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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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bisherige und dermalige Lage seiner Mitgefangenen, und zwar mit mehr Zusammenhang, als seine Gefühle beim Beginn der Unterredung gestattet hatten. David sah sich, obgleich den wiedergewonnenen Schatz mit sehnsüchtigen Augen betrachtend, gezwungen zu antworten, zumal da auch der ehrwürdige Vater an den Fragen teilnahm, und mit einem Interesse, das gebieterisch Befriedigung forderte. Auch der Kundschafter verfehlte nicht, bei schicklicher Gelegenheit einer Erkundigung einzuwerfen. Auf diese Weise gelangten die Verfolger, obgleich mit häufigen Pausen, welche gewisse drohende Töne aus dem wiedererlangten Instrumente füllten, zur Kenntnis der wichtigsten Umstände, die ihnen zur Ausführung ihres großen, alle Tätigkeit in Anspruch nehmenden Unternehmens, der Befreiung der beiden Schwestern, von großem Nutzen sein konnten. Davids Erzählung war einfach und der Tatsachen nur wenige.
    Magua hatte auf dem Berge gewartet, bis sich ein sicherer Augenblick zum Rückzuge bot; dann war er herabgestiegen und hatte den Weg längs der Westseite des Horican in der Richtung von Kanada eingeschlagen. Da der kluge Hurone die Pfade kannte und wusste, dass keine unmittelbare Gefahr der Verfolgung drohte, so drangen sie nur langsam und ohne alle Ermüdung vor. Aus der ungeschmückten Erzählung Davids ging hervor, dass seine Gegenwart mehr geduldet als gewünscht wurde, obgleich auch Magua nicht ganz frei von der Verehrung war, womit die Indianer diejenigen betrachten, die der große Geist an ihrem Verstande heimgesucht hat. Nachts wurde die größte Vorsicht gegen die Gefangenen beobachtet, um sie vor den Dünsten der Wälder zu schützen, aber auch um ihre Entweichung zu verhindern. An der Quelle ließ man die Pferde laufen, wie wir gesehen haben, und ungeachtet der Entfernung und Länge der Fährte wurden doch die bereits erwähnten Kunstgriffe gebraucht, um alle weitere Spur zu ihrem Versteck abzuschneiden. Bei ihrer Ankunft im Lager seines Volks trennte Magua die Gefangenen, einer Politik zu Folge, die selten verlassen wurde. Cora war zu einem Stamme gesandt worden, der ein benachbartes Tal vorübergehend bewohnte: David aber war zu unbekannt mit den Sitten und der Geschichte der Eingeborenen, um über seinen Namen oder seine Eigentümlichkeit genügende Auskunft geben zu können, und wusste bloß, dass er den letzten Zug gegen William Henry nicht mitgemacht hatte; dass diese Wilden, gleich den Huronen, Verbündete Montcalms waren und einen freundlichen, wiewohl behutsamen Verkehr mit dem kriegerischen und wilden Volke unterhielten, das der Zufall eben jetzt in so nahe und unangenehme Berührung mit ihnen gebracht hatte.
    Die Mohikaner und der Kundschafter horchten auf seine oft unterbrochene und unvollständige Erzählung mit einem Anteil, der sichtbar stieg; und als er die Weise des Volksstamms, unter welchem Cora gefangen war, schildern wollte, fragte der Letztere plötzlich:
    »Sahet Ihr die Form ihrer Messer? Waren sie englischen oder französischen Ursprungs?«
    »Meine Gedanken waren nicht auf solche Eitelkeiten gerichtet, sondern bloß auf Trost für die beiden Mädchen bedacht.«
    »Die Zeit könnte kommen, wo Ihr das Messer eines Wilden für kein so verächtliches Ding ansehen werdet«, versetzte der Kundschafter mit dem Ausdruck tiefer Verachtung für die Einfalt des andern. »Haben sie ihr Kornfest gefeiert? Oder könnt Ihr etwas von dem Totem ihres Stammes sagen?«
    »Was das Korn betrifft, so hatten wir oft und reiche Feste: Es war im Überfluß vorhanden, auch ist das Korn, in Milch gekocht, lieblich für den Mund und heilsam für den Magen. Was die Totems betrifft, so weiß ich nicht, was das ist; wenn es sich aber in irgendeiner Weise auf die indianische Musik bezieht, so darf man bei ihnen gar nicht danach fragen. Nie erheben sie ihre Stimmen, Gott zu preisen; und es scheint, dass sie zu den gottlosesten Götzendienern gehören.«
    »Da lästert Ihr die Natur der Indianer. Selbst der Mingo betet nur den wahren, lebendigen Gott an; und ich sag’ es zur Schande unserer Farbe, es ist eine heillose Erfindung der Weißen, wenn sie den indianischen Krieger zu einem Anbeter selbst geschaffener Bilder machen wollen. Wahr ist es, sie suchen mit dem bösen Feinde Frieden zu schließen, wie’s einer mit einem Gegner tut, über den er nicht Meister werden kann; aber um Gunst und Beistand flehen sie nur den großen und guten Geist an.«
    »Das mag sein«, bemerkte David; »aber ich habe seltsame, phantastische Bilder

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