Der letzte Single fangt den Mann
Typisch Robert. Was soll’s.
» Kaffee, Sir?«, frage ich Robert fröhlich, während Luke und Vix Sophie helfen, den Frühstückstisch draußen zu decken.
» Ja, bitte«, antwortet er.
Er ist nicht so siegessicher, wie ich erwartet habe, nachdem er eine der Brautjungfern flachgelegt hat. Ich hätte gedacht, das würde ihn glücklicher machen.
» Victoria«, sage ich und wackle mit den Augenbrauen, als ich hinausgehe.
» Kalorien zählen nicht in Frankreich, richtig?«, sagt Vix und nimmt sich ein Pain au chocolat.
» Nicht, wenn man sie in der Nacht zuvor verbrannt hat«, sagt Bella, die in diesem Augenblick aus dem Haus kommt.
Ich drehe sofort den Kopf zu ihr, aber sie sieht mich nicht an. Schätze, Ollie hat nicht auf ihren Anruf reagiert.
» Ich stehe total auf alles Französische«, fährt Vix unbekümmert fort, ohne auf Bellas Bemerkung einzugehen. » Französisches Gebäck, französischer Wein, französischer Käse…«
» French fries, French kiss…«, plappert Sophie dazwischen.
» Écoute, Robert«, ruft Vix in die Küche. » Wir brauchen noch Milch! Was heißt Milch auf Französisch?«
» Lait«, antworten Sophie und ich gleichzeitig.
» Plus de lait!«, ruft sie. Robert kommt mit der Milch heraus, und Vix zwinkert ihm auffällig zu, den Mund voller Schokobrötchen. » Merci beaucoup.«
Ich grinse in mich hinein. Die beiden würden gut zusammenpassen, nicht?
» Bitte, zieh nach London«, sagt Sophie in weinerlichem Ton zu Vix. » Ich habe es satt, dich nur alle drei Monate an irgendwelchen Party-Wochenenden zu sehen. Und ich bin zu alt, um eine neue beste Freundin zu finden.«
» Vielleicht tue ich das ja«, entgegnet Vix. » In Edinburgh gehen mir nämlich bald die Männer aus.«
» Gut geschlafen, Prinzessin?«, murmle ich, als ich Robert Kaffee eingieße.
Er sieht müde aus, fällt mir plötzlich auf.
» Ziemlich gut«, murmelt er zurück und setzt seine Sonnenbrille auf. » Übrigens, Kompliment. Sieht so aus, als hättest du das Wochenende wirklich gerockt. Gut gemacht.«
» Ja, Kompliment an mich selbst«, stimme ich ihm zu und lächle in mich hinein.
Alle frühstücken mit verkatertem Heißhunger. Dave sitzt am anderen Tischende und unterhält sich mit Luke und Sophie über die Hochzeit. Es ist einfach nicht fair, dass Männer saufen können, wie sie wollen, und trotzdem am nächsten Morgen umwerfend aussehen. Ich musste mich zehn Minuten sorgfältig schminken, um einigermaßen menschlich anzumuten.
Plötzlich hören wir ein lautes Stöhnen in der Nähe, und eine Gestalt, eingewickelt in die Regenplane für den Grill, kommt über den Hof gerollt. Es ist JimmyJames.
In seinen Haaren steckt Laub, und im Gesicht hat er den Abdruck des Seils der Regenplane, das er als Kissen benutzt hat. Er sieht aus wie Edward Cullen in einer Laienaufführung von King Lear.
» Ihr habt mich ausgesperrt«, sagt er entrüstet. » Ich hätte erfrieren können. Ich könnte tot sein. Oh, super, Frühstück.«
JimmyJames war um Mitternacht hinausgegangen, um eine zu rauchen. Irgendeiner hatte wohl die Tür zum Hof abgeschlossen, weil er annahm, dass alle anderen bereits ins Bett gegangen waren.
» Ich hab versucht, mit dem Seil von der Abdeckung an der Fassade hochzuklettern«, erzählt JimmyJames und beißt in ein Rosinenbrötchen. » Ich hab gegen die Fensterläden geklopft, bis ich mich nicht mehr halten konnte. Bei dem Sturz habe ich mich am Arm verletzt, seht ihr?«
Er schiebt seinen Ärmel hoch und zeigt uns ein paar leichte Schürfwunden am Ellenbogen.
Die Frauen machen mitfühlend » oohhh«. Ich pruste vor Lachen in meine Kaffeetasse, und als ich merke, dass Dave mich mit gespielter Besorgnis ansieht, werde ich rot. Verdammt, ich dachte, ich hätte meine Verlegenheit endlich unter Kontrolle.
» Dann habe ich laut gerufen, bis der Nachbar anfing zu brüllen.« Sophie und ich sehen uns an und ziehen eine Grimasse. » Und nach einer Stunde habe ich erkannt, dass es ums nackte Überleben geht.« Luke lacht so sehr, dass er einen maßlos übertriebenen Hustenanfall bekommt und vom Tisch aufstehen muss. Er beugt sich vornüber, die Hände auf die Knie, und atmet tief ein, bis er wieder Luft bekommt. JimmyJames erzählt weiter. » Die Temperatur in Frankreich um diese Jahreszeit sinkt nachts auf sechs bis sieben Grad. Und, wie jeder weiß, ist es wichtig, den Kopf warm zu halten. Also habe ich mir einen Turban aus meinen Socken gebastelt und mich in die Plane eingewickelt. Als Kissen habe ich
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