Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Pistolenhalfter hinglitt. Jede Bemühung, den Punkt zu entdecken, den der Läufer besonders ins Auge fasste, scheiterte an seinem zitternden Blick, der auf keinem besonderen Gegenstande auch nur einen Augenblick ruhte und sich doch auch nicht eigentlich zu bewegen schien. Während jener noch unschlüssig war, stand Le Subtil vorsichtig auf, jedoch mit einer so langsamen und bedächtigen Bewegung, dass diese Veränderung nicht das geringste Geräusch verursachte. Heyward fühlte, dass jetzt gehandelt werden musste. Er warf sein Bein über den Sattel und stieg ab, entschlossen, sich seines verräterischen Begleiters zu bemächtigen, indem er sich auf seine Mannesstärke verließ. Um jedoch unnötigen Lärm zu verhüten, behielt er immer noch den Anschein der Ruhe und Vertraulichkeit. »Le Renard Subtil isst nicht«, sprach er, indem er sich des Namens bediente, welcher der Eitelkeit des Indianers am meisten zu schmeicheln schien. »Sein Korn ist nicht gut geröstet, es scheint zu trocken. Ich will sehen, vielleicht findet sich etwas unter meinem eigenen Vorrat, was ihm besser mundet.«
    Magua hielt die Reisetasche hin, um ihm zuvorzukommen. Er litt es selbst, dass ihre Hände sich berührten, ohne die geringste Aufregung zu zeigen, oder die Stellung der Aufmerksamkeit zu verändern. Kaum fühlte er aber, dass Heywards Finger sich leicht über seinen nackten Arm hinbewegten, so schlug er die Hand des jungen Mannes zurück, stieß, unter ihr wegspringend, einen durchdringenden Schrei aus und tauchte mit einem einzigen Sprung in das entgegengesetzte Dickicht. Im nächsten Augenblick erschien die Gestalt Chingachgooks vor den Gebüschen, der mit seiner Gesichtsbemalung wie ein Gespenst aussah, und glitt über den Pfad hin, um ihn eiligst zu verfolgen. Einen Augenblick später folgte Uncas Ruf, und die Wälder wurden durch einen plötzlichen Strahl erleuchtet, den ein scharfer Knall von des Jägers Büchse begleitete.

5
– In einer solchen Nacht
Hüpft’ Tisbe furchtsam über’n Tau dahin
Und sah des Leuen Schatten vor dem Leuen.
WILLIAM SHAKESPEARE
    Die plötzliche Flucht seines Führers und das wilde Geschrei der Verfolger versetzten Heyward für einige Augenblicke in ein untätiges Erstaunen. Bald aber bedachte er, wie wichtig es sei, sich des Flüchtlings zu versichern, stürzte auf die nahen Gebüsche und drang eilig vor, um sie bei der Jagd zu unterstützen. Er hatte aber noch keine zweihundert Schritte zurückgelegt, als er die drei Waldbewohner bereits von ihrer fruchtlosen Verfolgung zurückkehren sah.
    »Warum so bald den Mut verloren?«, rief er; »der Schurke muss sich hinter einem dieser Bäume verborgen haben, wir können seiner noch habhaft werden. Wir sind nicht sicher, solang er auf freiem Fuße ist.«
    »Wollt Ihr den Wind mit einer Wolke jagen?«, fragte der Kundschafter ärgerlich; »ich hörte den Teufelskerl über das trockene Laub hinschlüpfen wie eine schwarze Natter, bekam gerade über jener dicken Fichte einen schwachen, flüchtigen Schein von ihm, spannte, als wäre ich ihm auf der Fährte, es war aber nichts! Und doch hieße ich’s, wenn ein anderer als ich den Drücker berührte, meisterlich gezielt, und man sollte meinen, ich habe Erfahrung in diesen Dingen und könne es wissen. Da seht einmal diesen Essigbaum an, seine Blätter sind rot, und doch weiß jedermann, dass er im Monat Juli in gelber Blüte steht.«
    »Es ist Blut von Subtil! Er ist verwundet und fällt vielleicht noch!«
    »Nein, nein«, entgegnete der Kundschafter, diese Vermutung entschieden verwerfend, »ich streifte wohl nur die Rinde von einem Gliede ab, und der Bursche hüpft dafür umso länger. Eine Büchsenkugel tut einem Jagdtier, wenn sie’s streift, just denselben Dienst wie Euer Sporn dem Rosse, sie beeilt nur seinen Lauf und bringt Leben in das Fleisch, statt es zu rauben. Aber wenn’s ein tüchtiges Loch bohrt, so ist’s nach ein paar Sprüngen gemeiniglich am Ende mit dem Laufen, sei’s nun Indianer oder Wild!«
    »Wir sind aber kräftige Kerle gegen einen Verwundeten!«
    »Ist das Leben Euch verleidet?«, unterbrach ihn der Kundschafter. »Der rote Teufel dort würd’ Euch in den Bereich der Tomahawks seiner Gesellen bringen, bevor Ihr Euch noch von der Jagd erhitzt hättet. Es war ein unbesonnener Streich von einem Mann, der so oft geschlafen hat, während der Schlachtruf durch die Luft ertönte, seine Flinte in der Hörweite eines Hinterhalts abzufeuern. Aber die Versuchung war zu groß! Kommt,

Weitere Kostenlose Bücher