Der letzte Liebesdienst
weil ich danach so erschöpft war.«
Fiona gluckste. » Den Satz könnte man auch anders interpretieren.«
»Hättest du wohl gern«, sagte Lara. Sie biss in ihr Croissant und kaute genüsslich.
»Ja«, sagte Fiona. »Deine Anwesenheit in meinem Bett hatte ich mir anders vorgestellt.«
»Soweit warst du schon? Du hast dir mich in deinem Bett vorgestellt?« Lara hob die Augenbrauen.
»Nicht mit Absicht. Meine Fantasie hat mich überrumpelt«, behauptete Fiona mit unschuldigem Blick.
»Und deine Fantasie hat gar nichts mit dir zu tun, hm?« Lara schüttelte den Kopf. »Ihr seid doch alle gleich.«
»Ich habe dir mein Bett überlassen und auf der Couch geschlafen«, erinnerte Fiona sie. »Habe ich da nicht ein besseres Urteil verdient?«
»Ja, das war reizend von dir.« Lara lächelte sie hinreißend an. »Ich werde dir ewig dankbar sein.«
Fiona sank vor diesem Lächeln in die Knie – oder hätte es getan, wenn sie nicht schon gesessen hätte. »Du bist nicht schwanger, oder? Dann wird einem ja auch schlecht«, fragte sie, um ihre Gefühle wieder in den Griff zu kriegen.
»Schwanger?« Lara begann zu husten, weil sie sich verschluckt hatte. »Bist du bescheuert? Woher denn?«
»Manche Frauen kommen ja angeblich selbst als Jungfrau zum Kind«, bemerkte Fiona mit einem harmlosen Augenaufschlag. »Könnte doch sein.«
»Ich bin keine Jungfrau mehr«, sagte Lara. »Nur, weil wir heute Nacht nicht miteinander geschlafen haben, bin ich doch nicht in den Stand der Unschuld zurückgekehrt.«
Fiona lächelte sie liebevoll an. »Ich ziehe dich nur auf. Es freut mich, dass du hier bist, mit mir frühstückst . . . Egal, was heute Nacht war – oder nicht war.«
»Ich hätte gar nicht hier übernachten sollen«, erwiderte Lara seufzend. »Aber unter den gegebenen Umständen . . .«
»Keine anderen Umstände«, betonte Fiona.
Lara nahm ein Croissant und warf es nach ihr.
Fiona fing es lachend auf. »Ist ja schon gut. Du musst ja wirklich genervt sein von dem Thema.«
»Bin ich.« Lara blitzte sie mit funkelnden Augen an. »Du kannst schon ganz schön nerven.«
»Ich glaube, so was Ähnliches hast du schon mal festgestellt«, sagte Fiona. »Als wir im Café saßen. Trotzdem hast du dich dann später mit mir getroffen.«
»Wegen Amor«, sagte Lara. »Nur wegen Amor.« Sie schaute auf die Uhr. »Wo wir schon davon sprechen: Sehr lange kann ich nicht mehr bleiben. Er muss raus.«
Fiona warf auch einen Blick auf die Uhr. »Stimmt. Soll ich ihn holen? Ich meine, du bist doch noch sehr schwach. Dann könnte ich mit Luna und Amor zusammen rausgehen.«
»Cassiopeia muss auch gefüttert werden«, erwiderte Lara skeptisch. »Ich glaube, ich gehe besser nach Hause.«
»Aber erst frühstückst du noch zu Ende«, sagte Fiona. »So lange kann er warten. Und dann fahre ich dich. Ich nehme Luna mit, wir können zu Fuß zurückgehen.«
»Na, bin ich nicht supererfolgreich als Verführerin?«, fragte Fiona Luna, als sie nach ihrem Spaziergang von Laras zu Fionas Wohnung wieder angekommen waren. »Da liegt die Tollste aller Frauen in meinem Bett – und nichts passiert.«
Luna schaute sie mitfühlend an und legte ihr eine Pfote aufs Knie.
»Das nützt mir auch nichts«, sagte Fiona und nahm die Pfote. »Ich hätte gern eine Frau mit weniger Fell.« Sie lachte und kraulte Luna hinter dem Ohr. »Aber besser dich als gar keine Frau.«
Sie stand auf und lief etwas ziellos in der Wohnung herum, räumte hier etwas weg und stellte da etwas um. Zum Schluss landete sie bei ihrer Aufräumaktion im Schlafzimmer, in dem immer noch Laras Duft hing.
Sie schloss die Augen und atmete ihn tief ein. Jetzt war es amtlich: Sie hatte sich in Lara verliebt – und zwar schwer.
Sie seufzte und öffnete die Augen wieder. Lara wäre nie über Nacht hier geblieben, wenn ihr nicht schlecht geworden wäre. Sie wäre nicht einmal mit in Fionas Wohnung gekommen. Das war alles nur ein Zufall ohne jede Bedeutung.
Dass sie sich in Lara verliebt hatte, war allerdings nicht ohne Bedeutung. Denn umgekehrt schien es nicht so zu sein. Lara genoss ihre Gegenwart, ihren Trost, sie ging gern mit den Hunden und Fiona spazieren – genau in dieser Reihenfolge –, aber sie hatte kein Interesse an Fiona als Frau.
Sie hatte in Fionas Arm gelegen und sich küssen lassen, ja, gut, aber das bedeutete gar nichts. Denn alles Weitere hatte sie verweigert. Keine gute Idee, hatte sie gesagt. Sie hatte nur ein wenig menschliche Wärme gewollt, denn das war
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