Der letzte Liebesdienst
Lara gar nichts gesagt hätte. »Und eine Ambulanz. Die Autos sollten hier so stehen bleiben, bis die Polizei kommt.«
»Gut. Kümmere dich darum«, nickte Lara. »Du kannst das mit der Polizei sowieso am besten. Ich werde Fiona ins Krankenhaus bringen.«
»Und ich?«, fragte Marianne. »Was soll ich tun? Ich habe doch gar nichts mit der ganzen Sache zu tun. Ich nehme mir ein Taxi und fahre nach Hause.«
»Das tun Sie nicht.« Elisabeth hielt Marianne, die gehen wollte, am Arm fest. »Sie sind eine Zeugin. Die Polizei braucht auch Ihre Personalien. Sie bleiben hier, bis alles aufgenommen ist.«
Marianne zog ein Gesicht. »Da hast du mir ja was Schönes eingebrockt«, fuhr sie Fiona an. »Vielen Dank dafür!«
»Ich kann –« Fiona hob eine Hand.
»Du kannst jetzt nur noch ins Krankenhaus«, unterbrach Lara sie. Sie nickte Elisabeth zu, die ihr Handy zur Hand nahm und Krankenwagen und Polizei rief.
»Na? Wie haben wir das gemacht?« Anke strahlte. »Wer sagt denn, dass Zerdeppern uns nicht weiterbringt?«
Maja sah im Gegensatz zu ihr etwas mitgenommen aus. »Ich hätte nicht gedacht, dass das geht.«
Ankes Gesichtsausdruck veränderte sich und wurde sehr besorgt, als sie sah, wie Fiona von den Sanitätern in den Krankenwagen gehoben wurde. »Das war natürlich nicht beabsichtigt«, sagte sie. »Ich wusste, dass Fiona sich immer anschnallt. Aber so ein Gurt ist anscheinend doch keine Gewähr.«
»Sie wird bald im Krankenhaus sein.« Maja atmete tief durch. »Sie werden sie behandeln, wenn sie irgendetwas hat.«
»Und Lara ist bei ihr.« Anke klatschte in die Hände. »Perfekt!«
»Lara denkt, dass Fiona sie absichtlich angefahren hat«, erklärte Maja im Gegensatz zu Anke ausnehmend gedämpft. »Sie ist eigentlich ziemlich sauer auf sie, aber sie kümmert sich um Fiona, weil das eben ihre Art ist. Spätestens, seit sie mit mir zusammen war, kann sie das gut: Kranke pflegen.«
»Das passt doch wunderbar«, sagte Anke. Sie ließ sich nicht von ihrer guten Laune abbringen. »Mensch, war das toll. Du hast das ja schon mal gemacht mit dem Glas, aber für mich war es das erste Mal. Dieses Gaspedal runterzudrücken . . . Und wumm!« Sie lachte.
»Ich möchte das nicht noch mal tun müssen«, sagte Maja. »Ich fand das Ergebnis nicht so toll. Musstest du gleich so übertreiben? Hätte ein leichter Blechschaden nicht genügt?«
»Was du immer zu meckern hast . . .« Anke zog eine Flunsch. »Wir haben erreicht, was wir wollten, oder? Lara ist bei Fiona, Elisabeth ist aus dem Spiel –«
»Elisabeth ist überhaupt nicht aus dem Spiel«, unterbrach Maja sie. »Sie wird Fiona das letzte Hemd ausziehen. Sie ist Anwältin, hast du das vergessen? Und Fiona war aus ihrer Sicht eindeutig schuld. Obwohl sie überhaupt nichts dafür konnte. Aber Elisabeth denkt natürlich dasselbe wie Lara: Dass es Absicht von Fiona war. Außerdem ist Elisabeth eifersüchtig auf Fiona. Es wird ihr ein Vergnügen sein, die Frau, von der sie glaubt, dass sie Laras Liebhaberin ist, zur Schnecke zu machen.«
»Oh Mann . . .« Anke fuhr sich durch die Haare. »Kann man hier graue Haare kriegen? Dann habe ich bald welche.«
»Wir müssen für Elisabeth eben auch noch eine Frau finden«, sagte Maja. »Wenn wir schon mal dabei sind . . .«
»Für Elisabeth?« Anke starrte auf Elisabeth, die nun auf dem Parkplatz mit der Polizei sprach. »Die ist nun wirklich überhaupt nicht mein Fall. Viel zu korrekt, viel zu arbeitswütig, viel zu distanziert. Was sollte das für eine Frau sein, die das alles mit ihr mitmacht?«
»Lara tut es auch«, sagte Maja. »Und bislang hat sie sich ganz wohlgefühlt dabei. Weil sie gemeinsam arbeiten und sich dadurch sehr nah sind. Und ich habe gesehen, wie zärtlich Elisabeth zu Lara war. Sie mag vielleicht distanziert wirken, aber ich glaube, sie hat starke Gefühle. Sie zeigt sie nur nicht jedem. Ich denke, Laras Vorschlag ist immer noch die beste Lösung: eine Kollegin, die mit Elisabeth in einer Kanzlei arbeitet.«
»Und Lara?«, wandte Anke ein. »Elisabeth hat ihr einen Heiratsantrag gemacht. Lara trägt ihren Verlobungsring. Auch wenn sie noch nicht ja gesagt hat. Vielleicht tut sie das noch.«
Maja schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. All ihre Gedanken drehen sich in diesem Augenblick um Fiona. Sie mag Elisabeth, aber Fiona liebt sie.«
»Na endlich!« Anke atmete laut aus. »Bist du sicher?«
»Das ist schon lange so«, sagte Maja. »Sie hat sich nur dagegen gewehrt.
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