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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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schon darüber nachgedacht, wie soviel Weisheit und Ehrlichkeit zu belohnen sein wird. Erstlich wird der Befehlshaber von William Henry ihn für einen solchen Dienst belohnen, wie es eines so großen Hauptes würdig ist. Maguas Medaille wird nicht länger von Zinn, sondern von geschlagenem Golde sein; sein Horn wird Pulvers die Fülle haben; Dollars wird er so viel in seiner Tasche tragen, als Kiesel am Horican sind, und das Wild des Waldes wird ihm die Hand lecken, denn er wird wissen, dass es vergeblich vor der Büchse flieht, die er führen wird. Was mich betrifft, so weiß ich nicht, wie ich den Schotten an Dankbarkeit übertreffen soll; aber ich – ja ich will –«
    »Was will der junge Häuptling, der vom Aufgang der Sonne kommt, geben?«, fragte der Hurone, als er bemerkte, dass Heyward gerade da ins Stocken geriet, wo er bei der Aufzählung seiner Geschenke mit der Gabe enden wollte, die für einen Indianer das Ziel der höchsten Wünsche bilden mochte.
    »Er will das Feuerwasser von den Inseln des Salzsees vor Maguas Wigwam schneller fließen lassen, als der brausende Hudson strömt, bis das Herz des Indianers leichter wird als die Feder eines Kolibri, und sein Atem süßer als der Geruch des wilden Geißblattes.«
    Le Renard hatte Heywards schlauer Rede mit tiefem Stillschweigen zugehört. Als der junge Mann von dem Kunstgriffe sprach, womit der Indianer seine eigene Nation hintergangen haben sollte, nahm die Miene des Zuhörers den Ausdruck vorsichtigen Ernstes an. Bei der Anspielung auf das Unrecht, das, wie Duncan sich den Schein gab anzunehmen, den Huronen aus seinem heimatlichen Stamme vertrieben hatte, leuchtete aus des anderen Auge ein Strahl so unbezähmbarer Wildheit, dass der verwegene Sprecher glaubte, die rechte Seite angeschlagen zu haben. Wie er aber auf die Stelle kam, wo er den Durst nach Rache durch das Motiv der Gewinnsucht so listig zu verdrängen suchte, ward ihm die gespannteste Aufmerksamkeit zuteil. Le Renard hatte seine Frage ruhig und mit aller Würde eines Indianers gestellt. Aus der nachdenklichen Miene des Zuhörers war ersichtlich, dass die Gegenrede auf das schlaueste angelegt war. Der Hurone besann sich einige Augenblicke, legte dann seine Hand auf den rohen Verband seiner verwundeten Schulter und fragte mit einigem Nachdruck:
    »Machen Freunde solche Zeichen?«
    »Würde La Longue Carabine einen Feind so leicht abfertigen?«
    »Kriechen die Delawaren gegen diejenigen, welche sie lieben, gleich Schlangen daher, und winden sich, um sie zu beißen?«
    »Würde Le Gros Serpent sich von Ohren hören lassen, von denen er wünschte, dass sie taub wären?«
    »Schießt der weiße Häuptling sein Pulver seinen Brüdern ins Gesicht?«
    »Verfehlt er je sein Ziel, wenn er ernstlich gesinnt ist zu töten?«, fragte Duncan, mit einem Ausdrucke wohl angenommener Geradheit lächelnd.
    Eine wiederholte lange Pause des Nachdenkens folgte diesen klugen Fragen und schnellen Antworten. Duncan sah, dass der Indianer unschlüssig war. Um seinen Sieg zu vollenden, wollte er die Belohnungen wieder aufzählen, als Magua mit einer ausdrucksvollen Gebärde sprach:
    »Genug, Le Renard ist ein weiser Häuptling, und was er tut, wird sich zeigen. Geh’ und halte den Mund geschlossen. Wenn Magua spricht, wird’s Zeit zur Antwort sein.«
    Als Heyward bemerkte, dass sich seine Augen unruhig auf den Rest der Gesellschaft richteten, wich er alsbald zurück, um den Anschein eines verdächtigen Einverständnisses mit ihrem Führer zu vermeiden. Magua trat auf die Pferde zu und tat, als ob er mit der Sorgfalt und dem Geschick seiner Kameraden wohl zufrieden wäre. Er winkte jetzt Heyward, den Schwestern in den Sattel zu helfen, denn selten ließ er sich herab, der englischen Sprache sich zu bedienen, wenn nicht eine mehr denn gewöhnliche Veranlassung ihn dazu nötigte.
    Jetzt war kein weiterer Vorwand zum Aufschub abzusehen, und Duncan sah sich genötigt, wenn auch ungern, zu willfahren. Während seiner Dienstleistung flüsterte er jedoch seine wiedergewonnenen Hoffnungen den zitternden Mädchen zu, welche, aus Furcht den wilden Blicken ihrer Sieger zu begegnen, selten ihre Augen aufschlugen. Da die Stute Davids von den Begleitern des Häuptlings in Beschlag genommen war, so musste ihr Eigentümer wie Duncan zu Fuße gehen. Letzterer bedauerte jedoch diesen Umstand nicht, da ihm so vielleicht möglich wurde, die Eile der Reise zu vermindern: Denn immer noch wandte er sehnsüchtige Blicke nach der Gegend

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