Der letzte Single fangt den Mann
hier verloren? Sie sind nicht befreundet, in Frankreich haben sie kaum ein Wort miteinander gewechselt! Was soll ich tun? Sie konfrontieren? Das wäre ein bisschen dramatisch, nicht? Ich meine, es ist nur ein Mittagessen! Dave könnte denken, dass ich überreagiere oder krankhaft eifersüchtig bin. Er hasst Eifersucht, wie er mir einmal erzählt hat, ihn ödet das an. Ich will nichts kaputtmachen, jetzt, wo es endlich gut läuft zwischen uns…
Mein Herz hämmert qualvoll. O Gott, mir ist schlecht.
Sehen wir es positiv: Sie essen zusammen zu Mittag, nicht zu Abend, richtig? Ein Lunch ist harmlos, nicht? Ich habe ja auch ein Lunch mit André! Aber warum hat Dave mir nicht erzählt, dass er heute mit Bella verabredet ist? Andererseits, er erzählt mir nie, mit wem er seine Mittagspause verbringt. Vielleicht gibt er ihr Ratschläge wegen Ollie. Nein, das ist auch unwahrscheinlich. Wenn ich zu den beiden gehen würde und sagen » Hey, schön, euch zu sehen!«, wäre das peinlich? Oberpeinlich. Bella war in Frankreich, offen gesagt, eine Zicke. Außerdem dachte ich, sie wohnt im verdammten Bath! Gott! Gehirn, beruhige dich! Ich lege die Finger an die Schläfen und atme tief durch.
» Sie sind sehr blass«, sagt André. » Brauchen Sie frische Luft?«
Ich erwidere seinen Blick. » Ja«, sage ich. » Ich muss hier raus. Macht es Ihnen was aus, wenn wir gehen? Ich werde draußen auf Sie warten.«
» Kein Problem«, entgegnet er. » Ich lasse die Rechnung kommen.«
Ich gehe im Laufschritt zum Ausgang, mit gesenktem Kopf, damit Dave und Bella mich nicht bemerken. Nicht, dass die beiden sich umschauen würden. Sie sind in ein Gespräch vertieft, wie ich mit einem flüchtigen Blick bemerke. Sie wirken sehr vertraut. Wie ein Paar. Ein unheimlich schönes, attraktives Paar.
Ich glaube, ich muss mich übergeben.
Ich hole meine Jacke und stürze hinaus auf die Straße, wo ich tief Luft hole.
Atme, Abigail. Denk nach. Was würde Robert dazu sagen? Soll ich ihn anrufen? Nein. Natürlich nicht. Er verhält sich ohnehin schon merkwürdig wegen Dave. Und wenn ich ihn anrufe, wird er mir nur sagen, dass ich überreagiere.
Und er hätte recht damit. Das ist nur ein Mittagessen mit einer alten Freundin. Einer Familienfreundin! Es ist nichts. Gestern Abend hat Dave gesagt, dass er mit mir zusammen sein möchte, dass er unsere Beziehung offiziell machen wolle. Er sagte, ich habe es ihm angetan.
Bei dieser Erinnerung löst die Nervosität ihren Würgegriff um meine Brust ein wenig. Weit genug, dass ich nicht mehr befürchten muss zusammenzuklappen.
Beruhige dich, rede ich auf mich ein. Es ist nichts dabei, wenn er sich zum Lunch mit einer alten Familienfreundin, die zufällig weiblich ist, verabredet. Schließlich hatte ich ein Lunch mit André, nicht? Und Dave ist nicht der Typ Mann, der eine Frau betrügt, oder?
Eigentlich ist er genau der Typ Mann, den ich früher sofort als Fremdgänger eingeordnet hätte– selbstbewusst, glatt, sexy, mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne… aber das sind dumme Vorurteile. Was weiß ich schon von Männern, die ihre Frauen betrügen? Peter– kurze Pause, um über die Schulter zu spucken– hat mich betrogen! Und ich war absolut ahnungslos. Gott, o Gott, warum muss das geschehen? Gehirn, bitte, hör auf.
Egal. Sie hat ja einen festen Freund, Ollie, und okay, sie hatten Streit in Frankreich, aber ich glaube nicht, dass sie sich getrennt haben, oder? Warum ziehe ich also voreilige Schlüsse?
» Abigail, es tut mir leid, vielleicht lag es an die Ostääär?«, sagt André, der herauskommt. Sein Gesicht ist sehr besorgt.
» Schon möglich«, sage ich. » Lassen Sie uns ins Büro zurückgehen.«
Der restliche Nachmittag ist eine Qual. Meine übliche Unruhe, wenn ich auf ein Zeichen von Dave warte, ist nichts verglichen damit. Ich kann es nicht ändern: Ich gehe durch die Hölle.
Es gelingt mir nicht, mich abzulenken. An den Börsen tut sich überhaupt nichts. Ich bin nicht fähig, mit Kunden zu telefonieren. Ich kann keinen Satz zu Ende lesen, ohne an die Bilder im Restaurant zu denken, und ich checke wie besessen mein Handy. Ich nehme es sogar mit auf die Toilette, für den Fall, dass er anruft. Das ist nicht einfach, da es keinen Spülkasten gibt, auf den ich das Handy legen könnte. Folglich muss ich es zwischen die Zähne klemmen, um zu pinkeln. Das ist bestimmt unhygienisch.
Am liebsten würde ich Plum oder Sophie anrufen, um mich zu beruhigen. Aber sie würden mir auch nur raten, Dave
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