Der letzte Single fangt den Mann
seinen. Wir knutschen verschlafen ein paar Sekunden, bis er richtig aufwacht, und dann… na ja, Sie wissen schon. Danach flitze ich nach Hause, ziehe mich um und gehe arbeiten.
Mein zweites Hoch am Tag erlebe ich, wenn ich ihn abends sehe. Ich sause nach Hause, dusche und ziehe mich um, bevor ich losflitze, um mich mit ihm zu treffen. (Eine Art Zwischenstopp in der Dating-Boxengasse.) Ich gehe auf ihn zu, unsere Blicke treffen sich, er sieht mich einen Moment lang eindringlich an, und dann küssen wir uns, und mein Gehirn hat einen Kurzschluss.
» Hast du bekommen, was du wolltest?«, murmelt er dann immer, und ich nicke und tue so, als würde ich meine Jacke nehmen und gehen. Er packt mich dann und zieht mich an sich, bevor er mich wieder küsst. » Ich bin noch nicht mit dir fertig«, sagt er.
Hinterher trinken wir Glühwein neben dem hässlich geschmückten Weihnachtsbaum in seiner Stammkneipe, essen eine Kleinigkeit und hüpfen anschließend ins Bett. So sieht ein durchschnittlicher Abend unter der Woche aus. Am Wochenende gehen wir richtig essen oder auf Partys mit Sophie und Luke. Von Robert habe ich in letzter Zeit nicht viel zu sehen bekommen. Ich glaube, er hat ein paar neue Freundinnen, die seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen.
Meine Entdeckung, dass Dave sich gerne beim Flirten kabbelt, bedeutet, dass ich viel Zeit damit verbringe, mir geniale Abfuhren auszudenken. Es ist, das muss ich zugeben, ein wenig anstrengend. Ich mag Verbalattacken und Wortgefechte so sehr wie jeder andere, aber ein richtiges Gespräch könnte hin und wieder nicht schaden. Und die intimen Momente zwischen uns sind so selten, dass sie praktisch vom Aussterben bedroht sind. Die Gespräche finden immer im Bett statt, in der Dunkelheit. Dave gibt nicht viel preis, aber wenn er mir seine ganze Aufmerksamkeit widmet, fühle ich mich ihm so nahe, dass es sich lohnt, mich in Geduld zu üben.
Und er ist so schön. Ich meine wirklich phänomenal irrsinnig attraktiv. Ich kann es kaum glauben, dass ein Mann wie er auf mich steht. Ich liebe sein enormes Selbstvertrauen, seine leicht überhebliche Art gegenüber jedem und allem und sein unglaubliches Charisma.
Ich weiß, sein Selbstvertrauen grenzt an Arroganz, aber ich finde sogar das attraktiv. Und manchmal kann er ein wenig egoistisch sein, aber auch das stört mich nicht wirklich. In einer idealen Bezieh…sorry, normalerweise würde ein Mann, bei dem man regelmäßig übernachtet, einem morgens einen Kaffee anbieten, wenn er sich einen kocht, richtig? Oder vielleicht ein Handtuch geben, wenn man bei ihm duscht. Ich machte letztes Wochenende eine ironische Bemerkung darüber, worauf Dave erwiderte: » Ich bin kein Mann, der andere verwöhnt, mein Engel. Du musst mir schon sagen, was du willst. Ich kann dir nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen.« Was nur recht und billig ist, denke ich.
Ein paarmal verhielt er sich ein wenig distanziert. Die Vorstellung, er könnte… wie auch immer man das nennen will, beenden, verursacht mir den ganzen Tag Übelkeit. Aber er hat nicht Schluss gemacht. Außerdem kann ich auch distanziert sein. Cool! Unter Kontrolle!
Einigermaßen.
Die Wahrheit ist: Mein neu entdecktes Selbstbewusstsein und meine Singletaktiken fliegen in hohem Bogen zum Fenster hinaus, wenn wir uns küssen. Ich bin mir sicher, das ist anfangs normal in einer Bezieh…ich meine, am Anfang von irgendwas.
Wenigstens bin ich nicht mehr so nervös in seiner Gegenwart. Tatsächlich bin ich nervöser, wenn ich nicht mit ihm zusammen bin, falls das Sinn ergibt. Wenn er sich nicht meldet oder wenn seine letzte SMS oder E-Mail kühl oder kurz angebunden klang, kann ich an nichts anderes denken. Ich warte und mache mir Sorgen, und es ist grausam. Tatsächlich ist es heute besonders schlimm.
Dave ist mit seinen Arbeitskollegen in einem Pub in der City. Das macht er in letzter Zeit häufig, was nicht verwunderlich ist, schließlich ist Dezember, ein Monat, der mit viel Alkohol in London gefeiert wird. Außer von mir natürlich. Ich mache stattdessen viele Überstunden, um Suzanne zu beeindrucken. Ich frage mich, ob ich einfach nach Hause gehen soll. Aber was, wenn er mich einlädt nachzukommen? Er könnte gleich um die Ecke sein…
Ich verkneife es mir, ihm eine SMS zu schicken– nach seinem Statement in Frankreich, dass er es hasst, per SMS ausgefragt zu werden. Es ist eine Kunst, ausweichende Textnachrichten zu schreiben, das ist es wirklich. Obwohl es für ihn verdammt
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