Der letzte Liebesdienst
machst jede Frau an, die in die Gruppe kommt, Meret.«
»Hast du denn niemals diese Sehnsucht?« Meret neigte den Kopf zur Seite, um Fiona ansehen zu können, während sie neben ihr herlief. »Wieder eine Frau zu haben, die dich versteht, die dich . . . liebt?«
»Niemand wird Anke je ersetzen können«, sagte Fiona. »Sie war wirklich etwas Besonderes.«
»Ich liebe dich«, sagte Meret. »Ich habe versucht, es dir zu zeigen, aber du hast nie darauf reagiert.«
»Du – Was?« Fiona blieb wie vom Donner gerührt stehen.
»Ich liebe dich«, wiederholte Meret. »Ich hatte gehofft, dass du es irgendwann merken würdest.«
»Na ja . . .« Fiona erinnerte sich an die vielen Male, als Meret ihre Hand genommen, sie gedrückt und gestreichelt hatte. Um sie zu trösten, hatte Fiona gedacht, aber es war wohl noch etwas anderes gewesen.
»Wir kennen uns jetzt über drei Monate«, sagte Meret. »Du hast mich nie wirklich beachtet. Und sie kommt einfach herein –« Sie brach ab und schluckte.
»Meret . . .« Fiona wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte es selbst gar nicht so empfunden, als Lara hereingekommen war. Aber Meret war eben sehr aufmerksam. Besonders, was Fiona betraf. Es war nur ein kurzer Moment gewesen, in dem Fiona über Lara nachgedacht hatte, dann hatten sich ihre Gedanken wieder Anke zugewandt. Aber genau dieser kurze Moment hatte Meret anscheinend stutzig werden lassen. »Es ist nicht so, wie du denkst«, erwiderte sie abweisend. »Sie sah so verloren aus, und da habe ich ihr zugelächelt, das war alles.«
»Das war nicht alles.« Meret seufzte. »Ich habe dich umarmt, am ersten Abend, als du kamst. Aber es hat dir nicht das Geringste bedeutet. Sie nur anzusehen hat viel größeren Eindruck auf dich gemacht.«
»Du bildest dir da wirklich etwas ein.« Fiona schüttelte den Kopf. »Ich will keine Frau, ich brauche keine Frau, und damit Schluss!« Sie lief ärgerlich mit großen Schritten weiter.
Meret hatte einen wunden Punkt getroffen. Das Mittagessen mit Lara im Café . . . das war nicht nur eine bedeutungslose Begegnung gewesen. Sie wusste, dass Lara sie anzog, auch wenn Fiona sich dagegen wehrte.
Sie trauerten beide noch, und es gab überhaupt keinen Grund, warum da irgendeine Art von Anziehung sein sollte. Sie verstanden sich gut, weil . . . weil sie eben beide jemand verloren hatten, den sie sehr liebten. Das war ihre Verbindung, keine romantische.
»Du bist wirklich verrückt, Meret«, sagte Fiona. »Du denkst, weil du jemand suchst, muss das jeder tun.«
»Wie ich schon sagte, kann man auch finden, ohne zu suchen«, entgegnete Meret. Sie griff nach Fionas Hand und hielt sie fest. »Bitte . . .«, sagte sie, »wenn du mich nicht liebst, das macht nichts, aber . . . aber könnten wir nicht trotzdem –?« Sie trat Fiona in den Weg, so dass sie fast über sie gestolpert wäre und stehenbleiben musste, hob sich leicht an und küsste sie heftig auf die Lippen.
Fiona war so verdutzt, dass sie sie nicht abwehrte. Sie ließ es einfach geschehen.
Meret schmiegte sich an sie. »Bitte . . .«, flüsterte sie, »bitte . . . ich sehne mich so nach dir . . .« Ihre Arme legten sich um Fionas Taille, und ihre Hände begannen sie zu streicheln.
»Meret . . . Nein . . .« Fiona griff nach Merets Handgelenken und hielt sie fest. »Das will ich nicht.«
Merets Schultern sanken herab, und als Fiona spürte, dass sie den Widerstand aufgab, ließ sie sie los.
»Das geht einfach nicht«, sagte Fiona. »Es ist nicht möglich.«
»Warum?« Merets Stimme klang verletzt. »Was wäre, wenn sie jetzt hier wäre? Würdest du mit ihr nicht liebend gern sofort ins Bett hüpfen?«
»Ich will momentan mit niemand ins Bett hüpfen, dafür bin ich viel zu müde«, sagte Fiona. »Ich hatte nämlich einen harten Tag. Wir mussten im letzten Moment das ganze Layout umwerfen, und in fünf Minuten sollte dann das neue fertig sein, weil die Maschinen schon angelaufen waren. Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Hektik das war. Ich bin fix und fertig.«
»Ich könnte dich massieren, dir eine Wärmflasche machen, einen Tee, dich einfach nur verwöhnen, damit du dich ausruhen und erholen kannst«, schlug Meret vor.
Fiona lächelte leicht. »Ich glaube, all das würde letztendlich nur dazu führen, dass du dir falsche Hoffnungen machst. Und das möchte ich nicht.«
»Wirst du mich je so ansehen wie sie?«, fragte Meret.
»Ich weiß noch nicht einmal, wie ich sie angeblich
Weitere Kostenlose Bücher