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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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von Fort Edward hin, in der eitlen Erwartung, von diesem Teile des Waldes her in irgendeinem Laute ein Zeichen nahender Hilfe zu entdecken.
    Als alles bereit war, gab Magua das Zeichen zum Aufbruch, indem er selbst als Führer an die Spitze des Zuges trat. Nächst ihm folgte David, welcher anfing, sich seiner misslichen Lage bewusst zu werden, da die Wirkungen seiner Wunde immer mehr verschwanden. Die Schwestern ritten hinter ihm, neben diesen ging Heyward, während die Indianer die Seiten deckten und den Zug in gewohnter unermüdlicher Wachsamkeit schlossen.
    So zogen sie in ununterbrochenem Stillschweigen fort; nur hin und wieder richtete Heyward einige Worte des Trostes an die Schwestern, oder machte David seinem Kummer durch fromme Ausrufungen Luft, womit er seine demütige Ergebung ausdrücken wollte. Ihr Weg ging nach Süden, der Richtung von William Henry beinahe entgegengesetzt. Obgleich Magua der ursprünglichen Entschließung der Sieger treu zu bleiben schien, so konnte Heyward doch nicht glauben, dass seine lockenden Anerbietungen so bald vergessen worden sein sollten: Er kannte die Krümmungen eines Indianerpfads zu gut, um nicht anzunehmen, dass hier, wo kluge List vor allem nötig war, auch diese scheinbar genommene Richtung am Ende doch noch zum Ziele führe. Meile auf Meile wurde in diesen endlosen Wäldern zurückgelegt, und noch war kein Ende ihrer Reise abzusehen. Heyward hatte immer die Sonne im Auge, wie sie ihre Mittagsstrahlen durch die Äste der Bäume schoss, und sehnte sich nach dem Augenblick, wo Maguas Politik ihrem Zug eine seinen Hoffnungen günstigere Richtung geben würde. Oft bildete er sich ein, der listige Wilde wende, weil er nicht hoffen dürfte, Montcalms Heer zu umgehen, den Zug nach einer wohl bekannten Pflanzung an der Grenze, wo ein ausgezeichneter Offizier der Krone und beliebter Freund der sechs Indianer-Nationen große Besitzungen hatte und sich gewöhnlich aufhielt. In die Hände Sir William Johnsons überantwortet zu werden war freilich einer Reise in die Wildnisse Kanadas bei weitem vorzuziehen; aber selbst um das Erstere auszuführen, musste noch manche ermüdende Meile im Walde zurückgelegt werden, und jeder Schritt entfernte ihn weiter vom Schauplatz des Kriegs und folglich von einem Posten, auf den ihn Pflicht und Ehre riefen.
    Cora allein erinnerte sich an die Weisungen des scheidenden Kundschafters, und so oft sich Gelegenheit bot, reckte sie ihre Hand aus, um Zweige, die ihr in den Weg kamen, zu zerknicken. Aber die Wachsamkeit der Indianer machte diese Vorsichtsmaßnahmen nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich. Oft wurde sie in ihrem Vorhaben gestört, wenn sie den wachsamen Augen der Wilden begegnete, wo sie dann eine nichtempfundene Unruhe heucheln und der Bewegung ihres Armes einen Grund weiblicher Ängstlichkeit unterzulegen bemüht sein musste. Nur einmal war sie ganz glücklich, als sie den Zweig eines großen Essigbaumes abbrach und ihr plötzlich der Einfall kam, einen ihrer Handschuhe fallen zu lassen. Dieses Zeichen, das den Nachfolgenden einen Wink geben sollte, ward jedoch von einem ihrer Führer belauscht: Er gab ihr den Handschuh zurück, zerbrach die übrigen Zweige umher, um den Schein hervorzubringen, als sei ein Wild dort durchgebrochen, und legte dann seine Hand mit einem so bedeutungsvollen Blicke auf den Tomahawk, dass er diesen verstohlenen Merkmalen ihres Zuges für immer ein Ende machte. Da sich überdies bei beiden Banden Pferde befanden, welche ihre Fußtritte dem Boden eindrückten, so vereitelte dieser Umstand alle Hoffnung, dass die zurückgelassenen Spuren ihnen Hilfe und Rettung verschaffen würden.
    Heyward hätte vielleicht eine Einrede gewagt, wenn ihm nicht die finstere Zurückhaltung Maguas den Mut dazu genommen hätte. Auf dem ganzen Zuge wandte er sich selten, um nach seinen Begleitern zu sehen und sprach kein Wort. Ohne andere Führer als die Sonne und geleitet von Merkzeichen, welche nur dem Scharfblick des Eingeborenen erkennbar sind, verfolgte er seinen Weg durch die öden Fichtenwälder, mitunter über kleine, fruchtbare Täler, durch Bäche und Flüsschen und wellenförmige Hügel mit instinktiver Sicherheit und fast in der geraden Richtung des Vogelflugs. Nie schien er unschlüssig zu sein, der Weg mochte kaum erkennbar werden, ganz verschwinden oder gebahnt und offen vor ihm liegen. Nichts hemmte seine Eile oder machte ihn zweifeln. Es schien, als ob Ermüdung ihm völlig unbekannt wäre. Sooft sich die Augen

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