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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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Wilder seine dunkle Hand mit dem üppigen Haare umwand, das in Locken über ihre Schultern herabfloß, und mit einem Messer um ihr Haupt fuhr, als wollte er bezeichnen, auf welche abscheuliche Weise es seiner schönen Zierde beraubt werden sollte. Aber Heywards Hände waren gebunden; und auf die erste Bewegung, die er machte, fühlte er den Griff des kräftigen Indianers, der die Rotte befehligte, seine Schulter wie mit einer Zange zusammendrücken. Erkennend, wie ohnmächtig ein Widerstand gegen die überlegene Gewalt erscheinen musste, ergab er sich in sein Schicksal und ermutigte seine zarten Begleiterinnen nur durch die leise und freundliche Versicherung, dass die Drohungen der Indianer gewöhnlich schlimmer als ihre Handlungen seien.
    Während aber Duncan durch diese tröstenden Worte die Besorgnisse der Schwestern zu zerstreuen versuchte, war er nicht so schwach, sich selbst zu täuschen. Er wusste sehr wohl, dass das Ansehen eines Indianerhäuptlings auf schwachen Füßen ruhe, und öfter durch physische Kraft als durch moralische Überlegenheit behauptet werde. Die Gefahr war deshalb in dem Maße größer, je bedeutender die Zahl der Wilden war, die sie umgaben. Der ausdrücklichste Befehl dessen, der ihr anerkannter Führer war, konnte jeden Augenblick durch die rasche Hand eines Wilden überschritten werden, dem es einfiel, den Geistern eines Freundes oder Verwandten ein Opfer zu bringen. Während er sich daher den äußeren Anschein von Ruhe und Seelenstärke gab, schwebte er in tödlicher Angst, sobald einer der Sieger den hilflosen Schwestern nähertrat, oder einen seiner finsteren, irrenden Blicke auf jene zarten Gestalten warf, die sowenig imstande waren, der geringsten Gewalttätigkeit zu widerstehen.
    Seine Besorgnisse wurden jedoch nicht wenig gemildert, als er den Führer seine Krieger zu einer Beratung versammeln sah. Sie war kurz und bei dem Stillschweigen der meisten wurde, wie es schien, ein einmütiger Beschluss gefasst. Da die wenigen Sprecher häufig nach der Gegend von Webbs Lager deuteten, fürchteten sie offenbar von dieser Seite Gefahr. Diese Besorgnis beschleunigte wahrscheinlich ihren Entschluss und beeilte die folgenden Bewegungen.
    Während dieser kurzen Überlegung, die seine schlimmsten Befürchtungen etwas milderte, hatte Heyward Muße, die vorsichtige Art zu bewundern, wie die Huronen, selbst nach dem Aufhören der Feindseligkeiten, ihre Annäherung an die Insel bewerkstelligt hatten.
    Es ist schon erwähnt worden, dass die obere Hälfte der Insel ein nackter Felsen war, der außer einigen zerstreuten Stämmen Treibholz keine Schutzwehr hatte. Diesen Punkt hatten sie zu ihrer Landung gewählt und zu diesem Behufe das Kanu durch den Wald um den Wasserfall herum getragen. Nachdem sie ihre Waffen in das kleine Fahrzeug gelegt hatten, hängten sich ein Dutzend Männer an die Seiten des Kanus und folgten seiner Richtung, während zwei der erfahrensten Krieger in Stellungen, die sie den gefährlichen Weg überschauen ließen, in ihm ruderten. Begünstigt durch diese Anordnung, gelangten sie an der Spitze der Insel an jenen Punkt, der für die ersten Wagehälse so verderblich geworden war, aber mit dem Vorteil einer größeren Zahl und im Besitze von Feuerwaffen. Dass dies die Art ihrer Landung gewesen, erkannte Duncan jetzt: Denn sie brachten die leichte Barke von dem obern Ende des Felsens und ließen sie nahe am Eingang der äußeren Höhle ins Wasser. Sobald dies geschehen war, winkte der Führer den Gefangenen, herabzukommen und in das Kanu zu steigen.
    Da Widerstand unmöglich und Vorstellungen nutzlos waren, so gab Heyward zuerst das Beispiel der Unterwerfung und schritt voran in das Kanu, wo er sich mit den beiden Schwestern und dem stets noch verblüfften David niederließ. Obgleich die Huronen die kleinen Kanäle zwischen den Stromschnellen und Wirbeln nicht kennen konnten, so waren sie doch mit den gewöhnlichen Regeln einer solchen Schifffahrt zu vertraut, um einen bedeutenden Fehler zu machen. Als der Lotse, welcher das Kanu zu leiten hatte, seinen Platz eingenommen, sprang die ganze Rotte in den Fluss; das Schifflein glitt auf der Strömung dahin, und in wenigen Augenblicken befanden sich die Gefangenen auf dem südlichen Ufer des Stromes, beinahe dem Punkte gegenüber, wo sie jenes am vorigen Abend getroffen hatten.
    Hier fand eine zweite kurze, aber ernstliche Beratung statt, während welcher die Pferde, deren panischem Schrecken die Eigentümer ihr Unglück

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