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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Einsicht.
    Aber aus irgendeinem Grund befriedigte ihn diese Antwort nicht.
    Ein ziehender Schmerz im Nacken half ihm, die Frage beiseitezuschieben. Die Mikromaschinen seines Schwarms verarbeiteten den Transferschock gut – sie hatten sich vorbereitet und begannen sofort damit, genetische Frakturen zu reparieren und ihre eigenen Strukturen zu erneuern, dort, wo es zu Defekten gekommen war. Die Beschädigungen hielten sich natürlich in Grenzen, denn immerhin handelte es sich um einen KS-Transfer über nur sieben Lichtjahre. Aber der Schmerz, der vom Nacken durch die Wirbelsäule bis zum Kreuzbein reichte, von dort Ausläufer in den Ischiasnerv schickte und als ein leicht brennendes Prickeln bis in die Füße gelangte, war stärker gewesen als erwartet – ein deutliches Alarmsignal, das Sorge angesichts des bevorstehenden LS-Transfers nach Bluestone und vor allem der Zeit danach weckte, wenn seine Reisebilanz auf null gesunken war. Wie sollte ihn der Ring, den er von Quiron erhalten hatte, vor den Schäden an Körper, Geist und Schwarm bewahren, mit denen ein Null-Reisender rechnen musste? Xavius betrachtete ihn, als das Patrouillenboot an dem Konnektor über Herlihi anlegte und ihm mitteilte, dass er aussteigen konnte. Enthielt der Ring mit dem flachen ziselierten Kopf ein Geheimnis des Regenten? Durchaus möglich. Aber bestand dann nicht die Gefahr, dass es den Splitter-Menschen in die Hände fiel, dass sie versuchen konnten, es zu kopieren und sich so einen technologischen Vorteil zu verschaffen?
    Als er das Patrouillenboot verließ und zusammen mit zahlreichen Shuttle-Passagieren durch den von Atmosphärenschilden geschützten Korridor zum Transporter ging, der ihn zur Drei-Sonnen-Welt Berwick und dann nach Ratchford-Uyeda bringen sollte, bekam Xavius Gelegenheit, einen Blick auf Herlihi zu werfen, einen braungelben Globus, kleiner als Magrew und mit geringerer Schwerkraft, nicht umsonst in die Mars-Kategorie eingeordnet. Herlihi hatte zwar eine dichtere Atmosphäre, war aber größtenteils ebenso öde: ein Wüstenplanet mit endlosen Dünen-Landschaften, tiefen Trockentälern und langen schroffen Gebirgszügen. Es gab vereinzelte grüne Flecken, Oasen dort, wo unterirdische Flüsse an die Oberfläche traten, und neue Terraforming-Areale, wo sich Innovatoren von den Innenwelten des Enduriums niedergelassen hatten, Vivi, denen nichts an der Stillen Stadt lag und die ein alternatives Leben führen wollten. Hier konnten sie wenigstens keinen Schaden anrichten, dachte Xavius und holte, während er kurz an einem Aussichtsfenster innehielt, mehrere grüne Bereiche mit dem Okularzoom heran. Dabei gerieten auch einige der Pyramiden in sein Blickfeld, oberhalb des langen grünen Streifens am Äquator. Der Schwarm bemerkte sein Interesse, griff auf die lokalen Datenbanksysteme zu und informierte ihn: Die Tangeritt-Pyramiden, bestehend aus Synthium Vier, geschaffen von Spezies Siebzehn der Alten Zivilisationen. Alter vermutlich neunhundert Millionen Jahre. Damit gehören sie zu den jüngsten Hinterlassenschaften der Letzten Alten. Sichtbar ist nur der vor hundert Jahren von den ersten Xenoarchäologen freigelegte obere Teil; die Hauptmasse reicht dreizehn Kilometer tief in die Kruste des Planeten.
    Pyramiden, dachte Xavius, während hinter ihm Menschen, Vivi und Morti, durch den Korridor schritten, nur von einem zwei Millimeter dünnen Film aus polarisierter Energie vom Vakuum des Alls getrennt. Wie einst auf der Erde. Und wie auf dem Mars. Was nicht unbedingt auf Gemeinsamkeiten hindeutete, nur auf die Verwendung einer elementaren geometrischen Form – ein Beispiel für die universelle Bedeutung der Mathematik. Die Hinterlassenschaften, die menschliche Forscher vor dem Kollaps und dem Irdischen Frieden auf dem Mars gefunden hatten – Pyramiden aus Basalt und in Felsgestein gehauene Gesichter, die gen Himmel starrten –, stammten von einer eher primitiven Zivilisation, vergleichbar mit den Maya oder Azteken auf der Erde. Die zunehmende Desertifikation des Mars hatte die Marsianer aussterben lassen, bevor sie die technologischen Mittel entwickeln konnten, mit denen sie vielleicht in der Lage gewesen wären, die ökologischen Systeme ihrer Heimatwelt zu stabilisieren. Die Pyramiden der Tangeritt-Oasen von Herlihi hingegen waren Monumente eines Volkes aus der Blütezeit der kosmischen Zivilisationen vor einer Milliarde Jahren. Welchem Zweck sie dienten, blieb unklar. Viele hielten sie für unsterbliche Botschafter aus der

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