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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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Stirn gerunzelt. Was auch immer für Auftritte Deborah Milano hinlegte, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Elisabeth Stanitz das Publikum war. Außer heute – gezwungenermaßen.
    »Frau Milano ist . . . Sängerin?«, vermutete sie auf gut Glück.
    »Performancekünstlerin«, erklärte ihre Chefin. »Sie tritt auf, um aufzutreten. Es kommt nicht auf die Art der Darbietung an.«
    »Dann war das heute vielleicht gar nicht ernst gemeint, was sie gesagt hat?«, fragte Lara.
    Elisabeth Stanitz zuckte die Schultern. »Das kann man bei ihr nie wissen.«
    In diesem Moment kehrte Sebastian mit zwei abgedeckten Suppentellern an den Tisch zurück. Mit großer Geste hob er die silbernen Deckel ab, nachdem er die Teller vor die beiden Frauen hingestellt hatte. »Tata!«, rief er und fügte dann in normaler Tonlage hinzu: »Lasst es euch schmecken.«
    »Musst du immer so dramatisch sein, Basti?«, fragte Frau Stanitz missbilligend. »Wir wollen hier nur essen. Für eine Show haben wir nicht bezahlt.«
    »Die ist ja auch umsonst«, grinste Sebastian. Er schien sich nichts aus der Kritik seiner Frau zu machen.
    So etwas hatte Lara noch nie erlebt. Frau Stanitz’ Worte hinterließen sonst einen größeren Eindruck. War sie vielleicht zuhause genau das Gegenteil von dem, was sie im Büro darstellte? So wie diese Männer, die eine hohe Position bekleideten und dann zu einer Domina gingen, um sich auspeitschen zu lassen?
    Aber Sebastian sah nun wirklich nicht aus wie das männliche Gegenstück einer Domina.
    Lara schmunzelte unwillkürlich. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich je solche Gedanken über ihre Chefin machen würde.
    »Es scheint Ihnen zu schmecken«, bemerkte Frau Stanitz in diesem Augenblick. »Sie lächeln.«
    »Ich –« Lara fühlte sich ertappt, aber Frau Stanitz wusste ja nicht, was sie gedacht hatte. »Es schmeckt wirklich sehr gut. Chris würde mich wahrscheinlich steinigen dafür, dass ich das sage, aber er ist ja nicht hier.«
    »Ja, Köche sind manchmal etwas empfindlich«, bestätigte Frau Stanitz. »Sebastian auch. Aber es wird ihn sehr freuen, wenn Ihr Urteil positiv ausfällt.« Sie hob leicht die Augenbrauen. »Obwohl er das natürlich erwartet.«
    »Das kann er auch«, sagte Lara. »So gut, wie er kocht. Macht er das zuhause auch?«
    »Zuhause?«, fragte Elisabeth Stanitz erstaunt.
    »Na ja«, sagte Lara. »Manche Köche, die das beruflich machen, kochen zuhause ja dann gar nicht. Chris beispielsweise. Er kocht nur, wenn er dafür bezahlt wird.«
    Die Anwältin verzog die Lippen. »Ich glaube, Sebastian kocht immer gern. Es ist seine große Leidenschaft.«
    »Dann haben Sie es ja gut«, sagte Lara. »Ich hätte manchmal auch gern jemand zuhause, der für mich kocht.« Sie lachte etwas.
    »So oft sehen wir uns nicht«, sagte Frau Stanitz. »Es ist eher die Ausnahme, wenn Sebastian für mich kocht. Und dann tut er es immer hier. Warum sollte er dafür extra zu mir nach Hause kommen?«
    Lara runzelte verwirrt die Stirn. Aber es passte ja. Ihre Chefin würde wohl kaum viel Zeit für ihre Beziehung erübrigen. Auch wenn Lara Sebastian in Gedanken als ihren Mann bezeichnet hatte, waren sie wohl nicht verheiratet. Und Frau Stanitz bestimmte, wann sie sich sahen. Sie wohnten wahrscheinlich nicht zusammen, das war etwas, das sie sich bei ihrer Chefin überhaupt nicht vorstellen konnte: gemeinsam wohnen, gemeinsam essen, gemeinsam schlafen. Sie war eine Einzelgängerin.
    »Das ist in einer Restaurantküche sicher viel bequemer«, sagte Lara. »Daran habe ich nicht gedacht. Aber mir würde es auch schon reichen, wenn er mir etwas mitbringen würde und ich es aufwärmen könnte. Ich bin immer so müde abends –« Sie brach ab. Das klang wie ein Vorwurf ihrer Chefin gegenüber.
    »Ja, das wäre manchmal praktisch«, stimmte Elisabeth Stanitz entspannt zu. Sie schien keine Probleme mit Laras Aussage zu haben. »Aber wenn ich arbeite, denke ich oft gar nicht ans Essen. Und wenn ich dann zuhause bin, ist es zu spät. Wenn ich rechtzeitig daran denke, gehe ich in ein Restaurant, wie heute.«
    »Das wird teuer, dauernd essen gehen«, sagte Lara. »Das könnte ich mir nicht leisten.« Du meine Güte, das klang schon wieder wie ein Vorwurf. Als ob ihre Chefin ihr nicht genug bezahlen würde. »Aber wenn ich einen Koch zum Freund hätte, bei dem ich nichts bezahlen müsste . . .« Sie lächelte entschuldigend. Dafür hatte sie ihre Chefin bestimmt nicht eingeladen, dass sie ihr ständig Vorwürfe machte. Wenn

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