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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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gehöriger Vorsicht ihr Erfolg sich auf die Vernichtung aller derer, die sie zu hassen Grund hätten, werde ausdehnen lassen. Kurz, er wusste das kriegerische Element mit der Politik, das Klare mit dem Dunklen so zu vermischen, dass er der Vorliebe beider Parteien schmeichelte und jeder Hoffnungen übrig ließ, während keine sagen konnte, dass sie seine Absichten vollkommen verstehe.
    Der Redner oder Staatsmann, der einen solchen Stand der Dinge herbeizuführen weiß, ist gemeiniglich bei seinen Zeitgenossen beliebt, wie ihn auch die Nachwelt ansehen mag. Alle merkten, dass mehr zugrunde lag, als ausgesprochen wurde, und jeder glaubte, die verborgene Meinung voraussehen zu dürfen, die seine Fassungskraft oder seine Wünsche ihm an die Hand gab.
    Bei dieser günstigen Stimmung der Gemüter war es kein Wunder, dass Magua die Oberhand behielt. Der Stamm erklärte sich bereit, mit Besonnenheit zu Werke zu gehen, und die Leitung des ganzen Unternehmens wurde einstimmig einem Häuptling übertragen, der zu so weisen und verständlichen Hilfsmitteln geführt habe.
    Magua hatte ein großes Ziel seiner verschmitzten und unternehmenden Politik erreicht. Er hatte nicht nur den Grund wiedergewonnen, den er in der Gunst seiner Landsleute verloren gehabt, sondern sah sich selbst an die Spitze der Angelegenheiten gestellt. Er war in Wahrheit ihr Herrscher, und solange er seine Popularität behaupten konnte, war kein Monarch der Erde unumschränkter, besonders solange sein Stamm sich im Feindeslande befand. Er warf daher das Ansehen eines Beraters ab und nahm den Ernst und die Würde an, die ihm nötig schienen, um ein so wichtiges Amt zu stützen.
    Läufer wurden nach verschiedenen Richtungen abgeordnet, um sich zu unterrichten: Kundschafter mussten sich dem Lager der Delawaren nähern und es ausspähen; die Krieger wurden nach ihren Wohnungen entlassen, mit dem Bedeuten, dass man ihrer Dienste bald benötigen würde; die Weiber und Kinder erhielten den Befehl, sich zurückzuziehen, mit der Weisung, dass Stillschweigen ihre Sache sei. Als diese verschiedenen Anordnungen getroffen waren, durchschritt Magua das Dorf und trat hier und dort in eine Hütte, wo er mit seinem Besuche dem Bewohner zu schmeicheln glauben konnte. Er bestärkte seine Freunde in ihrem Vertrauen, ermutigte die Wankenden und befriedigte alle. Jetzt suchte er seine eigene Wohnung auf. Das Weib, das der Huronenhäuptling verlassen hatte, als er von seinem Volke verjagt wurde, war tot. Kinder besaß er nicht; und er hatte jetzt seine Hütte allein inne, ohne irgendeinen Gefährten. Es war die halbverfallene, einsame Wohnung, in welcher David entdeckt worden war: Diesen hatte Magua bei den wenigen Gelegenheiten, wo sie sich trafen, mit der gleichgültigen Verachtung stolzer Überlegenheit um sich geduldet.
    Hierher zog sich Magua zurück, nachdem seine politische Tätigkeit beendigt war. Aber während andere schliefen, kannte und suchte er keine Ruhe. Wäre einer neugierig genug gewesen, die Bewegungen des neuerwählten Häuptlings zu belauschen, so würde er ihn in einem Winkel seiner Hütte sitzend gefunden haben, von der Stunde an, da er sich zurückzog, bis zu der Zeit, die er den Kriegern zur Versammlung bestimmt hatte, in stillem Brüten über seine Pläne. Gelegentlich strich der Wind durch die Spalten der Hütte und das schwache Feuer, das hin und wieder über die Kohlenglut lief, warf ein flüchtiges Licht auf den Bewohner der düsteren Klause. In solchen Augenblicken wäre es der Einbildungskraft leicht geworden, den grimmigen Wilden in den Fürsten der Finsternis umzuschaffen, wie er über vermeintlich erlittenes Unrecht brütet und auf Verderben sinnt.
    Lange ehe der Tag graute, trat ein Krieger nach dem andern in Maguas einsame Hütte, bis ihrer zwanzig versammelt waren. Jeder trug seine Büchse und das übrige Zubehör des Kriegs, obgleich ihre Malerei durchaus einen friedlichen Charakter zeigte. Unbeachtet war der Eintritt dieser wildaussehenden Wesen geblieben; die einen setzten sich in dem Düster des Ortes nieder, andere standen gleich Bildsäulen regungslos da, bis die ganze beabsichtigte Zahl erschienen war.
    Jetzt erhob sich Magua, gab ein Zeichen zum Aufbruch und trat selbst an die Spitze. Sie folgten ihrem Führer je einer nach dem andern in der wohlbekannten Ordnung, die man bezeichnenderweise den »Indianerzug« genannt hat. Gänzlich verschieden von der Weise, in welcher das unruhevolle Kriegshandwerk sonst betrieben wird, schlichen sie

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