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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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etwas sagen, aber dann hat sie es sich anders überlegt und ist nach Hause gegangen.
    Er hat ihr vom McDonald’s erzählt: wenn er sich umbringen würde, dann dort. Aber das hat er auch seiner Schwester erzählt. Wer weiß, wem noch?
    Fläschchen mit MS Contin, Sechzig-Milligramm-Tabletten, in einer Versandtasche, in einer Hundehütte.
    Ich nehme nur am Rande wahr, dass vor mir auf dem Tresen eine Tasse Kaffee kalt wird, nehme nur am Rande den Fernseher wahr, der an einem Metallarm hoch oben an der Wand hängt. Ein Reporter steht vor einem Palast und spricht in erregtem Ton von »einer kleinen Konfrontation, die sich allmählich zu einer echten Krise auswächst«.
    Peter Zell und J.T . Toussaint, Detective Andreas, Naomi Eddes.
    »In Ordnung, Honey«, sagt Ruth-Ann, Schürze, Bestellblock, eine Hand um den Griff der Kaffeekanne.
    »Was ist das für Musik?«, frage ich. »Wo ist Maurice?«
    »Er hat gekündigt«, sagt sie. »Du siehst schrecklich aus.«
    »Ich weiß. Noch etwas Kaffee, bitte.«
    Und dann ist da auch noch meine kleine Schwester. Vermisst, vielleicht tot, vielleicht im Gefängnis. Eine weitere Katastrophe, die ich weder vorhersehen noch verhindern konnte.
    Im Fernsehen laufen jetzt ruckelige Aufnahmen von einer Reihe südasiatischer Männer hinter einem Tisch, grüne Militäruniformen mit goldenen Epauletten, einer von ihnen spricht in strengem Ton in ein Mikrofon. Ein Bursche zwei Hocker weiter gibt ein erregtes Hrmpf von sich. Ich sehe ihn mir an, ein weichlicher Typ mittleren Alters mit Harley-Jacke, dickem Schnurrbart und Bart. »Was dagegen?«, fragt er. Ich zucke die Achseln, und er klettert auf den Tresen und balanciert unbeholfen auf den Knien, um den Kanal zu wechseln.
    Mein Handy vibriert.
    Culverson.
    »Hey, Detective.«
    »Wie geht’s, Henry?«
    »Alles in Ordnung.«
    Die Pakistanis im Fernsehen sind weg. Stattdessen steht nun ein Werbefritze obszön grinsend vor einer Konservenpyramide.
    Culverson erzählt mir, was er bis jetzt hat. Theodore Gompers, in seinem Büro mit seiner Flasche, hat gegen Viertel nach zwei einen Schuss gehört, aber seinem eigenen Eingeständnis zufolge war er ziemlich breit, sodass es mehrere Minuten dauerte, bis er der Sache nachging, und dann noch etliche weitere Minuten, ehe er zu dem kleinen Abstellraum gelangte, wo er Naomis Leiche fand und um zwei Uhr sechsundzwanzig die Polizei rief.
    »Was ist mit dem übrigen Personal?«
    »Als es passiert ist, war nur Gompers da. Momentan hat er drei weitere Mitarbeiter, und die waren alle im Barley House, zu einem ausgiebigen Mittagessen.«
    »Pech.«
    »Ja.«
    Ich staple die blauen Bücher aufeinander und breite sie wieder aus, sodass sie ein Quadrat bilden, ein Bollwerk um meine Kaffeetasse. Culverson wird die Kugel ballistisch untersuchen lassen – wegen der geringen, der sehr geringen Chance, sagt er, dass diese Waffe legal erworben wurde, prä- SSVE , und wir sie aufspüren können. In meinem Augenwinkel stippt der Bärtige mit der Harley-Jacke Eidotter mit einer Toastrinde auf. Der Werbefritze im Fernsehen wirft die Konserven verächtlich in den Müll und führt nun eine Art Vakuumversiegelungsgerät für die Küche vor, indem er eine Schale Erdbeeren in dessen Trichter aus rostfreiem Stahl kippt. McConnell, sagt Culverson, hat den Rest des Water West Buildings abgeklappert, vier Büroetagen, die Hälfte davon leer, niemand hat irgendwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört. Niemanden interessiert es. Der alte Wachmann sagt, es sei niemand hereingekommen oder hinausgegangen, den er nicht kenne – aber es gibt zwei Hintereingänge, und einer davon führt direkt zu dem rückwärtigen Treppenhaus, und die Überwachungskameras sind schon lange weg.
    Weitere Hinweise. Weitere Rätsel. Weitere Fakten.
    Ich schaue auf den Fernsehschirm, wo der Werbefritze nun einen Karton Blaubeeren in den Trichter schüttet und die Maschine einschaltet. Mein Tresenkumpan pfeift anerkennend und lacht glucksend.
    »Und die … äh …«, sage ich.
    Und dann sitze ich einfach nur da wie erstarrt, das Kinn in die Hand gestützt. Die Sache ist: Genau in diesem Moment muss ich entscheiden, ob ich die Stadt verlassen und nordwärts nach Maine gehen, mir ein Haus in der Casco Bay suchen und dort mit meiner Waffe sitzen, aus dem Fenster schauen und warten soll, oder ob ich hierbleiben, meine Arbeit machen und meinen Fall abschließen soll. Meine Fälle.
    »Palace?«, sagt Culverson.
    »Die Akten.« Ich räuspere mich, richte mich auf dem

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