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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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nehmen können?«
    »Lasst den Delawaren sterben!«, rief Magua mit einer Donnerstimme.
    Eine abermalige, lange und bedeutungsvolle Pause erfolgte und ward wie zuvor mit gebührender Vorsicht von demselben Häuptling unterbrochen.
    »Der Mohikaner ist schnellfüßig und springt weit!«, sprach er, »aber meine jungen Männer sind auf seiner Fährte.«
    »So ist er fort?«, fragte Magua in tiefen Kehltönen, die aus dem Innersten seiner Brust zu kommen schienen.
    »Ein böser Geist ist unter uns gewesen, und der Delaware hat unsere Augen geblendet.«
    »Ein böser Geist!«, wiederholte der andere spottend, »es ist der Geist, der schon so vielen Huronen das Leben geraubt hat. Der Geist, der meine jungen Männer an dem herabstürzenden Flusse erschlug; der ihre Skalpe an der Heilquelle nahm und jetzt die Arme Le Renard Subtils gebunden hat!«
    »Von wem spricht mein Freund?«
    »Von dem Hunde, der unter einer blassen Haut das Herz und die List eines Indianers hat, von La Longue Carabine!«
    Dieser furchtbare Name übte den gewöhnlichen Eindruck auf seine Zuhörer. Als sie aber Zeit zum Nachdenken gewannen und die Krieger daran dachten, dass ihr kühner und furchtbarer Feind mitten in ihrem Lager gewesen war, Unheil stiftend: Da trat furchtbare Wut an die Stelle der Verwunderung, und alle jenen wilden Leidenschaften, die eben noch in Maguas Brust gekämpft hatten, gingen plötzlich auf seine Gefährten über. Die einen knirschten vor Grimm mit den Zähnen, andere machten ihren Gefühlen in einem Geheul Luft, während noch andere wie wahnsinnig in das Leere schlugen, als ob der Gegenstand ihrer Rache wirklich diese Streiche empfände. Allein dieser plötzliche Ausbruch der Leidenschaft verwandelte sich alsbald in jene stille, finstere Zurückhaltung, deren Miene sie in Augenblicken der Untätigkeit immer annahmen.
    Magua, welcher seinerseits Zeit zum Nachsinnen gewonnen hatte, veränderte jetzt sein Benehmen und gab sich mit einer Würde, die der Wichtigkeit der Sache entsprach, das Ansehen eines Mannes, der weiß, was er zu tun und zu bedenken hat.
    »Lasst uns zu meinem Volke gehen«, sprach er, »sie warten auf uns.«
    Seine Gefährten willigten schweigend ein: Der ganze Haufen verließ die Höhle und kehrte nach der Ratshütte zurück. Als sie sich niedergelassen hatten, wandten sich aller Augen auf Magua, der aus diesem Zeichen entnahm, dass sie ihm einstimmig die Pflicht der Erzählung des Geschehenen übertragen wollten. Er stand auf und gab seinen Bericht ohne Zweideutigkeit oder Rückhalt. Die ganze Täuschung, die Duncan und Falkenauge unternommen, lag jetzt offen vor Augen; und selbst die Abergläubigsten in dem Stamme konnten über den Charakter der Begebenheiten nicht länger im Zweifel sein. Es war zu offenkundig, dass sie empörend schimpflich getäuscht worden waren. Als er geendet und seinen Sitz wieder eingenommen hatte, sahen sich die versammelten Stammgenossen – seine Zuhörer schlossen die ganze Zahl der streitbaren Männer ein – gegenseitig an, so verwundert über die Keckheit als über den Erfolg ihrer Feinde. Der erste Gegenstand der Überlegung waren Mittel und Gelegenheit zur Rache.
    Eine weitere Schar Krieger wurde den Flüchtlingen nachgesandt, und die Häuptlinge schickten sich zu der ernsthaftesten Beratung an. Verschiedene Vorschläge wurden nacheinander von den älteren Kriegern vorgebracht, und Magua hörte sie alle mit ehrfurchtsvollem Stillschweigen an. Der verschlagene Wilde hatte seine ganze Umsicht und Selbstbeherrschung wiedergewonnen und ging jetzt mit gewohnter Vorsicht und List auf sein Ziel los. Erst als alle, die reden wollten, sich geäußert hatten, sprach auch er seine Ansicht aus. Besonderes Gewicht erhielt sie durch den Umstand, dass indessen einige der Läufer zurückgekehrt waren und berichteten, ihre Feinde hätten nach den Merkzeichen der Spur ohne allen Zweifel in dem benachbarten Lager ihrer verdächtigen Verbündeten, der Delawaren, Schutz gesucht. Im Besitz dieser wichtigen Kunde legte der schlaue Häuptling den Genossen seine Pläne vor, und sie wurden, wie sich von seiner schlauen Beredsamkeit erwarten ließ, ohne Widerrede angenommen. Seine Meinungen und Gründe waren kurz Folgende.
    Es wurde bereits erwähnt, dass die Schwestern einer Politik zufolge, von welcher die Wilden nur selten abgehen, getrennt wurden, sobald sie das Huronendorf erreicht hatten.
    Magua hatte bald entdeckt, dass er, solange Alice in seiner Gewalt sei, auf Cora den entschiedensten

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