Der letzte Liebesdienst
anderes anziehen.«
Fiona schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. Es sah angestrengt aus. »Die haben mir eine ganze Menge Schmerzmittel verpasst«, hauchte sie matt. »Ich glaube, ich kann die Augen nicht mehr aufhalten.« Und wie auf Kommando fielen ihre Augen endgültig zu.
»Du solltest sowieso schlafen, damit deine Rippen heilen können«, sagte Lara. »Ich gehe jetzt. Mach’s gut.« Sie wollte sich umdrehen, kehrte dann jedoch zum Bett zurück und beugte sich über Fiona. »Wie konntest du nur so verrückt sein?«, flüsterte sie zärtlich lächelnd und hauchte einen Kuss auf Fionas Stirn. Dann ging sie, so schnell das Kleid es erlaubte, hinaus.
24
» E lisabeth? Kann ich dich kurz sprechen?« Lara steckte den Kopf zur Tür von Elisabeths Büro hinein.
Elisabeth schaute nicht einmal auf, sondern studierte weiter ihre Akten. »Ich bin gerade ziemlich beschäftigt. Geht’s später?« Es war eigentlich keine Frage, sondern mehr eine Anweisung.
Lara überlegte. Wäre das hier rein beruflich gewesen, wäre sie einfach zu ihrem Schreibtisch zurückgekehrt und hätte gewartet, bis Elisabeth frei war. Aber so . . . »Nein«, sagte sie. »Geht es nicht.« Sie ging auf Elisabeth zu. »Es ist nicht so, wie du denkst, Elisabeth.«
»Ach?« Elisabeth schaute sie kühl an, distanziert bis zu einem Grade, wie ihn Lara lange nicht mehr erlebt hatte. »Du weißt, was ich denke?«
»Du hast seit drei Tagen nicht mehr mit mir gesprochen. Außerhalb der Arbeit, meine ich. Das ist ziemlich lautes Denken«, sagte Lara.
»Ich habe einfach viel zu tun.« Elisabeth drehte sich weg. »Wir können reden, wenn weniger los ist.«
»Dann reden wir nie.« Lara machte ein paar Schritte, bis sie wieder in Elisabeths Blickfeld war. »Und ich glaube, das ist nötig.«
Elisabeth schaute auf. »Hast du denn überhaupt Zeit dazu? Du bist doch die ganze Zeit im Krankenhaus.« Ihre Stimme klang kalt wie Eis.
»Ich habe Fiona ein paar Sachen gebracht«, erwiderte Lara ruhig. »Keiner ihrer Freunde wohnt in Koblenz.«
»Doch«, entgegnete Elisabeth. »Du. Ihr seid doch die besten Freundinnen. Obwohl das wohl die falsche Bezeichnung ist.« Sie stand auf und ging zum Fenster, schaute mit abgewandtem Gesicht hinaus.
Lara sah nur ihren Rücken. »Du verstehst das völlig falsch«, sagte sie und trat hinter Elisabeth. »Fiona und ich waren nie zusammen, und sind es auch jetzt nicht.«
»Dann bist du wohl ihre Schwester, dass du dich so um sie kümmerst«, sagte Elisabeth.
»Ich fühle mich ein wenig verantwortlich für das, was passiert ist«, erklärte Lara leicht schuldbewusst. »Ich glaube, sie hat das nur meinetwegen getan.«
»Das glaube ich auch.« Elisabeth drehte sich ruckartig um und starrte Lara an. »Da kann sie es noch so oft bestreiten. Ich werde sie verklagen. Es reicht nicht, dass ihre Versicherung die Reparatur bezahlt. Das reicht bei weitem nicht.«
»Bitte, Elisabeth . . .« Lara hob die Hände und wollte Elisabeth berühren, aber Elisabeth entfernte sich mit zwei großen Schritten von ihr. »Bitte . . .«, wiederholte Lara leise. »Ist sie nicht gestraft genug? Es ist niemandem etwas passiert außer ihr selbst. Sie wird noch eine Weile brauchen, bis sie sich wieder erholt hat.«
»Geschieht ihr recht!« Man hätte fast meinen können, es stiegen Rauchwolken über Elisabeths Kopf auf. »Eifersucht ist eine Sache, so eine Cowboynummer abzuziehen ganz etwas anderes. Es wurde zwar niemand außer ihr verletzt, aber es hätte gut sein können. Das war nur Glück. Dafür sind Gesetze da, um solchen Leuten ihre Grenzen zu zeigen.«
»Sie ist doch keine . . . Kriminelle«, wand Lara unglücklich ein. »Sie sagt, sie wüsste nicht, wie das passiert ist. Vielleicht war es doch ein technischer Fehler.«
Elisabeth verzog abschätzig die Mundwinkel. »Eben hast du noch selbst behauptet, dass du glaubst, sie hätte es mit Absicht getan. Deinetwegen.«
Lara verschränkte hilflos die Hände. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich weiß nur, dass sie mich liebt und –«
»Ich dachte, ihr hattet nichts miteinander?« Elisabeth schaute sie von oben herab an. Das war leicht, denn sie überragte Lara um etliches.
»Hatten wir auch nicht.« Lara schüttelte den Kopf. »Nichts außer einem unschuldigen Kuss.«
»Unschuldig?« Elisabeth lachte. »Unschuldig. Das sagen sie alle. Und meistens stellt sich heraus, dass sie gelogen haben.«
»Fiona lügt nicht. Vielleicht hatte sie einen Blackout oder so
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