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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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traditionelle Frau, die seine häufige Abwesenheit hinnahm, und er fragte sich, ob eine solche Person in Yorkshire Falls zu finden wäre.
    Allerdings blieb immer noch die Möglichkeit, eine kosmopolitische Frau zu wählen, die Romans Bedürfnisse besser verstand. Er würde zuhause sein Notizbuch befragen müssen, aber einige Frauen, die er auf seinen Reisen getroffen und genauer kennen gelernt hatte, fielen ihm sofort ein. Da war einmal Cynthia Hartwick, eine englische Erbin, aber Roman schüttelte gleich den Kopf. Sie würde für ihren Nachwuchs Kindermädchen einstellen, er aber wünschte sich für jedes seiner Kinder eine liebevolle, mütterliche Erziehung.
    Yvette Gauthier hatte er immer gemocht, eine hübsche Rothaarige mit einem übersprudelnden Temperament, die es fertig brachte, dass der Mann sich wie ein Gott fühlte. Doch als er sich daran erinnerte, dass diese Charaktereigenschaft ihn beinahe erdrückt hätte, fiel ihm ebenfalls ein, dass sie Flugbegleiterin geworden war und somit nicht in jedem Fall da sein würde, wenn sein Kind hinfiel und sich verletzte oder Hilfe bei den Hausaufgaben brauchte. Raina war immer
für ihre Jungen greifbar gewesen. Obwohl es Roman nichts ausmachen würde, wenn seine Frau berufstätig wäre, kam ein Job in der Ferne bei beiden Elternteilen gar nicht in Frage.
    Außerdem würde seine Mutter keine von den beiden gutheißen. Er musste lachen, als er sich Rainas Reaktion auf die kühle Engländerin oder die erotische französische Megäre vorstellte.
    Seine Mutter war der Kern des Problems in dieser Situation  – sie wollte Enkelkinder haben, deshalb müsste seine Frau hier wohnen oder bereit sein, sich in Yorkshire Falls niederzulassen.
    Damit schieden die Frauen schon mal aus, die er unterwegs getroffen hatte, dachte Roman und fühlte sich irgendwie erleichtert. Er konnte sich sowieso nicht vorstellen, eine von ihnen zu heiraten.
    Die Sonne knallte auf seinen schmerzenden Kopf; er war noch nicht in der Stimmung, unter Leute zu gehen. Erst einmal brauchte er Koffein, aber als er sich der Stadt näherte, wurde er aus seiner Einsamkeit gerissen. Eine hohe Stimme rief seinen Namen, und als er sich umdrehte, sah er, wie Pearl Robinson, eine ältere Frau, die er schon ewig kannte, auf ihn zueilte – in ihrem Hausmantel, die grauen Haare wie immer zu einem Knoten geschlungen.
    »Roman Chandler! Deine Mutter sollte sich schämen, dass sie mir nichts von deiner Heimkehr erzählt hat! Andererseits hat sie sicher anderes im Kopf als Klatsch und Tratsch. Wie fühlt sie sich? Ich habe ein Blech Brownies gebacken, die ich ihr heute Nachmittag bringen wollte. Kann man sie heute besuchen?«
    Roman lachte über Pearls Gerede. Sie war eine wirklich nette Frau, harmlos, wenn einem Geschwätz und Lautstärke
nichts ausmachten, und Roman stellte fest, dass ihn nach seiner langen Abwesenheit beides nicht störte.
    »Es geht ihr gut, Pearl, danke der Nachfrage. Und ich bin sicher, dass sie liebend gern heute Besuch haben würde.« Er nahm die ältere Frau kurz in die Arme. »Wie ist es dir und Eldin ergangen? Malt er noch?«
    Schon seit Jahren lebten Pearl Robinson und Eldin Wingate unter für ein älteres Paar unkonventionellen Umständen zusammen. Unverheiratet wohnten sie gemeinsam in einem alten Haus, das Crystal Sutton gehörte, einer weiteren Freundin von Raina, die vor etwa einem Jahr ins Pflegeheim gemusst hatte.
    »Eldin malt immer noch, wenn er auch nicht Picasso ist. Aber es geht ihm gut, danke, und er ist gesund, toi, toi,toi.«
    Sie klopfte sich mit dem Knöchel an die Stirn. »Obwohl ihm sein Rücken gelegentlich Ärger macht und er mich noch immer nicht über die Schwelle tragen kann. Deshalb leben wir weiterhin in Sünde«, sagte sie und zitierte damit ihre Lieblingsbeschreibung ihrer Beziehung.
    Nur zu gern erläuterte Pearl ihren Status jedem, der es hören wollte und so oft es während einer Unterhaltung möglich war. Offenbar hatte sich an dieser Eigenart nichts geändert. Aber Roman hatte jetzt eine andere Haltung dazu. Er war nicht mehr von ihrer einseitigen, egozentrischen Sichtweise genervt, sondern er spürte, dass er seine kleine Stadt mit all ihren unterschiedlichen Bewohnern vermisst hatte. Selbst die friedliche Stille seines Morgenspaziergangs war eine erfrischende Abwechslung zu seinem hektischen Alltag.
    Wie lange würde es allerdings dauern, bis die Gefühle seiner Jugend, Langeweile und Eingesperrtsein wieder zum Vorschein kamen und Oberhand gewannen? Wie lange

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