte und seine Lippen über ihrer Stirn schwebten. Sein warmer Atem an ihrer Wange und der Druck seines Körpers gegen ihren eigenen fühlten sich verlockend gut an, und sie fragte sich, warum sie ihm so lange widerstanden hatte. Sie schloss die Augen und gestattete sich, die erotische Empfindung,
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