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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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schnell zusammenreiße.
    » On y va?«, fragt er und redet weiter in seiner Muttersprache. » Ich weiß, dass Sie Französisch sprechen, Abigail. Ich habe Ihren Lebenslauf gelesen.«
    » Ich bin schüchtern«, antworte ich auf Französisch.
    » Ha. Kopf hoch. Ich habe Neuigkeiten, die Sie garantiert dazu bringen werden, mir Ihr bezauberndes Lächeln zu schenken.«
    Er sollte wirklich aufhören zu flirten. Wir arbeiten schließlich in der Finanzbranche, Herrgott.
    Ich setze ein geschäftsmäßiges Lächeln auf, während wir zu dem italienischen Fünfzigerjahre-Café gehen. Die beiden Männer hinter der Theke tun so, als hätten sie mich eine Ewigkeit nicht gesehen, obwohl ich erst am Morgen um kurz nach acht noch hier war, um zwei Latte macchiato für mich und Charlotte zu holen.
    » Zunächst einmal, wie geht es Ihnen? Hatten Sie angenehme Weihnachtstage?«
    » Ja, super«, sage ich.
    Das ist nur ein bisschen gelogen. Soll ich etwa sagen: » Weihnachten war ziemlich öde, stark geprägt von einer tiefen Sehnsucht mit einem Hauch Unsicherheit, die ihren Höhepunkt in einem schuldbeladenen Beinahe-Skandal fand, als ich nämlich mit meinem besten Freund herumknutschte, und deshalb fühle ich mich unbehaglich«?
    » Sie verreisen oft?«, fragt er. » Oder macht Suzanne Ihnen das Leben schwer?«
    » Nein«, sage ich.
    Warum fragt er das? Ist das der Code für » Sie sehen echt beschissen aus«? Es geht mir gut. Es geht mir bestens!
    » Ich habe inzwischen das offizielle Stellenangebot für Sie. Ich wollte mit Ihnen nicht im Büro darüber sprechen, weil… wie heißt dieses Sprichwort? Die Wände haben Augen?«
    » Ohren«, sage ich, um Zeit zu schinden. » Die Wände haben Ohren.«
    » Richtig. Wir garantieren Ihnen einen Bonus ab dem ersten Jahr, und wir zahlen das doppelte Grundgehalt. Wir übernehmen die Umzugskosten und helfen Ihnen, eine Wohnung zu finden…«
    Ohne überhaupt darüber nachzudenken, beginne ich, mit André über die Details zu reden. Jahrelanges Training, nehme ich an. Ich will alle Details. Ich sage nicht Ja, aber ich kann nicht anders, als zu nicken und oft zu lächeln. Es ist ein absurd gutes Angebot, und plötzlich wird mir bewusst, dass ich ziemlich dumm wäre, es abzulehnen. Das ist mehr Geld, als ich jemals verdient habe. Ich würde von Suzanne wegkommen, mein eigenes Team leiten und die Analysen auf meine Art erstellen. Was immer » meine Art« ist.
    Alles, was ich dafür tun muss, ist, nach Hongkong zu ziehen.
    » Ich denke, der nächste Schritt wird sein, dass Sie sich das Büro in Hongkong ansehen und das Team kennenlernen«, sagt André, während er mich genau beobachtet.
    » Okay«, entgegne ich.
    Das scheint mir einfacher, als Nein zu sagen. Oder Ja. Wie auch immer ich mich entscheiden werde.
    André beginnt, mir alles über das Team zu erzählen, das er gerade aufbaut, über die Projekte und wie mein Besuch logistisch ablaufen kann. Suzanne wird nichts von dem Jobangebot erfahren, nicht weil sie untröstlich wäre, mich zu verlieren, sondern weil Wildern in einem anderen Team als unfein gilt und verpönt ist. Natürlich kommt es trotzdem regelmäßig vor.
    Wir vereinbaren, dass ich Mitte Februar– also in einem Monat– für vier Tage nach Hongkong fliege, wo zufällig eine Asien-Luxusmesse stattfindet, die ich als Vorwand Suzanne gegenüber benutzen kann. André wird bereits vor Ort sein und mich herumführen.
    Ich war noch nie in Hongkong, und ein Teil von mir ist begeistert. Der andere Teil ist abgelenkt. Wie immer, verdammt.
    Vier Tage (fünf Nächte!) ohne Dave sind blöd. Ich frage mich, was er wohl zu dem Jobangebot sagen würde.
    Verfluchte Hacke. Ich bin eine erwachsene Frau, ich sollte meine beruflichen Entscheidungen nach meinen Wünschen treffen. Ich sollte aufrichtig begeistert sein und mich geschmeichelt fühlen. Was stimmt nicht mit mir?
    Ich kehre an meinen Schreibtisch zurück und starre den restlichen Nachmittag auf meinen Monitor. Um zehn vor sechs summt mein Handy. Es ist Dave. Ich schwöre, ich schnurre fast vor Glück.
    Wir treffen uns mit seiner Mutter um acht in einem Restaurant in Marylebone, was mir nicht viel Zeit lässt.
    Ich rufe Charlotte » Tschüss« zu, schnappe mir Tasche und Jacke und sause zu den Aufzügen, bevor ich mit dem Taxi nach Hause fahre. Zum Glück ist Robert noch nicht da, denke ich, dieser Verlegenheitssmalltalk nervt allmählich. Ich habe eine ganze Stunde, um mich vorzubereiten.
    Abendessen mit der Mutter meines Freundes. Ach du

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